Bauprojekt in Geldern Aus Berufskolleg wird Haus der Diakonie

Geldern · Endspurt für die Bauarbeiten. In sechs Wochen sollen die Mitarbeiter einziehen. Viele Angebote unter einem Dach. Neu in Geldern ist die Tagespflege. Fünf Appartements für Wohnungslose, kleine Kapelle als Ort der Besinnung.

 Blick auf das Haus der Diakonie im früheren Berufskolleg mit dem neuen Haupteingang vom Sandsteg aus gesehen.

Blick auf das Haus der Diakonie im früheren Berufskolleg mit dem neuen Haupteingang vom Sandsteg aus gesehen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Auf der Baustelle herrscht Hochbetrieb: Die Bagger sind unterwegs, im Gebäude wird geflext, gesägt und geklebt: Endspurt für den Umbau des früheren Berufskollegs zum „Haus der Diakonie“. In sechs Wochen soll alles fertig sein.  „Der Möbelwagen ist für den 2. Juli bestellt“, freut sich Geschäftsführer Pfarrer Joachim Wolff. Mit seinem Team führte er am Montag Journalisten durch die Baustelle, um das Konzept vorzustellen.

Steht man am Ostwall vor dem Gebäude, das bis Sommer 2016 als Schule genutzt wurde, wird der Haupteingang in Zukunft an der rechten Seite zu finden sein. Von dort kommt man – natürlich auch barrierefrei – in das helle Foyer mit dem markanten Treppenhaus. Dort wird ein Empfang eingerichtet, so dass man sich informieren kann, wo die einzelnen Abteilungen sind. Auch der alte Haupteingang zur Schule wird tagsüber geöffnet sein. Dort wird eine kleine Kapelle als Raum der Besinnung eingerichtet, der bewusst auch für Passanten zugänglich sein soll.

Zurück ins Erdgeschoss: Dort wird die Diakonie in Zukunft für bis zu 14 Menschen eine Tagespflege einrichten. Angelika Jacobs: „Das ist unsere dritte Tagespflege im Kreis Kleve.“ Außerdem werden die Mitarbeiter des betreuten Wohnens dort ihre Büros und einen Raum für vorbereitende Arbeiten haben.

 Joachim Wolff (v. li.), Dirk Boermann, Rainer Blix, Angelika Jacobs und Yevgeniy  Steinhauer stellten die Räume vor.

Joachim Wolff (v. li.), Dirk Boermann, Rainer Blix, Angelika Jacobs und Yevgeniy Steinhauer stellten die Räume vor.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

In der ersten Etage sind die sozialen Dienste der Diakonie zu finden. Rainer Blix: „Für unseren Betreuungsverein sind 600 Ehrenamtliche tätig, die hier nun Unterstützung finden, ohne dafür bis nach Goch fahren zu müssen.“ Die Diakonie bietet eine umfassende Sozialberatung. Ein besonderes Angebot ist dort zudem die Beratung für Wohnungslose oder von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen.

Suchtprophylaxe und Drogenberatung sind ein großes Thema bei der Diakonie in Geldern. Sechs Mitarbeiter sind dort tätig. Yevgeniy Steinhauer verweist besonders auch auf den „Hygieneraum“ im Eingangsbereich. Heroinabhängige können  dort gebrauchte Spritzen abgeben und gegen neue eintauschen. So könne man verhindern, dass sie irgendwo an den Wegen oder gar auf Spielplätzen landen.

Neben Büros für die Verwaltung und einer Fachbibliothek mit Möglichkeiten für Videokonferenzen ist ein besonderes Angebot der große Tagungsraum im früheren Chemielabor. Der Raum kann auch von anderen Nutzern gebucht werden und bietet mit eigener Küche im Maximalfall Platz für bis zu 90 Personen.

Im Dachgeschoss, wo man unter anderem Reste des früheren Kinos wie den Entlüftungsraum entdeckt hat, gibt es fünf kleine Appartements, die als kurzfristige Lösung an Wohnungslose vermietet werden sollen. Wolff: „Ein wichtiges Angebot. Der freie Wohnungsmarkt bietet selten Lösungen. Und wenn wir ehrlich sind: Angesichts der Kosten muss man auch einräumen, dass es für Investoren leider kaum möglich ist, solche Wohnungen anzubieten.“

Noch einmal ganz nach unten: Im Untergeschoss wird es mit einem eigenen Eingang einen Begegnungsraum für Gelderner Bürger geben. Joachim Wolff: „Das Konzept steht noch nicht m Detail, aber wir sind im Gespräch mit der Stadt. Hier mitten im Herzen der Stadt ist es auch eine gewisse Verpflichtung für uns, ein entsprechendes Angebot zu machen.“ Da es dort auch eine kleine Werkstatt für Tagesbetreuung geben wird, könnte sich zum Beispiel auch ein Repair-Café gründen und dort ansässig werden.

Mit dem Refektorium, das sich ebenfalls im Gebäude befindet und das über einen eigenen Eingang verfügt, hat die Diakonie dagegen nichts zu tun. Die Stadt Geldern ist für diesen geschichtsträchtigen Raum (Speisesaal des 1418 gegründeten Klosters Nazareth) zuständig. Auch das dürfte dafür sorgen, dass das „Haus der Diakonie“ zu einem Treffpunkt mitten in Geldern wird. Wolff: „Ich bin sehr gespannt auf das Miteinander von sehr unterschiedlichen Menschen in diesem Gebäude“.  Angesichts guter Erfahrungen an anderen Standorten sei er dafür aber sehr zuversichtlich.

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