Prof. Florian Wichern Bessere Böden für den Niederrhein

Geldern · Die Agrarstudiengänge entwickeln sich gut, haben starken Fokus auf die Forschung. Forschungsprofessur startet im Juni.

 Prof. Dr. Florian Wichern forscht über die optimale Bewirtschaftung von Böden.

Prof. Dr. Florian Wichern forscht über die optimale Bewirtschaftung von Böden.

Foto: Gottfried Evers

Niederrhein Im Rahmen des Förderprogramms "FH Zeit für Forschung" wird Prof. Dr. Florian Wichern für drei Jahre mit einer Forschungsprofessur gefördert. Wichern wurde von einer Jury als einer der 20 Gewinner des Förderprogramms "Zeit für Forschung" gewählt. Das Projekt wird vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW mit einem Projektvolumen von 333.182 Euro gefördert.

Sie sind Professor, seit die Hochschule 2009 in den Provisorien startete. Hatten sie mit einer solch rasanten Entwicklung gerechnet?

Florian Wichern Von Anfang an waren wir in der Hochschule sehr ambitioniert und sind mit der Idee gestartet das Konzept der Fachhochschule zu überdenken und neu zu gestalten. Dieses spiegelt sich in der starken Internationalisierung, in innovativen Studienganginhalten und in einem starken Forschungsfokus wider. Letzteres ist auch Grund für viele Kollegen und Kolleginnen gewesen, an die Hochschule Rhein-Waal zu wechseln. Wir haben seit 2009 nicht nur im Bereich der Lehre, sondern auch im Bereich der Forschung Beachtliches erreicht. Das war häufig mit viel Aufwand verbunden. Nunmehr ernten wir aber auch die Früchte unserer Arbeit. Und nachweislich benötigen manche "Pflänzchen" auch länger als andere, bevor sie Früchte tragen, und die Früchte verschiedener Pflanzen können sehr verschieden aussehen.

Wie haben sich im Vergleich dazu die Agrarstudiengänge entwickelt?

Wichern Die Agrarstudiengänge, die ja auf Englisch sind und im Vergleich zu Bachelorstudiengängen an anderen Hochschulen einen stärkeren internationalen Fokus haben, haben sich aus meiner Sicht sehr prächtig entwickelt. Die Studierendenzahlen sind auf einem guten Niveau, wenn man die Rahmenbedingungen - Englischsprachigkeit, Fachlichkeit - berücksichtigt. Zudem zeichnen sich Fachhochschulen ja durch kleine Kursgrößen und eine intensivere Lernbeziehung zwischen Lehrenden und Studierenden aus. Voll Stolz schauen wir auch auf den Erfolg, den wir mit unserem Lernkonzept haben: Unsere Absolventen sind sowohl im Berufsleben - zum Beispiel die Landwirtschaftskammer NRW - als auch im Masterstudium an anderen, renommierten Universitäten wie Göttingen, Aarhus, Kopenhagen, Wageningen gut angekommen und haben keine Probleme, sich zurechtzufinden und dem Leistungsanspruch gerecht zu werden.

Wie ist die Akzeptanz und die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft, beispielsweise Haus Riswick?

Wichern Wir arbeiten seit Anbeginn eng mit der Landwirtschaftskammer NRW, insbesondere am Haus Riswick, in der Lehre und in Forschungsprojekten zusammen. Das erfolgt immer unkompliziert und kollegial. Zusammen mit der Landwirtschaftskammer arbeiten wir an Fragestellungen der Landwirtschaft in der Region, zum Beispiel, wie der Anbau von Zwischenfrüchten das Risiko der Nitratauswaschung reduzieren und den Humusaufbau des Bodens fördern kann. Wir arbeiten in Lehre und Forschung auch direkt mit einzelnen Landwirten zusammen. Das gestaltet sich immer als sehr bereichernd für alle Beteiligten.

Wird es künftig durch die Ergebnisse der Forschung möglich sein, Böden und Grundwasser weniger stark durch Düngung zu beanspruchen?

Wichern Das ist erklärtes Ziel unserer Forschung in mehreren Projekten. Die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der landwirtschaftlichen Praxis ist jedoch aufgrund der politischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen ein längerer Prozess. Mit der neuen Düngeverordnung wird sich bereits einiges ändern. Allerdings werden auch hier die Effekte erst nach einiger Zeit sichtbar werden. Das Thema Bodenschutz, zum Beispiel Schutz vor Erosion oder Bodenschadverdichtung, wird sicherlich neben der Luftreinhaltung ein weiteres zukünftiges Thema sein, das die landwirtschaftliche Praxis beeinflussen wird.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen?

Wichern In meiner Arbeitsgruppe kooperieren wir im Rahmen von Forschungsprojekten mit Universitäten, Fachhochschulen und staatlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland, wie die FH Südwestfalen in Soest, die Unis Bonn, Göttingen, Kassel und Rostock, das Forschungszentrum Jülich, und in den Niederlanden mit der Radboud Universität in Nimwegen und der Universität Wageningen. Dabei haben wir beispielsweise den Einfluss der Stickstoffdüngung auf die Wurzelmorphologie von Zwischenfrüchten und die Effekte auf die Stickstoffaufnahme durch Bodenmikroorganismen untersucht. In einem anderen Projekt wollen wir mit Hilfe von Sensoren, die an Drohnen befestigt werden, die Pflanzenentwicklung und Stickstoffaufnahme im Grünland erfassen um die Düngung besser an den Bedarf der Pflanzen anzupassen. Darüber hinaus bestehen auch Kontakte zu Forschungspartnern in Frankreich (ISARA Lyon), der Schweiz (Agroscope) und Schweden (Lund Universität).

Vielen Dank für das Gespräch!

MATTHIAS GRASS STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
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