Straelen Betreutes Wohnen für alte Pferde

Straelen · Im Niersbroek betreuen Patricia Klasen-Theissen und ihr Mann einen Hof für alte und kranke Pferde. Das Ziel: Den Vierbeinern einen möglichst angenehmen Lebensabend zu verschaffen. Die Tiere verbringen viel Zeit auf der Wiese.

 Patricia Klasen-Theissen und ihr Mann Klaus lieben Pferde: Auf ihrem Hof gehören die Vierbeiner ganz selbstverständlich zum Alltag dazu.

Patricia Klasen-Theissen und ihr Mann Klaus lieben Pferde: Auf ihrem Hof gehören die Vierbeiner ganz selbstverständlich zum Alltag dazu.

Foto: gerhard seybert

Mitten im idyllischen Niersbroek, einem Außenbereich Straelens, liegt ein kleiner, privater Pferdehof. Umgeben von Wiesen, Feldern und Wäldern und mit nur wenigen Nachbarn leben dort Patricia Klasen-Theissen und ihr Mann Klaus Theissen zusammen mit ihren geliebten Pferden.

 Die Pferdefreundin verbringt viel Zeit damit, die Tiere wie hier zu umsorgen und zu pflegen.

Die Pferdefreundin verbringt viel Zeit damit, die Tiere wie hier zu umsorgen und zu pflegen.

Foto: fm

Seit 14 Jahren wohnt das Paar zusammen auf dem eigenen Hof 'Niersbroek 12'. Doch es ist nicht irgendein x-beliebiger Pferdehof — Patricia Klasen-Theissen betreibt eine Altersresidenz für Pferde. "Nicht nur Menschen sollten das Anrecht auf einen schönen Lebensabend haben — Pferde haben sich diesen schließlich auch verdient", erklärt die Besitzerin. Dabei legt sie besonderen Wert auf die Bezeichnung "Altersresidenz". Denn könne man ihre Idee mit einem Gnadenhof verwechselt werden. "Das ist er aber nicht", stellt die Tierliebhaberin klar.

Die Idee zur Altersresidenz kam der Pferdenärrin 1994 aus einem traurigen Anlass: Ihre damals achtjährige Stute hatte sich bei einem Unfall schwer verletzt, überstand zwar einen halbjährigen Klinikaufenthalt, wurde aber nie wieder richtig gesund. "An Sport war nicht mehr zu denken, doch das Pferd ist Teil des Lebens. Jeder Pferdefreund kann dies nachempfinden", sagt Klasen-Theissen, "So ist sie schon früh in Rente gegangen und lebt heute rundum zufrieden in meiner Senioren-Herde."

Bereits an dieser Geschichte ist zu erkennen, dass Patricia Klasen-Theissen ein großes Herz für ihre Vierbeiner hat. "Es ist nicht immer nur das Alter, das die Pferde in den Ruhestand bringt - es können auch Verletzungen bei jungen Tieren wie bei meiner Stute sein", erklärt die leidenschaftliche Reiterin. Mit einer solchen Freundschaft sind nicht alle Menschen gesegnet — so kann es nach Unfällen für Pferde auch zum Schlachter gehen, wenn der Besitzer dies entscheidet. Eine inakzeptable Art, wie die Straelenerin findet.

Ein Pferd im Alter habe seine Grundbedürfnisse und die sollten zur altersgerechten Pflege dazugehören: "Vor allem Bewegung spielt eine wichtige Rolle. Diese muss mit Gesundheitszustand und Alter in Einklang gebracht werden", so die Betreiberin der Altersresidenz. Spätestens hier fängt das "betreute Wohnen" für Pferde bei Patricia und Klaus Theissen an. Die Pferdeliebhaber gehen dabei auf jedes einzelne Individuum ein, kümmern sich artgerecht um die Tiere.

Etwa 20 Pferde finden ihren Platz auf fünf Hektar Land mit Weiden und Boxen. Dort leben sie in monogramen Herdenverbänden, also nach Geschlechtern getrennt. Die meiste Zeit verbringen die Pferde draußen auf den Wiesen. Nur bei extremen Bedingungen bleiben die Pferde den einen oder anderen Wintertag im Stall: uu ihrer eigenen Sicherheit.

Zurzeit beherbergt die hauptberufliche Hausverwalterin 17 Pferde, drei davon gehören ihr selbst: "Zwei meiner Pferde sind ebenfalls schon Rentner, beide mussten mit acht Jahren aufgrund von Verletzungen und Beschwerden als Rentner eingestuft werden. Mein drittes Pferd ist topfit — aber auch acht Jahre alt", fügt sie lachend an. "Wenn das verflixte achte Jahr überwunden ist, kann ja schon fast nichts mehr passieren."

Ihre 14 Gast-Pferde kommen aus unterschiedlichen Ecken Nordrhein-Westfalens: ob Mülheim an der Ruhr, Leverkusen oder auch aus der Umgebung. "Die Häufigkeit der Besuche der Besitzer kommt ganz auf die Entfernung an. Die einen kommen regelmäßig jede Woche, andere einmal im Monat und manchmal, traurigerweise, auch nur einmal pro Jahr", sagt die Pferdeexpertin.

Einige der Pferde müssen mit starken Kolik-Schüben oder immer wieder auftretender Hufrehe leben. Daran wird ihre Pflegebedürftigkeit deutlich: "Wir müssen täglich Medikamente verabreichen, Futter anpassen oder auch Spritzen setzen. Für einen privaten Pferdebesitzer ist eine solche Last schwer zu stemmen", erklärt die Straelenerin. Viele Tiere leben oder lebten lange in der Altersresidenz des Paares — fast Jahrzehnte.

Für die Pferdepflegerin und Tierliebhaberin Patricia Klasen-Theissen gilt jedenfalls immer: "Man wächst mit den Aufgaben und der Bezug und die Freundschaft zu einem Tier machen die Freude und Motivation aus. So fällt jeder Abschied schwer."

(fm)
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