Geldern Applaus für Hanns-Josef Ortheil

Geldern · Der bekannte Schriftsteller las in der Gelderner Tonhalle.

Zu einer außergewöhnlichen Lesung hatte der Kunstverein Gelderland in die Tonhalle eingeladen. Mirjam Keuck-Grönheim begrüßte Hanns-Josef Ortheil, der, zu Fuß vom Bahnhof gerade angereist, direkt mit dem Signieren seiner Bücher begann und dabei mächtig ins Schwitzen kam. "Zu 60 bis 70 Prozent haben wir meiner Mutter zu verdanken, dass der 'Starautor' auf seiner Lesereise in Geldern vorbeikommt. Sie ist am Ball geblieben", meinte die Buchhändlerin.

Die Vorsitzende Inge Ruhs würdigte den großen Zulauf besonders bei den "karibischen Temperaturen". In Anspielung auf sein neuestes Buch sagte sie nur: "Der Typ ist da", und stellte den Professor für "Kreatives Schreiben" und Kulturjournalismus in Hildesheim in ein paar Sätzen vor. Ortheil erzählte, "dass er aus einer Laune heraus in letzter Zeit sehr produktiv war". Vier Bücher, die nicht nur geografisch eng miteinander verflochten sind, entstanden in eineinhalb Jahren. Er gehört nicht zu den Forschern, die sich erst genau über ein Thema informieren. Die Voraussetzung für die Nähe zum Stoff sei eine besondere Disposition. "Ich taste mich heran durch Anfangen", meinte er und las das erste Kapitel seines im Kiepenheuer & Witsch-Verlag erschienenen Buches über den "Typen Matteo".

"Das Buch kreist um den Kölner Dom und hat auch sonst eine große Nähe zum Rheinland", erklärte der Autor zum Verlagswechsel von Luchterhand München für dieses Buch. "Als Mia von der Bibliothek nach Hause kam...", begann er mit bestimmter und deutlicher Aussprache in feiner Akzentuierung zu lesen. Die Entstehung der Geschichte in Venedig ist eng mit Ortheils Projekt und seiner Liebe zu den Bildern von Paolo Veronese verbunden. Zeitgleich entstand das kleine Werk "Cicchettario" . Darin sind die legendären Rezepte des Al Bottegon aus Venedig verzeichnet. "Ein Cicchetto ist ein schneller, appetitanregender Happen, der im Stehen gegessen wird."

Dezent sensibilisierte er die Zuhörer für das 25-seitige "ungeheuer scharfsinnige" Nachwort. "Eine Lust, das Leben nicht zu überdrehen", sieht Ortheil als verbindendes Element zur Romanfigur Matteo mit biografischen Zügen seines venezianischen Freundes. Deshalb las er auch noch das Kapitel "Bleiben" als Untergrund der gemeinsamen Freundschaft aus seinem Werk "Was ich liebe und was nicht".

Hanns-Josef Ortheil erhielt viel Applaus. Er wird, wie aus einer Tagebuchpassage vorgetragen "den Faden des Lebens weiterspinnen".

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