Geldern Asbestfund: Teil-Sanierung der JVA Pont

Geldern · Im Oktober 2013 stirbt ein Häftling nach einem selbst gelegten Brand. Bei der Sanierung der Zellen werden standardmäßig Materialproben entnommen. Sie enthalten gebundenes Asbest. Langfristig muss nun saniert werden.

 Blick aus der Vogelperspektive auf die JVA in Pont, die auf diesem Foto südlich der Gelderner Ortschaft zu sehen ist. Betroffen von der Asbestsanierung sind die vier alten Hafthäuser, die etwa in der Mitte der Anlage untereinander liegen.

Blick aus der Vogelperspektive auf die JVA in Pont, die auf diesem Foto südlich der Gelderner Ortschaft zu sehen ist. Betroffen von der Asbestsanierung sind die vier alten Hafthäuser, die etwa in der Mitte der Anlage untereinander liegen.

Foto: Justizvollzugsanstalt Geldern

Eine Gesundheitsgefährdung durch Asbest besteht derzeit für die 611 Gefangenen der JVA Pont nicht. Darauf legen Leiter Karl Schwers und Mitarbeiter sowie Schadstoff-Koordinator Marco Jeckstadt Wert, als sie gestern auf Anfrage mit der Redaktion sprechen. "In den Proben von Wand- und Deckenbelägen wurden zwar Asbestbefunde festgestellt, die sich unmittelbar auf dem Betonträger als Abspachtelung befinden. Doch da sie durch Anstriche verdeckt und gebunden sind, wurden bei den durchgeführten Raumluftmessungen keine Belastungen festgestellt", geht Schwers gleich in die Offensive. Und Jeckstadt fügt hinzu: "Bei unseren Zellkontrollen achten wir daher jetzt nicht nur auf die Sicherheit, sondern auch auf das Mauerwerk und etwaige Beschädigungen." Sollten die vorliegen, würden Häftlinge sofort in andere Räume verlegt, versichert Schwers.

Dem giftigen Baustoff, der nur in den vier alten Hafthäusern (circa 550 Haftplätze) verbaut worden ist, weil zum Zeitpunkt der Erweiterung ab 1999 bereits Asbest komplett verboten war, kamen die Verantwortlichen durch einen Zellenbrand auf die Schliche. Im Oktober vergangenen Jahres hatte ein Gefangener sich in der Zelle verbarrikadiert und war schließlich an den Folgen des Feuers gestorben (die RP berichtete). Nach einem solchen Todesfall nimmt die Staatsanwaltschaft automatisch Ermittlungen auf. Dazu zählen standardgemäß auch Materialproben, die dann das unschöne Ergebnis brachten. Auch eine Heizungsverkleidung in der Kirche wurde entsorgt, deren Entfernung als dringlich empfohlen wurde. Trotzdem gibt es bisher wohl keine Gesundheitsbeschwerden - zumal einige Bedienstete sich bereits haben untersuchen lassen. Trotzdem: "Mittelfristig erscheint eine Asbestsanierung der betroffen Gebäude unumgänglich", erklärt Schwers, der damit mit dem Eigentümer des Gefängnisses, dem Bundesliegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, auf einer Linie liegt. Ende 2015/Anfang 2016 könnte diese Maßnahme, deren Kosten noch nicht beziffert werden können, anlaufen. Womit eine größere Logistikwelle beginnen würde.

Denn trotz der Sanierung Zug um Zug würde die Verlegung einiger Gefangener wohl notwendig werden. Die 120 Insassen, die derzeit in den alten vier Hafthäusern einsitzen, aber eine Ausbildung machen, sollten ihre Lehre wegen einer Verlegung aber nicht unterbrechen. Daher droht eher einem anderen Teil der dortigen "Knackis" die Verlegung in nahegelegene Justizvollzugsanstalten. "Geografisch besser Gelsenkirchen als Bielefeld", wie Schwers erklärt. Hintergrund sind die sozialen Kontakte der Gefangenen, die nicht unter weit entfernten Verlegungen leiden sollten. Die freien Plätze seien übrigens innerhalb der NRW-Gefängnisse vorhanden.

Ein ganz anderes Problem kommt dann während der eigentlichen Sanierung auf die JVA zu. Denn von den üblichen Baustellen unterscheidet sich das Gefängnis wegen der hohen Sicherheitsauflagen ganz erheblich.

(RP)
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