Fundgrube in Geldern Wie sich das Fairkaufhaus füllt

Geldern · Am Ostwall in Geldern ist in einem großen Geschäft gebrauchte Ware zu bekommen. 650 Menschen wöchentlich nutzen das Angebot.

  Seit fast 20 Jahren gibt es das Fairkaufhaus am Ostwall in Geldern.

Seit fast 20 Jahren gibt es das Fairkaufhaus am Ostwall in Geldern.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Von alten Teeservice über Kleidung und Möbel bis hin zu ausgestopften Tieren: Im Fairkaufhaus Geldern gibt es alles, was das Herz begehrt. Doch woher kommen die Sachen eigentlich? Und wie kommen sie in den Laden?

Am Gelderner Ostwall steht das Geschäft der Caritas-Betriebe für Second-Hand-Ware. Schon seit fast 20 Jahren werden im Fairkaufhaus gebrauchte Kleidung, Möbel und Haushaltsgegenstände verkauft. Was als Kleiderkammer der Maria-Magdalena-Kirchengemeinde begann, ist nun ein Projekt, das viele Menschen unterstützt. Früher hatte es seinen Platz am Südwall, ist dann aus Platzgründen an den Ostwall umgezogen. Auch in Weeze hat das Geschäft einen kleinen Standort.

Auf 900 Quadratmetern Verkaufsfläche findet man an Kleidung, Haushaltsgegenständen und Möbeln so gut wie alles: bunte Shirts, Jeans, Schuhe und sogar Schmuck, Spiegel, Gemälde, Sofas, Betten, Bücher und Geschirr. Auch wenn man nichts sucht, wird man hier mit Sicherheit fündig. Um die 650 Kunden pro Woche hat das Fairkaufhaus.

Doch woher kommt die Ware eigentlich? Das gesamte Sortiment besteht aus Spenden. „Das sind allein um die 60 bis 70 Tonnen Kleiderspenden pro Jahr, von Privatleuten und manchmal auch von Geschäften. Alles, was über ist“, sagt Julian Kroll, Leiter der beruflichen Integration. Diese Waren werden sortiert, gewaschen, gebügelt. Natürlich kann nicht jede der Spenden verwendet werden. „Beim Sortieren müssen wir uns immer fragen, ob wir die Sachen selbst noch anziehen würden“, erklärt Kroll. Etwa 60 Prozent der Spenden landen letztendlich auch im Verkaufsbereich des Geschäfts. Die Teile, die im Fairkaufhaus nicht gebraucht werden, werden weiter gespendet und in Länder exportiert, in denen sie noch verwendet werden können. Ein Teil der Kleidung wird recycelt. Möbel holen die Mitarbeiter des Geschäfts persönlich bei den Spendern ab. Üblicherweise werden Fotos der Möbel an das Fairkaufhaus geschickt, und was benötigt wird, wird abgeholt und in den Laden gebracht. Ab und an müssen daran ein paar Reparaturen vorgenommen werden. Küchen und elektronische Geräte seien besonders beliebt und immer schnell weg, erzählt Mitarbeiter Kroll.

Und wie werden die Preise bestimmt? „Das hängt ganz von der Qualität und dem Zustand ab. Natürlich sind Kleidung und Haushaltswaren von Marken immer etwas teurer, aber die Preise sollen immer günstig und fair sein, damit sich Leute mit kleinem Geldbeutel die Ware im Fairkaufhaus leisten können“, sagt Kroll. „Für jedes Teil, zum Beispiel T-Shirts, gibt es eine Preisspanne. Und je nach Zustand kosten die dann zwei, drei oder eben fünf Euro.“ Beim Sortieren wird auch B-Ware aussortiert, die es dann für ein oder zwei Euro zu kaufen gibt. Die Einnahmen werden hauptsächlich zur Kostendeckung genutzt.

Aber das Fairkaufhaus ist nicht nur für Leute mit kleinem Geldbeutel da. Auch Schnäppchenjäger oder die, die umweltbewusster konsumieren möchten, werden hier fündig. „Es muss nicht immer alles neu sein“, meint Julian Kroll. Nachhaltigkeit sei ein großes Thema für das Second-Hand-Geschäft, deshalb wird versucht, so viele Spenden wie möglich zu verkaufen. Je weniger neue Kleidung produziert werden muss, desto weniger wird die Umwelt belastet.

Nicht nur der Verkauf, sondern auch die berufliche Integration ist ein Bestandteil des Unternehmens. Im Fairkaufhaus sind neben 25 Festangestellten auch 35 Ein-Euro-Jobber beschäftigt. Ziel ist, ihnen den Weg ins Berufsleben zu erleichtern. Im vergangenen Jahr konnten vier der Ein-Euro-Jobber auf den Arbeitsmarkt vermittelt werden. Auch von der Flüchtlingsintegrationsmaßnahme sind einige Arbeiter in dem Geschäft tätig. Ab diesem Jahr will das Fairkaufhaus Maßnahmenarbeiter auch ausbilden.

Momentan bleibt aber auch das Fairkaufhaus von den Folgen der Ausbreitung des Coronavirus nicht verschont. Seit dem 18. März hat der Laden bereits geschlossen, und schon vorher kamen viel weniger Kunden als üblich. „Wir hatten um die 70 Prozent weniger Einnahmen als sonst“, erzählt Julian Kroll. Bis zum 19. April muss der Laden vorerst geschlossen bleiben. Wie es dann weitergeht, weiß der Leiter der Beruflichen Integration noch nicht. Viele Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, bisher musste aber noch niemand entlassen werden.

Derzeit werden Reparaturen an den Möbeln durchgeführt und die Kleidung aufbereitet, auch das Gartenteam ist noch aktiv. Die Ansteckungsgefahr für die Mitarbeiter sei dabei gering, da immer nur ein bis zwei Leute vor Ort sind. „Wie für jedes Unternehmen ist es auch für uns nicht einfach, man weiß nicht, wie es sich genau entwickelt. Wir können nur von Tag zu Tag schauen und unser Bestes geben“, sagt Kroll. Um die Zeit zu überbrücken, wurden einige der Möbelstücke auf die Internetseite des Fairkaufhauses gestellt. Und auch auf Ebay-Kleinanzeigen können Möbelstücke des Second-Hand-Geschäfts gekauft werden. „Trotzdem ist das natürlich nicht das gleiche wie vorher“, sagt Kroll.

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