Hitzewelle Die Felder brauchen dringend Regen

Gelderland · Seit vielen Wochen ist kaum ein Tropfen Regen vom Himmel gefallen. Meteorologe Hubert Reyers: Am unteren Niederrhein droht ein „Dürre-Sommer“ wie in den Jahren 1947, 1976 und 2003. Landwirte befürchten Ernteausfälle.

 Die hiesigen Landwirte haben den Weizen vier Wochen eher geerntet als sonst. Sorgen bereitet jetzt vor allem der Mais, der dringend Wasser braucht.

Die hiesigen Landwirte haben den Weizen vier Wochen eher geerntet als sonst. Sorgen bereitet jetzt vor allem der Mais, der dringend Wasser braucht.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Seit 41 Jahren beschäftigt sich Landwirt Hubert Reyers intensiv mit dem Wetter am Niederrhein. Solch eine lang anhaltende Trockenheit wie zurzeit hat er noch selten erlebt. „Was wir in diesem Frühsommer und Sommer erleben, ist schon extrem“, sagt er. Ende April hat nach den Aufzeichnungen des Hobby-Meteorologen die große Trockenheit begonnen. „Bis zum heutigen Tag sind gerade einmal 80 Millimeter Regen pro Quadratmeter gefallen. Das ist die Menge, die normalerweise am unteren Niederrhein in einem Monat fällt“, sagt Reyers. Das Defizit betrage mittlerweile fast 180 Millimeter Regen pro Quadratmeter.

Langsam bahne sich ein regelrechter Dürre-Sommer an, wie ihn die Region bereits in den Jahren 1947, 1976 und 2003 erlebt habe, so Reyers. „Wenn es bis Mitte August keine nennenswerten Niederschläge mehr gibt, wird das ein Sommer für die Geschichtsbücher“, sagt der Landwirt. Die Natur habe jetzt schon zu leiden. Die Schäden in der Landwirtschaft steigen laut Reyers an jedem heißen Tag im Juli weiter an. „Die Landwirte hoffen inständig, dass es möglichst bald regnet“, sagt der Hobby-Meteorologe.

Auch Kreislandwirtin Bärbel Buschhaus ist in Sorge wegen der anhaltenden Trockenheit. Wer seine Felder jetzt nicht beregnen kann, der hat große Schwierigkeiten“, sagt sie. „Und selbst, wenn man diese Möglichkeit hat, hilft das kaum, weil das Wasser so schnell wieder verdunstet“, sagt sie. Vor allem Mais und Rüben bräuchten jetzt dringend Regen. „Die anhaltende Wärme war zwar für das Wachstum gut, ohne Wasser geht es jetzt aber nicht mehr. Wir sind an der Schmerzgrenze“, sagt Buschhaus.

Die Kreislandwirtin, die in Wankum wohnt, befürchtet Ernteeinbußen. Vor allem für die Maisernte sieht es eher schlecht aus, das würde in der Folge auch erhöhte Futterkosten für die Landwirte bedeuten. „Einen Grasschnitt weniger haben wir durch die anhaltende Trockenheit bereits“, betont sie. Während die Gerste-Ernte durchschnittlich verlaufen sei, seien die Erträge beim Weizen deutlich geringer ausgefallen als üblich. „Der Weizen wurde vier Wochen früher geerntet als sonst. Der Weizen ist zu schnell ausgereift, das hat ihn weniger ertragreich gemacht“, erläutert die Wankumerin.

Sie erinnert sich noch gut an das vergangene Jahr. Damals hatten die Bauern mit Starkregen zu kämpfen. „Eigentlich muss man als Landwirt Ereignisse wie Dürren oder andauernde Nässe einplanen. Das Problem ist aber, dass sich solche extremen Wetterlagen in den vergangenen Jahren gehäuft haben“, sagt Buschhaus.

Die Dürreperiode bereitet auch der Stadt Kleve zunehmend Probleme. Die Umweltbetriebe der Stadt Kleve sind ständig im Einsatz, um insbesondere Jungbäume, Blumenampeln, Beete und Wildblumenflächen mit Wasser zu versorgen.

Bei der Stadtgärtnerei in Geldern sind fünf Mitarbeiter ausschließlich mit dem Bewässern von Grünanlagen und Straßenbäumen beschäftigt. Doch die Teams der Stadt kommen kaum hinterher, ohne Hilfe der Bevölkerung geht es dort wie anderswo nicht. „Die Anlieger würde uns einen sehr großen Gefallen tun, wenn sie Straßenbäume und Baumbeete vor ihren Grundstücken oder in unmittelbarer Nachbarschaft bewässern“, sagt Georg Brey von der städtischen Grünflächenabteilung in Geldern.

Mit einem baldigen Ende der Trockenperiode ist nicht zu rechnen – nennenswerte Niederschläge sind nicht in Sicht. Reyers: „Es gibt Modelle, die für Mitte dieser Woche einzelne Schauer am unteren Niederrhein sehen. Aber selbst wenn es so käme, wäre das zu wenig, das würde die anhaltende Trockenheit nicht beenden.“

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