Geldern Auf der Suche nach dem Frieden

Geldern · Am Liebfrauen-Berufskolleg in Geldern beschäftigten sich die Schüler mit einem fundamentalen Thema: "Aufbruch zu einer Kultur des Friedens". Das Ergebnis wird auch beim Katholikentag 2018 in Münster zu sehen sein.

 Friedensbriefe haben die Schüler in der Kapelle der Liebfrauenschule an die Wand geheftet.

Friedensbriefe haben die Schüler in der Kapelle der Liebfrauenschule an die Wand geheftet.

Foto: g. seybert

Es ist wie fast überall, die letzten Reihen sind voll, nach vorne hin wird es lichter. Musik setzt ein, Pink klingt aus den Lautsprechern und fragt den amerikanischen Präsidenten, ob er ruhig schlafen könne angesichts dessen, was in der Welt so vor sich geht.

Auf der Leinwand erscheinen Zitate berühmter Persönlichkeiten und selbst geschriebene Gedanken der Schüler des Gelderner Liebfrauen-Berufkollegs. Alles dreht sich um den Frieden. An den Wänden, an den Kirchenbänken, überall hängen Friedensbriefe. "Hey du, was denkst du, wenn du an den Frieden denkst? Weißt du, woran ich denke? Ein Paradies, in dem Luftballons und Seifenblasen statt Bomben durch die Luft fliegen", heißt es in einer der Botschaften.

Plötzlich geht die Musik aus, Barbara Roghmanns macht den Anfang und geht durch die Reihen, beginnt die Briefe zu lesen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Franziska Schortemeyer hat sie die Aktion Friedensbriefe am Gelderner Liebfrauen-Berufskolleg umgesetzt und reiht sich damit ein in das Verfassen von Friedensbriefen an anderen bischöflichen Berufskollegen im Bistum Münster.

Auf dem Katholikentag im Mai in Münster kommen die Friedensbriefe alle noch einmal groß bei einer Ausstellung heraus. Immerhin steht der Katholikentag 2018 auch unter dem Motto "Suche Frieden". Die Idee zu der Umsetzung an den bischöflichen Berufskollegen hatte Schulseelsorgerin Klaudia Dederichs vom bischöflichen Berufskolleg Liebfrauenschule in Coesfeld. Der Auftrag an die Schüler lautete, einen Brief zu schreiben, Thema: "Aufbruch zu einer Kultur des Friedens". Adressat konnte die Schulgemeinschaft, die Gesellschaft, ein Du oder Gott sein. Vorher wurde nachgelesen, was Theologen wie Ernesto Cardenal oder Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela dazu sagten.

Herausgekommen sind in Geldern ganz unterschiedliche Schriftstücke. Sie reichen vom praktischen Tipp "#Kuscheln hilft" bis zu Tiefgründigem auf verziertem Papier: "Vergib anderen ... nicht weil sie Vergebung verdienen, sondern weil du Frieden verdienst." Lehrerin Franziska Schortemeyer betont die Vielfalt, Barbara Roghmanns ist beeindruckt, wie reflektierend die Schüler mit dem Thema umgegangen sind. "Viele haben geschrieben, dass wir erst bei uns selbst anfangen müssen. Wenn es schon in der eigenen Klasse nicht klappt, wie soll es dann mit dem Frieden in der Welt funktionieren?"

Der Text eines solchen Briefes: "Liebe Schulgemeinschaft, es wäre gut, wenn das Mobbing an allen Schulen aufhören würde; denn es ist doch nicht wichtig, wie man aussieht, was man für Anziehsachen trägt, ob man eine Behinderung hat oder ob man Geld hat", schreibt ein Schüler. Ein anderer Brief beginnt mit den Worten: "Liebe Gesellschaft, was ist mit Dir? Wieso bist du so kriegssüchtig gegenüber anderen Kulturen?" An einer Glastür der Kapelle hängt die deutsche Übersetzung des Lieds "Mr. President" von Pink.

Für die beiden Lehrerinnen gab das den entscheidenden Ausschlag, das Lied abzuspielen, auch wenn "We are the world" von Michael Jackson und "Wozu sind Kriege da?" von Udo Lindenberg ebenfalls in die engere Auswahl kamen. Der Gang durch die Reihen, als die Stille der Musik folgte, bot den Schülern die Gelegenheit, nicht nur ihren eigenen Friedensbrief zu finden, sondern zu schauen, was die anderen so über das Thema denken. "Ein einzelner Mensch kann viel bewirken. Du kannst viel bewirken. Also: Du kannst alles verändern", ermutigt einer dieser Briefe. Und einer gab sogar das Versprechen: "Friedensstifter werden Liebe erfahren und ihr Glück finden."

Die Friedensbriefe der Schüler werden demnächst in St. Maria Magdalena Geldern zu sehen sein, bevor sie zum Katholikentag nach Münster kommen.

(RP)
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