Von Goch ins Sportinternat Ein Leben für den Triathlon

GOCH · Drei Disziplinen, eine Leidenschaft. Der 15-jährige Aron Thimm aus Goch besucht in Essen das Sportinternat. In den Ferien trainiert er in der Heimat beim TV Goch. Ein Gespräch über Triathlon, den Nutzen für Kopf und Seele und die Ziele.

 Triathlon Aron Thimm

Triathlon Aron Thimm

Foto: Privat

Aron Thimm ist 15 Jahre jung, er gehört zu den hoffnungsvollen Talenten im Triathlonsport. Der sportliche Dreiklang aus Schwimmen, Radfahren und Laufen ist zu seiner Leidenschaft geworden. Dieser spürt der junge Sportler, der beim TV Goch erste Kontakte mit der faszinierenden Ausdauersportart bekommen hat, mittlerweile als Schüler des Sportinternats in Essen nach. Eine spannende Geschichte.

Wann war für Dich klar, dass Triathlon das Nonplusultra, Deine Sportart, ist?

Aron Gute Frage, das hat sich entwickelt, angefangen beim Kinderschwimmen und der Leichtathletik. Dann fing ich mit den ersten Laufveranstaltungen an. Sicher ist, wenn meine Eltern mich nicht immer zu den Wettkämpfen gefahren hätten, ohne den TV Goch und die Sportstiftung NRW wäre ich heute nicht da, wo ich bin.

Du besuchst in Essen seit 2017 das Sportinternat und bist nur an den Wochenenden zu Hause. War das eine schwere Entscheidung?

Aron Als ich darüber nachgedacht habe, wie das wäre, ohne meine Schulfreunde und meine Familie, das war nicht leicht. Aber meine Schulfreunde treffe ich am Wochenende, und die Zeit mit meiner Familie weiß ich durch die Trennung in der Woche viel mehr zu schätzen.

Was hat sich im Schulalltag verändert?

Aron Der Alltag im Sportinternat ist viel strukturierter. Es gibt Pläne, was an Training in der Woche ansteht: jeden Tag Schwimmen, montags und mittwochs um 5 Uhr, also vor der Schule. Radfahren zwei Mal in der Woche, mit den Wochenenden drei Mal. Laufen steht drei bis vier Mal in der Woche an. Außerdem bin ich viel selbstständiger geworden. Meine Wäsche wasche ich zum Beispiel in Essen selbst. Für die Wochenenden zu Hause bekommen wir einen Trainingsplan mit.

Auch für die Weihnachtsferien?

Aron Ja, auf jeden Fall. Eine Woche ohne Training würde definitiv Einfluss auf die Leistung nehmen. Ich trainiere in den Ferien mit den Leuten von der Triathlonabteilung des TV Goch und genieße das sehr, aber auch mit meiner Mutter oder auch alleine. Denn es ist auch schön, am Wochenende alleine laufen zu gehen und dabei den Alltagsstress komplett hinter sich lassen zu können.

Ist der freie Kopf ein Vorteil des Triathlontrainings?

Aron Ja, definitiv, aber nicht nur. Disziplin, Selbstständigkeit und Struktur hängen damit auch zusammen. Außerdem ist Triathlon abwechslungsreich, nicht nur weil man drei Sportarten unter einen Hut bringt, sondern auch innerhalb der Disziplinen. Zum Beispiel fahre ich im Winter Mountainbike und im Sommer Rennrad.

Wie hoch ist denn der Verschleiß?

Aron Der ist bei dem Trainingspensum dementsprechend hoch, außerdem ist das bei Fahrrädern und Schuhen ja noch so ein Problem, weil ich noch wachse und deswegen immer wieder neue Ausrüstung brauche. Wenn ich Schuhe brauche, dann nicht nur ein Paar, sondern gleich vier, welche mit Dämpfung, welche mit Spikes und so weiter.

Was steht für 2019 an?

Aron Ich mache einen großen Sprung von der B-Jugend in die Altersklasse der A-Jugend. Damit ändern sich auch bei den Wettbewerben die Strecken. Waren es 2018 noch 400 Meter Schwimmen, 10 Kilometer Radfahren und 2500 Meter Laufen, so verdoppeln sich 2019 die Distanzen – also 800 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. Das habe ich beim Training schon im Hinterkopf.

Ziele?

Aron Im nächsten Jahr ist mein Ziel eine Top-10-Platzierung in einem der Deutschland-Cups. Mein bestes Ergebnis in 2018 war der fünfte Platz beim Deutschland-Cup, der in Goch ausgetragen wurde. Es gibt deutschlandweit schon ziemlich viele Konkurrenten. Man muss auf alles achten und mit allem rechnen, denn der eine hat mal einen guten oder mal einen schlechteren Tag. Wenn ich weit in die Zukunft blicke, dann wäre eines meiner Ziele die Teilnahme an den Europameisterschaften. Aber bis dahin kommen noch ganz viele Zwischenschritte.

Zum Beispiel?

Aron Als nächstes bin ich noch bis zum 13. Januar im Trainingslager in Portugal. Die Umgebung ist deutlich höher gelegen als hier zu Hause. Das spürt man regelrecht an den Muskeln abends nach dem Training. Dafür bin ich eine Woche von der Schule freigestellt. Das ist der Vorteil, dass das Sportinternat mit der Schule zusammenarbeitet. Allerdings sprechen die vorher mit den Lehrern. Es wird schon auf die Noten geschaut.

Schule ist also nicht nur Nebensache?

Aron Nein, es wird sehr auf die schulischen Leistungen geachtet. Es ist aber ansonsten schon so, man plant seinen Alltag um den Sport herum. Auch zu Hause dreht sich alles um den Triathlon. Aber bei dem Trainingsplan bleibt auch wenig Zeit für anderes.

Vermisst Du was?

Aron Es gibt diese Momente nach einer sehr harten Trainingswoche, in denen man denkt: ganz schön anstrengend. Wenn man aber am nächsten Tag zurückblickt, was man alles geschafft hat, stellt sich ein Gefühl der Zufriedenheit ein.

Gibt es Vorbilder für Dich?

Aron Jan Frodeno ist sehr inspirierend für mich. Er hat alles erreicht beim Ironman und bei den Olympischen Spielen. Ich habe mir sein Buch „Eine Frage der Leidenschaft“ zum Geburtstag gewünscht. Es sind vielleicht diese Lebensweise und seine Gedanken, mit denen ich mich identifizieren kann. Alles dreht sich um den Sport.

Was rätst Du denen, die jetzt vielleicht auch Lust bekommen haben, Triathlon als ihre Sportart auszuprobieren?

Aron Das muss jeder für sich selber wissen, und man muss diesen Sport ja nicht in dem Ausmaß betreiben, wie ich das mache, aber es schadet nicht. Sport tut dem Körper gut und Kopf und Seele.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort