Neues aus Nieukerk Auf dem Weg zum „Hundeführerschein“
An fünf Samstagen lernen Kita-Kinder den Umgang mit Vierbeinern. Sarah Huiskens und ihr Wilson erklären spielerisch, was der beste Freund des Menschen braucht und wie die eigene Stimme, Mimik und Gestik wirken.
Wilson kann es kaum erwarten. Der Golden-Retriever-Rüde steht schwanzwedelnd in der Tür. Die Freude ist ihm anzumerken. Schüchtern nehmen die Kindergartenkinder auf einer Bank Platz. An fünf Samstagen sollen sie den Umgang mit einem Hund lernen und so ihren „Hundeführerschein“ erwerben.
Die Veranstaltung im Familienzentrum Drachenschnur der Lebenshilfe Gelderland findet erstmals statt. Die Motive der Eltern seien sehr unterschiedlich, sagt Leiterin Melanie Neuhausen. Einige haben einen Hund zu Hause. „Wie geht man mit einem fremden Hund um?“, ist eine der Fragen, die Eltern umtreibt.
An der Seite von Wilson steht Frauchen Sarah Huiskens. Sie sind ein Therapiebegleithunde-Team. Beide haben eine Ausbildung durchlaufen. Wilson ist zum Beispiel auch an der Bönninghardt-Schule im Einsatz und auf dem Kerschenhof.
Wilson hat auf seiner Decke Platz genommen. Die Erwartung ist bei ihm spürbar. Sein Frauchen gibt ihm ein Zeichen, er darf aufstehen und nutzt die Gelegenheit, eines der Mädchen tröstend anzustupsen. Das ist ein wenig traurig, weil seine Mutter nicht dabei ist. Schnell wird klar, die Kinder schaffen das aber auch ganz alleine.
Nach der Vorstellungsrunde, bei der jeder sagen darf, ob er Hunde kennt, oder welche Tiere er zu Hause hat, etwa Goldie, den Hamster, braucht es als nächsten Schritt schon ein bisschen Mut. „Wer möchte Wilson denn ein Leckerchen geben?“, fragt Sarah Huiskens in die Runde. Wer nicht möchte, dass Wilson aus der Hand frisst, der nimmt einfach einen langen Löffel. Wilson ist begeistert. Danach ist Zeit für einen Einblick in die Physiologie des Hundes. Sind die Pfoten warm oder kalt? Und warum? Welche Zähne hat der Hund, wie sehen die aus? Sarah Huiskens erklärt den Unterschied zwischen den Fangzähnen und denen, mit denen Wilson einen Knochen abknabbert. „Goldie knabbert auch“, ruft eines der Mädchen begeistert. Wilson stellt sich gerne als Wissenschaftsobjekt zur Verfügung. Mit ruhiger Stimme erklärt Sarah Huiskens, den Hund von Kopf bis zur Schwanzspitze. Natürlich dürfen die Kinder auch das weiche Fell streicheln. Das wird von dem Golden Retriever mit heftigem Schwanzwedeln honoriert. Aber was bedeutet das überhaupt, wenn der Hund seine Rute bewegt? Und wie verhält er sich, wenn er Angst hat? Sarah Huiskens erklärt den Kindern, wie sich ein Hund bemerkbar macht, wie man Stimmungen ablesen kann.
Wie gut die Nase eines Hundes funktioniert, dürfen die Kinder testen, indem sie Leckerchen im Raum verstecken. In der ersten Runde ist das noch verhalten, ruhig, immer gehen die Blicke zu Wilson. Bei der vierten Runde ist Wilson mittendrin, die Kinder haben keinerlei Berührungsängste mehr, sondern helle Freude daran, ihm die Leckerchen-Verstecke zu zeigen. Die Stunde ist schnell um. Selbst als die Eltern schon da sind, die Jacken angezogen, kommen die Kinder noch einmal zurück, um Wilson „Tschüss“ zu sagen. Der Retriever-Rüde darf zu Hause erst einmal raus in den Garten und dann entspannen. Denn: „Nasenarbeit fordert“, sagt Sarah Huiskens. In den kommenden Wochen werden die Kinder noch mehr zum richtigen Umgang, auch die passende Ernährung erfahren. Die Kinder lernen dabei auch viel zum Thema Selbstwirksamkeit, erklärt die Leiterin des Familienzentrums Drachenschnur. Sie lernen, was sie mit Mimik, Gestik und Stimme alles erreichen können, weil der Hund darauf reagiert. Schon jetzt, haben die Kinder Wilson in ihr Herz geschlossen, das Lernen, das ist in dem Fall fast Nebensache.
