Geldern Antibiotikaresistente Keime im Haushalt

Geldern · Eine Studie der Hochschule Rhein-Waal untersucht Spül- und Waschmaschinen: Auch Haushaltsgeräte sind befallen. Eine direkte Gesundheitsgefährdung besteht nicht, wenn man regelmäßig Waschgänge mit hohen Temperaturen nutzt.

Haushalte mit Säuglingen oder zu pflegenden Angehörigen sollten regelmäßig Waschprogramme von mindestens 40 Grad Celsius mit pulver- oder perlenförmigen Vollwaschmitteln verwenden. Denn Wasch- und Spülmaschinen sind häufiger als erwartet von Bakterien besiedelt, die in der Lage sind, verschiedene Antibiotika wie Penicilline oder Carbapeneme zu zerstören und unwirksam zu machen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) in Kooperation mit dem medizinischen Versorgungszentrum Stein + Kollegen aus Mönchengladbach und der Universität von Uppsala in Schweden.

"96 Prozent der Spülmaschinen waren davon betroffen. Bei den Waschmaschinen wurden wir in 79 Prozent der untersuchten Geräte fündig", sagt Dirk Bockmühl, Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Fakultät Life Sciences der HSRW mit Blick auf die Beta-Laktamase-bildenden Mikroorganismen, die verschiedene Antibiotika zerstören oder unwirksam machen können. Dafür untersuchte eine Arbeitsgruppe aus Studenten und Wissenschaftlern 29 Wasch- und 24 Spülmaschinen aus zufällig ausgewählten Haushalten.

"Bei der Untersuchung haben wir die Gummidichtungen beprobt, weil diese Probennahmestelle vergleichbar in beiden Geräten vorhanden ist und zudem immer gern von Mikroorganismen besiedelt wird", sagt Bockmühl. Analysiert wurde die DNA; also die Erbsubstanz, wobei gezielt nach einer bestimmten Form von Antibiotikaresistenzen gesucht wurde, die Resistenzen gegen Penicilline und verwandte Antibiotika vermitteln: "Wir haben gewissermaßen nicht nach den Verbrechern gesucht, sondern nach deren Waffen", erklärt der Hygieniker.

"Nachdem wir in erstaunlich vielen Geräten diese Resistenzgene gefunden haben, haben wir uns die Frage gestellt, wie sich die dahinter steckenden resistenten Bakterienarten wohl im Waschprozess verhalten", sagt Laura Rehberg aus der Arbeitsgruppe "Hygiene und Mikrobiologie". Die Doktorandin hatte im Vorfeld in ihrer Bachelor-Arbeit die Untersuchungen begonnen und später in der Arbeitsgruppe "Hygiene und Mikrobiologie" fortgeführt. "Dazu haben wir im Vergleich resistente Stämme und nichtresistente Laborstämme auf Textilläppchen gegeben und "normal" gewaschen", erklärt Rehberg. Es stellte sich heraus, dass für resistente Formen in der Regel höhere Temperaturen notwendig sind, um diese sicher abzutöten, als für die nichtresistenten Vertreter. "Obwohl wir generell für gesunde Menschen keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung gefunden haben, sollte man, um besonders gefährdete Personen wie Säuglinge oder Pflegebedürftige gegen die Keime i zu schützen, Waschmittel mit Sauerstoffbleiche (das ist auf den Packungen so ausgewiesen) verwenden, die zusammen mit mindestens 40 Grad Celsius die meisten Mikroben abtöten", erklärt Bockmühl. "Sauerstoffbleiche ist aber nur in pulver- oder perlenförmigen Vollwaschmitteln enthalten", fügt Rehberg an. Wichtig ist vor allem, dass man regelmäßig Waschgänge mit höheren Temperaturen wählt, um die Keime sicher abtöten zu können.

Das gilt auch für Spülmaschinen: Bei höheren Temperaturen hat man einen sicheren Schutz vor Keimen, wenn man die derzeit verwendeten Programme wählt. "Gerade wenn hygienische kritische Lebensmittel wie rohes Fleisch zubereitet wurde, ist der Geschirrspüler die beste Wahl für Geschirr und Besteck, das mit diesen Lebensmitteln in Kontakt gekommen ist", sagt Bockmühl. Die Spülmaschine mit ganz hoher Temperatur von 70 Grad Celsius durchlaufen zu lassen, sei dagegen vielleicht einmal im Monat oder nach Bedarf angebracht. "Zum Beispiel, wenn es anfängt, zu müffeln", sagt Bockmühl.

(mgr)
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