Benefiz-Radtour von Kerken nach Italien Benefiz-Radler setzen Zeichen für Geflüchtete

Kerken/Matera · Nach über 2000 Kilometern und zwölf Tagen erreichte die Radfahrgruppe das Ziel in Italien. 16.000 Euro an Spendengeldern wurden für die Flüchtlingsarbeit übergeben.

Ankunft bei den Geflüchteten in Italien. Die Radler vom Niederrhein fuhren 2000 Kilometer.

Ankunft bei den Geflüchteten in Italien. Die Radler vom Niederrhein fuhren 2000 Kilometer.

Foto: Jürgen Driever

„Flucht ist kein Verbrechen“ war das Motto der Benefiz-Radtour vom Niederrhein nach Matera. Elf Radfahrer wollten darauf hinweisen, dass Flüchtlinge zunehmend kriminalisiert, die Fluchthintergründe als unberechtigt abgetan werden und sie in der Wahrnehmung ihrer Asylrechte wenig Unterstützung erfahren.

Es wurde von den Organisatoren auch darauf hingewiesen, dass in heutiger Zeit über 100 Millionen Menschen gezwungen sind, zu flüchten, um zu überleben, egal ob aus Hunger, politischer Verfolgung, unmenschlicher Behandlung oder Krieg. Vor diesem Hintergrund spielen auch zivilgesellschaftliche Initiativen eine bedeutende Rolle, die sich für die Rechte Flüchtender und deren Lebensperspektiven engagiert einsetzen. Die Casa Betania bei Matera ist solch eine Initiative. Beispielhaft sollte sie durch diese Benefiz-Radtour unterstützt werden.

Ziel war es unter anderem einen konkreten finanziellen Beitrag zur Renovierung und Erweiterung einer Unterkunft für Geflüchtete der Casa Betania zu leisten. Im Familien- und Bekanntenkreis, bei Firmen und Organisationen haben die Radfahrer um Spenden geworben.

 Die Gruppe um Jürgen Driever startete am 11. September in Nieukerk.

Die Gruppe um Jürgen Driever startete am 11. September in Nieukerk.

Foto: Driever

Am 11. September startete die Radgruppe mit der Unterstützung durch den Landessportbund NRW und dem Segen der evangelischen Pfarrerin Karin Stroband-Latour in Nieukerk und erreichte nach über 2000 Kilometern und zwölf Tagen das Ziel. Sie wurden herzlich von dem verantwortlichen katholischen Pater Don Antonio begrüßt. Bei einem Besuch der Casa Betania informierten sie sich über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bewohner. Die Einrichtung gibt Geflüchteten -derzeit aus Mali, Niger, Sudan, Senegal- ein Dach über dem Kopf, unterstützt bei der Vermittlung in reguläre Arbeitsverhältnisse und hilft damit bei der Erlangung einer Aufenthaltsgenehmigung. Das ist ein wichtiger Beitrag gegen die illegale Ausbeutung der Menschen. Moudi, ein anerkannter Flüchtling aus Sudan, managt seit Jahren unentgeltlich die Einrichtung.

Die Überreichung des symbolischen Schecks in Höhe von 16.000 Euro an die Bewohner und Don Antonio wurde von der lokalen Presse und vom Fernsehen begleitet. Als Symbol für Nachhaltigkeit und zur Erinnerung wurde vom Radlerteam im von den Flüchtlingen bewirtschafteten Garten ein Zitronenbaum und ein Feigenbaum gepflanzt.

Unterwegs wurden die Benefiz-Radler von vielen Menschen auf den einzelnen Etappen begeistert unterstützt. Besonders hervorzuheben sind dabei Sportvereinsmitarbeiter, die sich im Rahmen des Programms „Integration durch Sport“ für und mit Geflüchteten für die gesellschaftliche Teilhabe im Sport einsetzen. Auch ehrenamtlich Mitarbeitende in der kommunalen Flüchtlingshilfe sowie der Bundesgeschäftsführer von Pro Asyl beteiligten sich an den Etappenaktionen.

In Füssen fand ein reger Austausch mit dem Verein „Öko und Fair“ statt, der sehr hilfreich bei der Kontaktherstellung zu Casa Betania war. Er hat seit vielen Jahren Flüchtlingsprojekte in Süditalien unterstützt und weist auf die Missstände in der Behandlung von Flüchtlingen hin. All die vielen Begegnungen unterwegs und nicht zuletzt die Freude, Freundlichkeit und das große Engagement von Moudi und seinen Mitstreiter in Casa Betania hat die Radlergruppe beeindruckt. „Ihr kommt anders zurück als ihr losgefahren seid“, hatte die Bezirksbürgermeisterin in Mainz gesagt. Das bestätigten alle Gruppenmitglieder: sie haben viel gelernt. Sie sind sich bewusst, dass sie zwar nichts grundsätzlich an der Situation von Geflüchteten und den Fluchtursachen verändern können, doch auch der berühmte Tropfen auf den heißen Stein wirkt. Sie können Menschen in ihrem Engagement würdigen, einzelne Menschen unterstützen und öffentlich die Einhaltung der Menschenrechte einfordern.

Leider hat der Papst die Gruppe um zwei Tage verpasst. Anlässlich des Kongresses katholischer Würdenträger in Matera ist sein Besuch in Casa Betania, der am Sonntag geplant war, verschoben worden. Pater Don Antonio hat jedoch versprochen, ihm von der Benefiztour aus NRW zu berichten.

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