Geldern Bescherung vom Nikolaus in Hartefeld

Geldern · Schöner Brauch: Sechs Gruppen der St.-Antonius-Bruderschaft besuchten am Donnerstag die Kinder in der Nachbarschaft. Viele Schützen nehmen sich dafür schon seit vielen Jahren frei. Lieder und Gedichte sind wieder auf dem Vormarsch.

Henry und Emily haben in Hartefeld viel Spaß an Nikolaus Erwin Günther und Knecht Ruprecht Werner Bugler – und an den Geschenken.

Henry und Emily haben in Hartefeld viel Spaß an Nikolaus Erwin Günther und Knecht Ruprecht Werner Bugler – und an den Geschenken.

Foto: Gerhard Seybert

Der moderne Nikolaus fährt Auto. Den Stab zwischen die Sitze des Wagens gesteckt, die Mitra auf dem Schoß gelegt. Silke Otto startet den Motor. Dann bringt sie Nikolaus Erwin Günther und Knecht Ruprecht Werner Bugler von Haus zu Haus. Vier Besuche stehen am Abend vor dem heutigen Feiertag auf dem Programm. Der erste führt ins Neubaugebiet Am Eybelshof. Dort warten fünf Erwachsene und vier Kinder auf den Heiligen.

Nur gut, dass Erwin Günther, der als Kind selbst vom Hartefelder Schützen-Nikolaus besucht wurde, schon 30 oder mehr Jahre in dieser Rolle auf dem roten Buckel hat. Denn als er sich auf den bereitgestellten Stuhl setzt und die kleine Emily als Erste aufgerufen wird, beschlägt seine Brille von der Wärme im Wohnzimmer. Nur gut, dass er sich vorher die Notizen der Eltern über Emily (sowie über Henry, Jonas und Vincent) im Auto vor der Haustür noch mal durchgelesen hat. Ein Nikolaus ohne Durchblick? Undenkbar.

Nur gut eine halbe Stunde vorher geht es bei Soesters zu wie im Taubenschlag. Oben über dem Saal gibt es Nikoläuse und Knechte im Sixpack. Zwei Frauen helfen den ehrenamtlichen Darstellern, in eines der insgesamt neun zur Verfügung stehenden Kostüme zu schlüpfen. "Habt ihr alle eure Bücher?

Durch Wind und Wetter: Trotz Orkan "Xaver" machten sich Nikolaus und Knecht Ruprecht gestern mit Fahrerin Silke Otto auf den Weg.

Durch Wind und Wetter: Trotz Orkan "Xaver" machten sich Nikolaus und Knecht Ruprecht gestern mit Fahrerin Silke Otto auf den Weg.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Muss noch mal jemand auf Toilette?", schallt es lachenderweise über den Dachboden. Die Heiligen Männer und ihre Unterstützung sind gelassen. Weil routiniert. Wie lange die Hartefelder Schützenbrüder und ihre Frauen die Kinder an oder vor Nikolaus besuchen, weiß hier niemand so recht. Die Schätzungen reichen zuerst von 30 Jahren bis später zu fünf Jahrzehnten. "Schreib' mal, wir machen datt schon sehr lange", sagt ein Verkleideter. Okay: Dem Nikolaus soll man ja bekanntlich nicht widersprechen.

Zurück am Eybelshof wird auch schon mal das eine oder andere Tränchen vergossen. Denn der komische Kerl mit dem weißen Bart ist dem einem oder anderen der vier Kinder doch nicht so ganz geheuer. Und dann redet der alte Mann auch noch vom Zimmer aufräumen und will, dass die eigenen Geschwister nicht mehr gehänselt werden sollen. Schlimm, denken sich wahrscheinlich Emily, Vincent, Jonas und Henry.

Richtig schlimm. Doch Erwin Günther wäre nicht der Nikolaus, wenn er die Kinder nicht mit einem Händedruck und gutem Zureden wieder beruhigen könnte. Okay, manchmal hilft es auch, wenn Mama den Nachwuchs mal kurz in den Arm nimmt. Und die Geschenke, tja, die entschädigen natürlich für vieles. Denn das dürfte dem himmlischen Team Günther/Bugler am meisten Spaß machen. Auch wenn man das weder hinter dem weißen noch dem schwarzen Bart erkennen kann.

"Bei einigen Besuchen werden auch wieder Lieder gesungen oder Gedichte aufgesagt", erklärt der moderne Nikolaus später — und legt die Mitra wieder auf den Schoß. Dann startet Silke Otto den Wagen.

(RP)
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