Nachfolger von Paul Linßen Dirk Dienst ist neuer Bezirkspolizist in Issum

Nach vielen Dienstjahren, davon 22 Jahren im Altbierdorf, geht Bezirkspolizist Paul Linßen in den Ruhestand. Das Spektakulärste in seiner Zeit war ein Mord in Sevelen. Sein Nachfolger als Bezirksbeamter in Issum ist Dirk Dienst. Er kam von der Großstadt aufs Land.

 Dirk Dienst (l.) und Paul Linssen

Dirk Dienst (l.) und Paul Linssen

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Mehr Issum geht nicht. Paul Linßen ist in Issum geboren, hat immer dort gewohnt. Nur für die Ausbildung hat er seinen Heimatort verlassen. Irgendwann kam er zurück. 22 Jahre war er Bezirksbeamter in Issum. „Man hat schon eine Neigung dazu, Leuten zu helfen“, sagt er zu seinem Berufswunsch Polizist. Mit 62 Jahren ist nun für ihn Schluss, Ruhestand angesagt. Sein Nachfolger ist Dirk Dienst.

Ein Blick zurück: Als Paul Linßen vor 22 Jahren Issums Bezirksbeamter wurde, war das Thema beim Rüseldensdagszug im Altbierdorf. „Tschüss Jünni – Hallo Paul“, stand auf einem Zugwagen. Paul Linßen hatte Dienst, wie auch die nächsten Jahre. „In Sevelen natürlich auch“, sagt der Issumer. Heiß geliebt waren die Großveranstaltungen. Die Diebels-Veranstaltungen und das Fest rund um die Seligsprechung von Mutter Josefa fallen Linßen sofort ein. „Das Planen braucht viel Zeit, viele Absprachen, man organisiert viel, aber wenn es nachher gut läuft, ist es doch sehr befriedigend“, sagt Linßen. Was seinen „Job“ als Bezirksbeamten noch auszeichnet, ist die Nähe zum Bürger. Da fielen dann solche Sätze wie „Dann komme ich lieber einen Tag später, wenn du da bist“, anstatt in die nächste Stadt zu fahren, um eine Anzeige zu erstatten oder ein Anliegen bei der Polizei vorzubringen. Das seien in der Regel Anzeigen wegen gestohlener Fahrräder gewesen. Aber auch Nachbarschaftsstreitigkeiten waren ein Thema. „Das sind dann Geschichten, die nicht an einem Abend auszuräumen sind“, sagt Linßen. Mittlerweile kämen immer mehr Menschen zur Polizei wegen „Online-Geschichten“. „Menschen, die bei Ebay oder so betrogen worden sind“, sagt Linßen.

Kein Zweiter weiß wie er, ob Issum denn ein besonders heißes Pflaster ist. Linßen lacht. Dazu fehle ihm der Vergleich zu anderen Städten. In den ganzen 22 Jahren habe es einen Mord in Sevelen gegeben. „Den Mörder hat man gefasst“, sagt Linßen. Ansonsten war es eher ruhig.

Er spricht im Rückblick auch von der „natürlichen Autorität“, die ein Polizist in der kleinen Welt eines Dorfes hat. „Man merkt schon, die Menschen reagieren, auch wenn man noch nichts gesagt hat, zum Beispiel, dass sie das Auto umparken, wenn sie merken, sie stehen doof“, sagt Linßen. Ob er so etwas wie ein Idol ist? Paul Linßen lacht wieder. Er erzählt, wie es war, wenn er in Dienstkleidung über den Schulhof läuft. Begrüßt wurde er von den Kindern mit „Hallo Paul“. Das sei so, weil er schon deren Eltern kannte, als die noch Kinder waren. Und so läuft das auf dem Dorf: Erst ist der Polizist Idol. „Wenn sie älter werden und Alkohol trinken, ist das eher uncool, den Polizisten zu kennen. Wenn sie dann die Ausbildung haben, sind die wieder souverän und unterhalten sich mit einem“, sagt Linßen.

Das alles wird er vielleicht auch vermissen. „Alles etwas ruhiger angehen lassen“, steht bei ihm auf dem Programm. Ob er jemals nochmal das kleine Polizei-Büro im Issumer Rathauspark betritt? Linßen schaut zu seinem Nachfolger Dirk Dienst. „Hast Du eine Kaffeemaschine? Dann komme ich vorbei.“ Dienst ist auch Issumer, zwar nicht dort geboren, aber irgendwann zog es ihn von der Großstadt Duisburg aufs Land. In seinem „ersten Leben“ war er Gas- und Wasserinstallateur. Ein Freund vom Bundesgrenzschutz ermunterte ihn, sich bei der Polizei zu bewerben. „Ich habe es nie bereut“, sagt der 49-Jährige. Die Aufgabe als Bezirksbeamter ist genau das, was er schon immer wollte, das ist ihm bei Hospitationen in Issum und Rheurdt schnell klar geworden. Aktuell seien Sachbeschädigungen, etwa Grafittis, ein Thema im Ort. Die Sachbeschädigung auf einem frisch gestalteten Bild der Künstlerin Marion Ruthardt hatte Wellen geschlagen, weil jemand mit schwarzer Farben den Slogan „Und was ist mit der Issumer Jugend!“ darauf gesprüht hatte. Um die Möglichkeiten für die Issumer Jugend macht er sich Gedanken und ist im Gespräch mit der örtlichen Jugendbegegnungsstätte, sagt Dienst. Er ist ohnehin nah dran an der jungen Generation. Die ist mit ihren Handys abends rund um die Polizeistation zu finden, weil dort der beste Empfang fürs freie Wlan ist. „Wenn die sich dort aufhalten, ist es kein Problem. Sie sollen nur auch ihren Müll mitnehmen, das ist mir wichtig.“ Präsenz zu zeigen auch, deswegen ist er regelmäßig auf Streife im Ort, mit dem Rad und mit dem Auto.

Und beim Issumer Karneval ist er natürlich präsent. Im Vorjahr war er noch auf dem Pökskenwagen, in diesem Jahr hat er Dienst und darf seinem Kollegen im Ruhestand zuwinken. Linßen hat dienstfrei für immer und fährt auf dem Wagen des Freundeskreises Wiesenweg mit.

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