Kabarett in Straelen Die Macken der anderen

Straelen · Frank Fischer begeisterte in der Bofrost-Halle sein Publikum. Das strenge Corona-Hygienekonzept des Straelener Kulturrings ließ eine begrenzte Zuschauerzahl zu.

 Frank Fischer ließ das Publikum in der Bofrost-Halle an seinen Beobachtungen teilhaben.

Frank Fischer ließ das Publikum in der Bofrost-Halle an seinen Beobachtungen teilhaben.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Sind wir nicht alle ein bisschen meschugge?“, dürfte das spontane Fazit des Straelener Publikums sein. Der Kulturring präsentierte bereits zum zweiten Mal den Mainzer Comedian Frank Fischer. In seinem aktuellen Programm „Meschugge“ lenkt er den Blick auf die Macken der anderen. Derjenigen, die er bei seinen Bahnfahrten vor Corona quer durch die Republik beobachtete, deren Handy-Gespräche er unfreiwillig mitanhörte. Oder derjenigen, die er beim Bäcker, dem Metzger oder auf der Straße erlebte.

Alle geben sich ein bisschen verrückt. Oder vielleicht ist man selber verrückt, sprich meschugge? Fischer setzt eine klare Botschaft: Die Perspektive ist entscheidend. Im Alltag entdeckt er die Menschen, „die komplett einen an der Waffel haben“, so Fischer und fragt sich, wie diese Zielgruppe ihn erlebt. Vielleicht auch messchugge? Fischer nimmt sein Publikum mit, wenn er über modische Verrücktheiten, wie die 7/8-Damenhosen lamentiert. Eine modische Variante, die in der Männerwelt nichts verloren hat. „Früher hätten wir dazu Hochwasserhosen gesagt.“ Mit Häme hätte das männliche Umfeld reagiert. Zu pauschal sei ihm die Feststellung, dass Männer und Frauen gänzlich anders sind. Frauenlogik sei einfach für Männer schwer nachvollziehbar, so sein Standpunkt.

Fischer outet sich als derjenige, der nicht gerne in den Baumarkt geht, der nicht jeden Samstag im Fußballstadion lautstark das Spiel verfolgt. Er plaudert über die Verrücktheiten der Männer, der Frauen, sinniert über Dekoartikel wie grauen Sand mit Glitzersteinchen in Schalen oder die Angewohnheit seiner Mitmenschen, zu allen Zeiten an allen Orten zu telefonieren. „Uninteressanten Mist“, macht er bei seinen Bahnreisen aus. „Sie müssen dann einfach Telefonate erfinden“, rät er dem Publikum. Sein Tipp: „Irritieren Sie Ihre Zuhörer, etwa mit der Behauptung, Sie hätten das Bernsteinzimmer gefunden.“ Das Auslegen von falschen Fährten wie fiktiven Szenarien und Codewörtern nach Agentenmanier wie „Hühnerhabicht“ oder das Simulieren von Ticks sorge schnell für eine wesentlich spannendere Bahnfahrt.

Oft genug wird er auf seine Gepäckstücke angesprochen. Das schmale „Roll up“, sprich das mobile Banner in der Hülle, sorgt immer wieder für Nachfrage. „Ist da eine Klarinette drin?“ Spontan setze dann bei seinem Gegenüber die Beruhigung ein. Fischer hat sie alle im Blick, spricht mal bayrisch, schwäbelt oder sächselt, gekonnt mit Witz und Tiefgang.

Vom Alltag über das eigensinnige Hotelleben landet er schließlich bei der Politik, bei Typen wie Trump. „Uns geht es doch gut“, stellt er mit Blick auf 70 Jahre Frieden fest. Aber wissen das in der Republik auch die anderen? Sein Tipp: „Machen Sie mal eine Umfrage in der Fußgängerzone.“ Er schöpft aus reichem Fundus, zur Freude des Publikums. In Kleinstgruppen genoss es mit Maske und auf Abstand den Abend und damit ein Stückchen Normalität.

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