Aus dem Schulleben „Wachtendonk ist der Himmel auf Erden“

Das Berufsleben von Gudrun Herrmann neigt sich dem Ende zu. Gestern ist die langjährige Leiterin der St.-Michael-Grundschule Wachtendonk verabschiedet worden. Ein Blick zurück auf 29 Jahre als Lehrerin.

 Was für ein Abschied: Die Schüler der St.-Michael-Grundschule feierten am Freitag Gudrun Herrmann.

Was für ein Abschied: Die Schüler der St.-Michael-Grundschule feierten am Freitag Gudrun Herrmann.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Seit 29 Jahren ist Gudrun Herrmann Lehrerin. „Ich gehörte zum ersten Jahrgang, der beim Studium den Akzent auf die Primarstufe legte“, blickt die Frau aus Geldern auf den Anfang ihrer Ausbildung zurück. Die führte sie nach dem Studium zunächst an eine Grundschule nach Rheinberg und dann an die St.-Michael-Schule in Wachtendonk. 13 Jahre war sie dort Schulleiterin, gestern wurde Gudrun Herrmann in den Ruhestand verabschiedet.

Grundschullehrerin. „Nur“ Grundschullehrerin, wie die Pädagogin die Einschätzung großer Teile der Bevölkerung über diesen Beruf wiedergibt. Lehrer, die ausschließlich mit lieben und netten Kindern zu tun haben. „Aber gerade bei denen müssen wir dafür sorgen, dass sie schulfähig werden, wir müssen ihnen Leistungsbereitschaft und Gemeinsinn beibringen.“ Dieses zu kombinieren, sei für manches Kinder heute nicht mehr so einfach. Ein Grund: Eltern versuchen heute, ihre Kinder sehr zu beschützen, so dass der Gemeinschaftssinn nicht mehr so wahrgenommen wird.

Lenkt Gudrun Herrmann freilich ihren Blick vom großen Ganzen auf die Michael-Schule, erhellt sich ihre Miene. „Wachtendonk ist der Himmel auf Erden“, sagt sie im Vergleich zu den Verhältnissen in großen Städten. Eine tolle Elternschaft trage das Schulleben in der Niersgemeinde. „Es gibt äußerst engagierte Menschen hier.“ Das Familiäre und die intensiven Kontakte an dieser kleinen Schule schätzt sie.

Kindern etwas beizubringen, mit ihnen zu arbeiten, daran habe sie immer schon Spaß gehabt, erzählt die scheidende Rektorin. „Es ist eine Freude zu sehen, wie sie sich entwickeln, wie toll sie Fortschritte machen und was aus ihnen wird.“ Zu manchen reißt der Kontakt nicht ab, wenn sie die Grundschule verlassen. Manche kommen als Zehntklässler oder nach dem Abitur als Praktikanten für eine kurze Zeit zurück.

Keinen Hehl macht Gudrun Herrmann daraus, wie sie das Verschwinden des alten dreigliedrigen Schulsystems findet. „Das ist schade, denn viele Kinder waren in einer so tollen Hauptschule wie hier bei uns in Wachtendonk gut aufgehoben.“ Doch wenn die Politik das Versprechen mache, jedes Kind könne alles werden, dann wollten die Eltern das für ihre Kinder auch. „Wir haben hier in Wachtendonk viel erreicht“, fasst Gudrun Herrmann ihre 13 Jahre an der Moorenstraße zusammen, in denen sie anfangs eine eigene Klasse hatte und bis heute noch Religion unterrichtet. Projekte wie aktuell das Pflanzprojekt unterstützte sie immer gerne. Die Wertschätzung allen gegenüber sei wichtig, „und das ist auch weitgehend gelungen“. Die Ausstattung, unter anderem mit Whiteboards und Laptops, sei dank der Unterstützung der Gemeinde auf einem guten Stand. Zu den klassischen Fächern habe es durch musikalische Erziehung und durch handwerkliche Impulse wie dem Holzprojekt schöne Ergänzungen gegeben.

Besser hätte es aus ihrer Sicht bei der Inklusion laufen können. „Wir sind eine Schule des gemeinsamen Lernens, doch dafür brauchen wir eine verlässliche Ausstattung mit Sozialarbeitern und Sozialpädagogen.“ Daran mangelte es allerdings. Dass diese Defizite beseitigt werden, wünscht Gudrun Herrmann ihren Kollegen für die Zukunft.

Im Ruhestand will die kirchlich interessierte Frau ihren Freundeskreis reaktivieren und das Familienleben intensivieren. Drei Kinder und drei Enkel warten darauf. Und für ihre Hobbys Wandern und Lesen wird die dann Ex-Schulleiterin künftig auch mehr Raum und Zeit finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort