Bildende Kunst Alternative Fakten in Veerter Galerie

Veert · „Gibt es alles oder nichts“ ist der Titel der neuen Ausstellung in der Galerie PR 8. Peter Rademacher zeigt Objekte aus Metall. Harald Klemm fängt in seinen Bildern vor allem Stimmungen ein. Die Deutung überlässt er dem Betrachter.

 Peter Rademacher (l.) und Harald Klemm in der Galerie PR8. Im Vordergrund ist eine Verkehrsschilder-Collage von Rademacher zu sehen.

Peter Rademacher (l.) und Harald Klemm in der Galerie PR8. Im Vordergrund ist eine Verkehrsschilder-Collage von Rademacher zu sehen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Zwei- und dreidimensional geht es in der neuen Ausstellung in der Veerter Galerie PR 8 zu. Für die Dreidimensionalität sorgt Hausherr und Gastgeber Peter Rademacher. Der andere Künstler, der die Schau „Gibt es alles oder nichts“ bestückt, ist Harald Klemm aus Köln.

Dem etwas sperrigen Titel versucht Rademacher mit seinen hochglanzpolierten Edelstahlobjekten gerecht zu werden. Er zeigt sieben Säulen und Blöcke mit konkaven und konvexen Flächen, aus einer im vergangenen Jahr begonnenen Werkreihe stammend. Der Besucher sieht sich als Zerrbild, wenn er an den Kunstwerken vorüber geht. „Und wenn nichts da ist, dann ist auch nichts im Spiegel“, merkt Rademacher an.

Außerdem präsentiert er 25 Stücke aus seiner 2018 begonnenen Ansammlung verfremdeter Verkehrsschilder. Da passiert man eine „Einbeinstraße“, eine doppelte Sackgasse lässt keinen Ausweg, und in einer Collage sind mehrere Zusatzhinweise versammelt, mit einem Indianer im Zentrum, der eine Friedenspfeife raucht. „Ich will mich nicht über den Schilderwald aufregen, sondern gelassen bleiben“, erklärt der Veerter.

Harald Klemm will seine Kunst nicht erläutern. „Es gibt Anlässe für die Bilder, keine Intention“, sagt der 1960 in Mönchengladbach geborene Maler, der mit 44 Exponaten vertreten ist. Ihm gehe es mehr um Stimmungen, um Emotionen, betont er.

 Harald Klemm mit einigen Versionen seiner Häuser auf Pfählen im See.

Harald Klemm mit einigen Versionen seiner Häuser auf Pfählen im See.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wie zum Beispiel bei der etwas verfallenen Bootshütte am Steg, die er während einer Wanderung am Kochel-See entdeckte. Er fotografierte sie als Vorlage für die Bilder, auf denen der Holzbau in immer wieder neuen Farbkombinationen und in diversen Formaten erscheint. Oder bei der Ansicht eines fast undurchdringlichen Urwalds, wo im Hintergrund das Licht eines einsamen Hauses wie eine Verheißung erscheint.

Politisches lässt Klemm ebenfalls einfließen, etwa in einer Serie, mit der er den Verbrauch der Natur auf surreale Art beleuchtet. Da steckt eine Axt in einem Holzzaun, auf einem anderen Bild verwehrt ein roter Zaun den Zugang zu einem Baumstumpf. Bei einem der größten Bilder in der Ausstellung kommt der Betrachter ins Grübeln beim Versuch, die Schrift am oberen Rand zu entziffern. Man denkt an kyrillische Zeichen oder an Latein. „Da steht ,Alternative Facts’ in Spiegelschrift“, kommt der Künstler zu Hilfe.

Zu sehen ist eine Chinesin, die einen Apfelbaum künstlich bestäubt. Das Bild „Stunde Null“ gemahnt an Deutschland nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. Es zeigt eine schöne junge Frau in rotem Kleid, eine Zeitung lesend. Die Idylle, und das zeigt sich auf den zweiten Blick, wird durch das marode Mauerwerk des Raums konterkariert.

Zum Teil ungewöhnlich sind die Materialien, auf denen Klemm seine Acryl-Untermalung samt der Ölfarbe obendrauf aufträgt. Er verwendet alte Markisen, Bettlaken und Kopfkissenbezüge, bisweilen auch Camouflage-Stoffe. Letztere werden mitunter zum Bestandteil des Bildes, sind etwa bei einem halb versunkenen Kahn Blätter auf dem Wasser. Und bei ungrundiertem Holz trägt die Struktur des Untergrunds zur Bildgestaltung bei.

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