Gelderland Ansichtssache: Wann etwas Sport ist - und wann nicht

Gelderland · Sport und Politik sind zwei wichtige Lebensbereiche. Manchmal kommen sie miteinander in Berührung. So wie jetzt in Issum. Dort will bekanntlich der Verein Paintball Niederrhein die seit sieben Jahren vor sich hin gammelnde Tennishalle am Vogt-von-Belle-Platz für seine Zwecke nutzen.

Für Paintball, für das es sogar eine Deutsche Paintball Liga gibt. Das heißt: für Sport. Meint der Verein. Nicht jedoch die Gemeinde Issum und die Kreisverwaltung in Kleve als Bauaufsichtsbehörde. Ihrer Auffassung nach ist Paintball kein Sport. Warum, erläuterte Kreis-Pressesprecherin Ruth Keuken der RP auf Anfrage. "Paintball ist beim Landessportbund nicht als Sportart gelistet", nannte sie als Kriterium dafür, was für die Verantwortlichen im Kreishaus als Sport gelte — und was nicht.

Da können die Skifahrer wohl froh sein, dass es in NRW das ziemlich schneesichere Sauerland gibt. Denn sonst hätte sich kaum ein Westdeutscher Skiverband gegründet, der demzufolge auf dem Radar des Landessportbunds erscheint.

Pech dagegen haben Cricket-Fans und Curling-Anhänger. Sie finden ihren Wettstreit um Punkte und Platzierungen nicht im Landessportbund-Verzeichnis. Merkwürdig, dass Cricket in England Nationalsport ist und beim Curling während der Olympischen Winterspiele die Steine immer wieder übers Eis geschoben werden, mit Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für die besten Teams. Auch Hurling, in Irland eine der populärsten Sportarten, Lacrosse und Polo kämen nicht in den Genuss, vom Kreis Kleve als Sportart anerkannt zu werden.

Die Antwort sei nur als "erste Reaktion" auf eine lose Anfrage des Paintball-Vereins zu sehen, beschwichtigt die Kreis-Pressesprecherin. Rechtlich abschließend sei die Sache nur bei einer Bauvoranfrage oder einem Bauantrag zu beantworten. Eventuell kämen noch andere Sportarten zum Zuge. Die hat der Verein in der Tat geplant: Badminton und Squash, beide vom Deutschen Olympischen Sportbund als Sportarten geführt.

Und wie definiert die Sportwissenschaft den Sport? Das sei ein kulturelles Tätigkeitsfeld, "in dem Menschen sich freiwillig in eine Beziehung zu anderen Menschen begeben mit der bewussten Absicht, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten insbesondere im Gebiet der Bewegungskunst zu entwickeln und sich mit diesen anderen Menschen auf Grundlage der gesellschaftlich akzeptierten ethischen Werte nach selbstgesetzten oder übernommenen Regeln zu vergleichen", schreibt Professor Dr. Claus Tiedemann von der Uni Hamburg.

(RP)
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