Berufskolleg Geldern Mit Schneidebrett zum IHK-Schulpreis

Geldern · Der Clou ist, dass sich die Oberfläche austauschen lässt. „Cuttingground“ haben Schüler des Berufskollegs Geldern das Projekt genannt, mit dem sie an dem Wettbewerb teilnehmen. Es gibt schon 20 Vorbestellungen.

 Lynn Kaschubat (l.) und Jule Jakobs präsentieren das Schnittbrettchen mit dem Logo „Cuttingground“.  
  RP-Fotos: Evers

Lynn Kaschubat (l.) und Jule Jakobs präsentieren das Schnittbrettchen mit dem Logo „Cuttingground“. RP-Fotos: Evers

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der Laser, der aussieht wie eine Mischung aus Kopierer und Aquarium, hat ganze Arbeit geleistet. 40 Zentimeter breit und 30 Zentimeter lang ist das Brett, das aus einer Buchenholzplatte ausgeschnitten wurde. Mit der Säge wäre es nicht so exakt geworden. Außerdem hätten dann die Ränder mit einer Feile nachbearbeitet werden müssen. Auf der Vorderseite ist das Wort „Cuttingground“ zu lesen. Durch die Hitze des Lichtstrahls sind die Buchstaben eingebrannt. Darüber wurde der Kopf eines Pandabären eingraviert, den Schüler Philip Jakobs (18) an seinem iPad gezeichnet hat. Der Bär knabbert an einem Ast. Zuerst wollte man die Brettchen aus Bambusholz herstellen. Das sei zwar nachhaltig gewesen, aber wäre sehr teuer geworden, also sei man auf ein regionales Holz umgestiegen. Deshalb knabbert der Panda jetzt an einem Buchenzweig.

„Cuttingground“ ist der Name des Projekts, mit dem das Berufskolleg Geldern in diesem Jahr am IHK-Preis teilnehmen wird. Übersetzt heißt das so viel wie Schnittboden. Gemeint ist ein Schneidebrettchen, wie es in einer normalen Küche zum Einsatz kommt. Die Schüler der sogenannten CSC-Klasse (Competive Smart Creativity) hatten erst überlegt, einen elektrischen Zahnpasta-Aufroller zu erfinden, der dafür sorgt, dass keine Reste in der Tube zurückbleiben. Im Gespräch war auch ein Becher, der nicht umkippen kann, damit ihn die Schüler mit in den Unterricht nehmen dürfen. Bislang sei das nämlich wegen der Auslaufgefahr verboten.

Dass es am Ende ein Schneidebrettchen werden würde, hat sich eher durch Zufall ergeben. Jule Jakobs (18) kam mit einem Problem um die Ecke, das die Hobbyköchin schon seit Längerem beschäftigte. „Beim Kochen finde ich es unappetitlich, wenn auf demselben Brett, auf dem ich das rohe Fleisch schneide, anschließend auch noch das Gemüse schneiden muss.“ So entwickelte sich die Idee, ein Schneidebrett mit wechselbarem Untergrund zu erfinden. Insgesamt zehn Teams von sechs weiterführenden Schulen wetteifern in diesem Jahr um den Schulpreis der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer. Gesucht sind innovative Geschäftsideen und außergewöhnliche Konzepte. Das Siegerteam bekommt einen Pokal und ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro überreicht. Um loslegen zu können, stellte die IHK den Teams ein Startkapital von jeweils 500 Euro zur Verfügung. Mit dieser Summe müssen die Materialien und die Arbeitsstunden finanziert werden. Seit Februar haben die Schüler nun Zeit, ihre Idee auszuarbeiten. Hilfe bekommen die Teilnehmer von lokalen Unternehmen, die den Schülern zeigen sollen, wie man ein Unternehmen wirtschaftlich, sozial und umweltfreundlich führt. Nachdem sich die Klasse des Berufskollegs Geldern auf eine Holzart festgelegt hatte, sprachen die Schüler mit einem Koch, der ihnen erzählte, dass es in der Profiküche einen Farbcode zur Verwendung von Schneidebrettchen gebe. Rot stehe für rotes Fleisch (Rind, Schwein und Wild), Gelb für Geflügel, Blau für Fisch, Grün für (gewaschenes!) Obst und Gemüse und Weiß für Backwaren, Milchprodukte und Gekochtes. Daraufhin fertigten die Schüler einen Prototyp an, der oben und unten eine Rille hat, um darin zum Beispiel ein Tablet zu befestigen. Von einer separaten Messerhalterung sei man abgerückt. „Zu teuer“, meint Lynn Kaschubat.

 Was die beste Oberfläche betrifft, befindet sich die Klasse von Lehrer Christian Merklein (3.v.r.) noch in der Erprobungsphase.

Was die beste Oberfläche betrifft, befindet sich die Klasse von Lehrer Christian Merklein (3.v.r.) noch in der Erprobungsphase.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Ein Brett wiegt 225 Gramm als komplettes Set aus fünf Brettern 1,125 Kilo. Noch ist nicht ganz klar, mit welcher Folie die Bretter überzogen werden sollen. „Wir stecken noch mitten in der Experimentierphase“, sagt Nico Holthaus (18). „Das Problem ist, dass die Kunststofffolien, die wir bislang benutzt haben, nach der Benutzung eingeschnitten waren.“ Im Idealfall soll das Messer keine Spuren hinterlassen. Also wird weitergesucht. Klassenlehrer Christian Merklein brachte noch das Material Glas ins Gespräch. Welche Oberfläche es am Ende wird, wird man sehen. Schon jetzt seien etwa 20 Vorbestellungen eingegangen. Merklein geht zurzeit davon aus, dass ein Set, bestehend aus fünf Brettchen, um die 15 Euro kosten wird. Eine persönliche Gravur sei ebenfalls möglich. Als nächstes wollen die Schüler eine eigene Internetseite auf die Beine stellen, um ihr Produkt online anbieten zu können. Dazu gehört auch eine Versandmöglichkeit. Eine Instagram-Seite gibt es schon. Bisher hat sie 22 Follower.

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