Gelderland Bewährung für brutale Pizza-Räuber

Gelderland · Rheurdt, Stenden, Issum, Xanten, Uerdingen: Fünf Jugendliche lockten vor gut einem Jahr Pizza-Boten in die Falle. Sie griffen die Fahrer mit Pfefferspray an, raubten Geld und Essen. Das Gericht urteilte mild.

 Pizzafahrer René Ingenillem an der Stelle, wo er von den Jugendlichen mit Pfefferspray überfallen wurde.

Pizzafahrer René Ingenillem an der Stelle, wo er von den Jugendlichen mit Pfefferspray überfallen wurde.

Foto: Gerhard seybert

Diesen Montagabend vor gut einem Jahr hat René Ingenillem noch längst nicht vergessen. Gegen 21.35 Uhr steuert er den Corsa der Pizzeria "KU 1" von Aldekerk nach Stenden. Hier soll der junge Mann Pizza ausliefern. Mit Thunfisch. Bolognese. Mais. Und Mozarrella. Für 18,50 Euro. Doch als er die vermeintlichen "Kunden" vor der Kirche antrifft, ist der Empfang alles andere als freundlich.

Statt des Geldes für die Pizza sprühen die Täter dem Boten unverhofft Pfefferspray ins Gesicht. Ingenillem sinkt zunächst zu Boden, kann dann aber flüchten. Im Laufen wählt er den Notruf. 200 Meter weiter hält er ein Auto mit zwei Frauen an. Sie glauben ihm den Überfall. Wenige Minuten später ist die Polizei vor Ort. Doch die Täter sind längst über alle Berge.

Nur gut drei Wochen später aber schlagen die Beamten zu. Fünf Männer, alle zur Tatzeit zwischen 16 und 18 Jahre alt, werden geschnappt. Die beiden Haupttäter kommen aus Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn. Das Amtsgericht Moers verurteilte sie nun zu anderthalb Jahren Haft auf Bewährung. Ihnen war schwerer Raub in drei Fällen sowie versuchter schwerer Raub in zwei Fällen zur Last gelegt worden.

Aufgrund der günstigen Prognose für den weiteren Lebensweg kam das kriminelle Duo an einer Gefängnisstrafe vorbei, heißt es aus dem Amtsgericht. Sie wollen nun erst mal ihren Schulabschluss nachholen. Zuvor waren sie wegen Drogen-Verstößen mit dem Gesetz in Berührung gekommen.

Glimpflich kamen auch die drei weiteren Mittäter, allesamt geständig, davon. Ihnen brummte das Gericht Sozialstunden auf, weil sie wohl "nur" Schmiere gestanden oder das Fluchtauto gefahren haben. Als Motiv für ihre Taten hatten sie Geldnot angegeben. So erklärte einer der Männer vor Gericht, er sei kurz zuvor zu Hause rausgeflogen. Er habe weder Geld noch etwas zu essen gehabt. Daher habe er auch die bestellte Pizza genommen, ehe er mit den anderen davongerannt sei. In ihrem Fall erkannte das Gericht zugunsten der Angeklagten an, dass sie durch die Haupttäter verleitet worden seien.

Insgesamt fünf Überfälle gehen auf das Konto der jungen Männer. Im März und April 2012 hatten sie laut Angaben der Polizei in Rheurdt, Kerken, Issum, Xanten und Krefeld-Uerdingen zugeschlagen. Die Polizei war schon damals von einem identischen Täterkreis ausgegangen. Pizza und Pfefferspray — immer wieder das selbe Muster war zu erkennen.

In Geldern sollen einige Betreiber von Schnell-Restaurants damals sogar aufgerüstet haben. Sie dachten daran, ihre Fahrer ebenfalls mit Pfefferspray zur Verteidigung auszurüsten. Doch dazu kam es glücklicherweise nicht mehr.

Weil die Polizei schneller war.

(RP)
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