Straelen Angst in der Innenstadt

Straelen · Sachbeschädigung, Ruhestörung, Überfälle – Anwohner innerhalb der Straelener Wälle fühlen sich zunehmend unwohl. Sie fordern ein Eingreifen der Stadt. Und mehr Präsenz der Polizei.

 Anwohner der Gelderner Straße in Straelen vermuten direkt hinter dem Markt einen Drogenumschlagplatz. Viele sind besorgt und haben Angst.

Anwohner der Gelderner Straße in Straelen vermuten direkt hinter dem Markt einen Drogenumschlagplatz. Viele sind besorgt und haben Angst.

Foto: Gerhard Seybert

Seit 59 Jahren wohnt die Frau auf der Gelderner Straße. Früher hat sie das gerne getan. "Doch wenn ich jetzt gegen 22 Uhr die letzte Runde mit dem Hund drehe, fühle ich mich nicht mehr wohl", sagt die alteingesessene Straelenerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ihr Nachbar Klaus Hausberg hat kein Problem damit. Er drückt aus, was viele Einwohner innerhalb der Wälle empfinden: "Die Innenstadt ist eigentlich das Aushängeschild. Doch man lässt zu, dass sie verwahrlost."

Der Vorwurf richtet sich an Politik und Verwaltung, von der sich Straelens Innenstadtbewohner zunehmend alleingelassen fühlen. Immer wieder werden sie Zeugen oder Opfer von Wildpinklern, Diebstählen und Sachbeschädigungen. Einer Fahrschülerin seien die Fahrradreifen zerstochen worden, sagt der Fahrschulbetreiber auf der Gelderner Straße. "Ich bin auf dem Weg nach Hause schon zweimal auf dem Kirchplatz überfallen worden", berichtet Karl Geerkens. Mofa-Wettrennen rauben den Schlaf. In den Gassen soll angeblich mit Drogen gehandelt werden.

Ähnliche Zustände beschrieben Anwohner und Geschäftsleute dem damaligen Bürgermeister Johannes Giesen bereits vor fünf Jahren. "Zwischenzeitlich war mal Ruhe", erinnert sich Hausberg. Doch mittlerweile habe sich das Problem längst potenziert. Zuletzt äußerten die Bürger ihren Frust und ihre Angst während eines Stammtischs der FDP. Tenor: Polizei und Ordnungsamt sind sich in der Gleichgültigkeit gegenüber den Anliegen der Innenstadtbewohner ebenbürtig.

Ein Problem seien die beiden gegenüberliegenden Gebäude auf der Gelderner Straße, in denen Asylsuchende und Saisonarbeiter untergebracht sind. Wobei die Anwohner ausdrücklich nicht diesen Menschen den Schwarzen Peter zuschieben. "Die Leute leben dort nicht unter anständigen Bedingungen", urteilt Hausdorf. Wer sonst keine Trockenmöglichkeit habe, stelle die Ständer eben auf die Straße. In der Pflicht sehen die Straelener Bürger die Stadt und die Firma Cova. "Diese Firma kauft ganze Straßenzüge auf", fürchtet der Fahrschulbetreiber. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. Den stellte auch eine offene Gesprächsrunde im Oktober fest. Das Gefühl, die Anliegen und Sorgen würden nicht ernst genommen, äußerten da Einzelhändler. Bürgernähe fehle. Neben der Forderung, den Markt und Umgebung als "Wohnzimmer Straelens" zu renovieren, erhob sich als Lösungsvorschlag, die Asylsuchenden dezentral außerhalb des Stadtkerns unterzubringen.

Ein Ansatz, mit dem auch einige Anwohner liebäugeln. Und alle wollen mehr Präsenz von Polizei und Ordnungsamt – und zwar nachts und an Wochenenden. "Nur neue Bäume auf dem Marktplatz pflanzen, das lenkt nur von den tatsächlichen Problemen der Sicherheit ab", meint Hausberg.

(RP)
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