Wachtendonk Asyl: Annäherungsversuch am RP-Stand

Wachtendonk · Die RP bietet das Forum. Und Verwaltung, Politik und Wachtendonker Bürger diskutieren zwei Stunden engagiert. Bei der Mobilen Redaktion am Friedensplatz wird deutlich: Die Asyl-Debatte hat nichts mit Fremdenhass zu tun.

 Trotz der Kälte waren viele Wachtendonker gekommen. Zwei Stunden lang diskutierten sie engagiert.

Trotz der Kälte waren viele Wachtendonker gekommen. Zwei Stunden lang diskutierten sie engagiert.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Dieses Kompliment haben sich die Wachtendonker, die gestern die Mobile Redaktion der RP besuchten, redlich verdient. Alle Beteiligten (Verwaltung, Politik, Anwohner/Bürger) diskutierten leidenschaftlich, aber fast ausnahmslos ohne überzogene Emotionen.

 Dr. Ludwig Ramacher (l., Bündnis 90/Grüne) lieferte einen der vielen Redebeiträge. RP-Redakteur und Moderator Michael Klatt (Mitte, mit Mütze) und Bürgermeister Udo Rosenkranz (re.) hörten zu.

Dr. Ludwig Ramacher (l., Bündnis 90/Grüne) lieferte einen der vielen Redebeiträge. RP-Redakteur und Moderator Michael Klatt (Mitte, mit Mütze) und Bürgermeister Udo Rosenkranz (re.) hörten zu.

Foto: Gerhard Seybert

Und das bei einem schwierigem Thema wie der geplanten Asyl-Unterkunft an der Lessingstraße (die RP berichtete mehrfach). Zwei Stunden lang war hier von Fremdenhass jedenfalls nichts zu spüren. Es ist die Größe des geplanten Gebäudes, die vor allem den Anwohnern der betroffenen Lessingstraße Bauchschmerzen bereitet. Sie befürchten eine Art Ghettoisierung der Asylbewerber an nur einem Ort, die die Integration der Flüchtlinge erschweren würde. Und auch die Angst um den Wertverfall der eigenen vier Wände war zu verspüren.

 Bruno Bloemen (r.) bot dem Bürgermeister die Zusammenarbeit an.

Bruno Bloemen (r.) bot dem Bürgermeister die Zusammenarbeit an.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Deshalb blies der Wind Verwaltung (Bürgermeister Udo Rosenkranz) und Politik (unter anderem Jochen Oomen, CDU, und Ludwig Ramacher, Grüne) manchmal kräftig, aber immer gesittet ins Gesicht. So beklagte beispielsweise Reiner Lücke als Anwohner, dass die Ratsentscheidung für die Lessingstraße nach "Gutsherrenart" gefällt worden sei — ohne Einbeziehung der Bürger. Monika Klinkhammer fragte sich, warum die Stadt erst das Grundstück an der Lessingstraße kaufen muss, wenn es doch alternative Flächen gebe.

Lydia Steeger wollte wissen, wer für den gesunkenen Wert der Eigenheime aufkommt, wenn erst die Unterkunft gebaut wird. Frank Scheel bemängelte wie viele Anwohner die Größe des Neubaus mit bis zu 40 Personen Belegung — nicht die Herkunft der möglichen neuen Nachbarn. Ins gleiche Horn stieß Bruno Bloemen vom Ökumenischen Arbeitskreis für soziale Fragen, der die hohe Belegung der neuen Unterkunft als "Einpferchen" der Menschen bezeichnete. Und Ulrike Nöchel warf der Politik vor, sich viel zu wenig mit der Thematik "vor Ort" befasst zu haben.

Vorwürfe, die vor allem Udo Rosenkranz so nicht stehen lassen wollte. Von Geheimniskrämerei oder Gutsherrenart könne beim Vorgehen von Politik und Verwaltung keine Rede sein. "Doch nachdem uns das erste Grundstück vor der Nase weggeschnappt wurde, sind wir vorsichtiger geworden", erklärte der Bürgermeister. Die immer wieder angesprochene Belegung von 40 Personen konterte er ebenfalls: "Das wäre ein absolut seltener Ausnahmefall. Wir gehen von einer normalen Belegung von 15, vielleicht 20 Personen aus. Die dürften in einem neuen Zweifamilienhaus durchaus zurechtkommen." Gleichzeitig versprach er den Anwohnern ein "wertiges Gebäude" an der Lessingstraße, das zum dortigen Standard passe. Jochen Oomen erklärte außerdem, dass der Rat dem Kauf des ominösen Grundstückes zwar zugestimmt habe, der "Zug aber noch nicht abgefahren" sei. Jetzt sei auch die Meinung der Bürger zum Standort gefragt.

Eine weitere interessante Aussage kam von Matthias Küppers (WWG), der erklärte, dass in seinem Betrieb seit 1990 Asylbewerber tätig seien. Irgendwann konnten diese dann sogar in eigene Wohnungen ziehen. Danach seien sie im Ortsbild überhaupt nicht mehr aufgefallen. Sie seien aber auch nicht in einer einzigen Unterkunft untergebracht gewesen, wie nun geplant. Bemerkenswert die Worte des Asylbewerbers Mohammad Schafigheh, der im Iran in der britischen Botschaft arbeitete: "Ich bedanke mich für die gute Behandlung. Schade, dass wir Ihnen so viele Probleme bereiten."

(RP)
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