Aktion am Niederrhein Weitere Hilfe für Flutopfer im Ahrtal

Wachtendonk/Straelen · Ein Benefizkonzert in Wachtendonk von der Band „Coincidence and Friends“ und der Straßengemeinschaft Batscha hat für zwei Menschen im Flutgebiet das Leben etwas einfacher gemacht.

 Willi Heyer und Johnny Murkovic mit Rollstuhlfahrer Malte 
  Fotos: Althof

Willi Heyer und Johnny Murkovic mit Rollstuhlfahrer Malte Fotos: Althof

Foto: Althof

Die Unterstützung aus dem südlichen Teil des Gelderlandes für die Flutopfer an der Ahr läuft weiter. Nachdem vor allem aus Straelen und Kempen einige Hilfstransporte auf den Weg gebracht worden waren, unter anderem ein Generator und ein Chalet, gab es jetzt eine Aktion aus Wachtendonk.

Anfang September veranstaltete die Band „Coincidence and Friends“ in Wachtendonk mit der Straßengemeinschaft Batscha (Batzensteg/Schabrockerweg) ein Benefizkonzert zu Gunsten der von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen. Die Firma Sound-System (Manuel Bodden) sorgte für  Technik, Sound und Beleuchtung, die das Konzert zu einem Erlebnis für alle Beteiligten machten. Die Bühne wurde ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt.

 Malte ist auch dank der Spende aus Wachtendonk wieder mobil.

Malte ist auch dank der Spende aus Wachtendonk wieder mobil.

Foto: Althof

Dabei wurden 8500 Euro gesammelt. Das Geld sollte nicht auf irgendeinem Spendenkonto verschwinden, sondern allen Beteiligten lag es nah, die Spende persönlich zu übergeben. Es stellte sich jedoch nicht so einfach dar, 150 Kilometer entfernt Menschen hierfür zu finden.

Über Maria Trösser aus Straelen, die schon einige Aktionen koordiniert hat, wurde Kontakt zum WDR-Moderator Dieter Könnes geknüpft, der bereits intensiv mit seinen Berichterstattungen und Live-Videos auf Facebook das Thema Flutkatastrophe wachhält. Er stellte gleich zwei Kandidaten vor, und der Musiker Johnny Murkovic sowie Willi Heyer von der Straßengemeinschaft Batscha waren sofort damit einverstanden, diese beiden Menschen zu unterstützen. Könnes und weitere Helfer-Organisationen sorgten für die Koordination der Spendenübergaben, die von ihm und seinem Kameramann Marius Althof in Bild und Ton festgehalten wurden.

In Altenburg hat es den selbständigen Autowerkstatt-Inhaber Wolfgang schwer getroffen: Sein Gebäude trennt lediglich eine Bundesstraße von der Ahr. In seiner Straße stand das Wasser bis ins Obergeschoss der Häuser. Sein Gebäude ist zum Glück stehen geblieben, doch das komplette Inventar seiner Werkstatt wurde durch die Flut vollständig zerstört. Eine Elementarversicherung bestand nicht. Die Geldspende, die durch Murkovic und Heyer überreicht wurde, geben dem 58-Jährigen Mut und Hoffnung, wieder aufzubauen.

Eine weitere Spendenübergabe fand in Waldporzheim an der Helfer-Werkstatt statt: Malte ist krankheitsbedingt von seinem Rollstuhl abhängig. Er ist Baggerfahrer im Ahrtal und Schrauber in der Helfer-Werkstatt Waldporzheim. Mit seinem Crossbike am Rollstuhl ist er unermüdlich im Einsatz. Nun war es kaputt, und ein neues kostet etwa 10.000 Euro. Durch verschiedene Spenden, unter anderem dem großen Anteil der Spende vom Benefizkonzert, ist es gelungen, ihm ein neues Crossbike zu übergeben. Die Überraschung war überwältigend, denn Malte wusste absolut nichts von der Spendenübergabe, und schon gar nicht, dass der Hersteller auch gleich ein neues Crossbike mitbrachte und an seinem Rollstuhl montieren konnte. Sogleich probierte er es aus, flitzte regelrecht durch die Straße.

Die beiden Wachtendonker Murkovic und Heyer berichten einhellig: „Wir waren sehr beeindruckt und bewegt, als wir dort angekommen sind und mussten dann feststellen, was wir eigentlich schon öfter gehört haben: Es ist kein Vergleich zu den Bildern und Berichten, die man im Fernsehen sieht, sondern das ist alles schon sehr erschütternd. Denn wenn man da vor Ort ist, ist alles ganz anders: Es ist einfach real. Wenn man im Ahrtal ankommt, spürt man eine ganz besondere Atmosphäre. Zusammenhalt und Solidarität, was wir eigentlich so in unserem Land gar nicht mehr für möglich gehalten haben, die doch auf einmal wieder präsent und so stark sein können, wenn eine Katastrophe geschieht. Wenn Menschen, die unter uns leben, feststellen müssen, dass da von der Regierung nicht viel kommt, also versagt, und dann zusehen, wie Leute die Ärmel hochkrempeln und anpacken – das tut schon gut.“

Erst jetzt können sich die beiden – aber auch nur annähernd – vorstellen, wie die Menschen in den zerstörten Häusern wohl leben müssen, in matsch-verschmierten Straßen und den Sorgen des bevorstehenden, kalten Winters. Sie spürten  die Atmosphäre der überwältigenden Solidarität: In den Straßen sind lauter Danksagungen auf Plakaten und Bettlaken sowie aus Callunen gepflanzte Herzen an den Wegesrändern zu sehen. „Die Spendenübergaben waren einfach Momente des Glücks“, schwärmen die beiden. „Wir hätten jedem Teilnehmer des Benefizkonzertes gewünscht, diese Augenblicke mitzuerleben.“ Es sei bestimmt nicht die letzte Aktion gewesen.

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