Workshop in Geldern und Emmerich Wenn Kinder nach Gott fragen

Kreis Kleve · Wo wohnt Gott? Wie sieht er aus? Und wie heißt er eigentlich mit Nachnamen? Kinder beschäftigen sich oft mit religiösen Fragen. Theologin Andrea Spans rät den Eltern zum gemeinsamen Forschen.

  Fotos: Fabian Sommer/dpa, KBF

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Foto: dpa/Fabian Sommer

Dass Gott im Himmel wohnt, daran glauben viele Kinder. Nimmt man das an, ergeben sich daraus viele weitere Fragen, die durch den Kopf eines Kindes schwirren können. Hat er da ein Haus mit Garten? Wohnt Oma, die vor zwei Jahren gestorben ist, nebenan? Und hat Papa Gott gesehen, als er im Flugzeug saß? Wie bei allen Themen stellen Kinder auch zu Religion und Glauben viele Fragen, sie erforschen und sind auf der Suche nach Antworten. Andrea Spans weiß das nur zu gut. Die Theologin beim Katholischen Bildungsforum Kleve beschäftigt sich selbst mit dem Thema und sucht in dem Seminar „Kinder fragen nach Gott“ mit Eltern und Erziehern nach Antworten.

Die meisten Fragen von Kindern seien situationsbedingt, sagt Andrea Spans, sie beschäftigten sich mit alltäglichen, oftmals natürlichen Phänomenen. Sei es die Schneeflocke, die vom Himmel fällt, die blühende Blume oder eben der Tod der geliebten Oma.

Aber auch Fragen zu Gott treiben viele Kinder um. Dabei versuchen die meisten Kinder, handfeste Antworten zu der abstrakten Vorstellung zu bekommen, sagt Andrea Spans. „Wenn es um Gott geht, sind die meisten Kinder auf der Suche nach einer bildlichen Vorstellung“, sagt die Theologin. Während sich Erwachsene eher fragen, was Gott eigentlich ist, fragen sich Kinder eher, wo er denn wohnt.

„Was ich selbst nicht kann, ist fertige Antworten zu liefern“, sagt Andrea Spans. „Darum geht es aber auch gar nicht. Das Wichtigste an den Kinderfragen sind nicht die Antworten, sondern die Fragen selbst.“ Darum sollten Eltern mit ihren Kindern gemeinsam auf die Suche gehen, die Fragen erforschen. „Auf dieses Wagnis muss man sich als Erwachsener auch selbst einlassen.“

Eine neugierige und offene Haltung sei darum auch für Eltern von Vorteil, wenn Kinder sie mit Glaubensfragen konfrontieren. „Ganz schön schlau“ oder „Wie kommst du auf diese Frage?“ seien gute Reaktionen, um den Hintergrund der Fragen zu erforschen. Wer konkrete Antworten scheut, könne auch eine Gegenfrage wie „Was meinst du denn, wo Gott wohnt?“ stellen.

Schwierig werde es bei den Themen Tod, Leid oder Ungerechtigkeit. Warum musste die Oma sterben? Und warum müssen einige Kinder in bitterer Armut leben, während es anderen Kindern so gut geht? „Natürlich könnte man dann mit wirtschaftlichen Argumenten wie Verteilungsungerechtigkeit anfangen“, sagt Spans. „Ich versuche aber immer, auf eine religiöse Frage auch eine religiöse Antwort zu geben.“ Wichtig sei in jedem Fall, das Problem zu besprechen, die Not von anderen zu erkennen und das Thema für die Kinder auf eine andere Ebene zu holen.

Vorlesen sei dazu eine Möglichkeit, rät die Theologin. Dabei müsse es keine Kinderbibel sein. Auch andere Bücher beschäftigten sich ganz anschaulich mit Themen wie Gerechtigkeit, Tod oder Nächstenliebe, aber auch mit Mut, Geborgenheit oder Achtsamkeit. „Dass Kinder in ihrer Lebenswelt auch kleine Schritte tun können, um anderen zu helfen oder Ungerechtigkeit zu vermeiden, ist ein guter Ansatz“, sagt Andrea Spans. Auch ein Gebetswürfel helfe, ein gemeinsames, religiöses Ritual zu schaffen und habe dabei auch einen spielerischen Effekt.

 Andrea Spans, Katholisches Bildungsforum

Andrea Spans, Katholisches Bildungsforum

Foto: KBF Kleve

In jedem Fall sollten sich Erwachsene auf die kindlichen Fragen einlassen und die Neugier des Nachwuchses nicht abtun, sagt Andrea Spans. „Auch für Eltern kann das ein Anstoß sein, über diese Fragen nachzudenken und vielleicht sogar in sich selbst etwas in Gang zu setzen“, sagt die Theologin. Das funktioniere auch bei Eltern, die keinen engen Draht mehr zu Kirche oder Glauben haben.

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