Alter Rittersitz in Pont Haus Ingenray: Umbau steht vor der Tür

Geldern · Die Fördermittel sind da, nun können die Vorbereitungen für den Umbau des alten Rittersitzes in Pont beginnen. Ende 2020 sollen die ersten Räume so weit sein, dass sie für Tagungen oder Kulturveranstaltungen genutzt werden können.

 Haus Ingenray in Pont war lange ein privater Wohnsitz, nun soll es ein Gebäude für die Öffentlichkeit werden.

Haus Ingenray in Pont war lange ein privater Wohnsitz, nun soll es ein Gebäude für die Öffentlichkeit werden.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Matthias Schrör steht in dem alten Schwimmbad unter der gewölbten Decke und lässt den Blick schweifen. In diesem Raum wird sein persönliches Herzstück entstehen, das Archiv. Die Duschen in den Ecken sind schon lange trocken, das alte Schwimmbecken ist mit Spanplatten abgedeckt, darauf stehen schon leere Regale zur Probe.

In dem zwei Meter tiefen Becken hat Hans Stratmans früh morgens seine Bahnen gezogen, bevor der Bauunternehmer ins Büro oder zu einer Baustelle gefahren ist. Das alte Wohnhaus, in dem Hans Stratmans mit seiner Frau Emilie jahrzehntelang gelebt hat, soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dafür hatte das Ehepaar noch zu Lebzeiten die Emilie-und-Hans-Stratmans-Stiftung gegründet, deren Direktor der Historiker Matthias Schrör heute ist.

Und nun werden die Pläne endlich konkret: 215.000 Euro hat die NRW-Stiftung für die Sanierung und den Umbau des Hauses am Möhlendyck zugesagt. Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner überreichte die Zusage in Haus Ingenray, auch Landtagsabgeordnete Margret Voßeler-Deppe war vor Ort.

Damit ist der zweite Bauabschnitt finanziell gesichert, sagt Gerd Koppers, Kuratoriumsvorsitzender und Geschäftsführer des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend, Treuhänder der Stiftung. „Das war ein Kampf für uns“, sagt Koppers. Insgesamt 1,7 Millionen Euro soll es kosten, um aus dem Wohnhaus eine öffentliche Forschungs-, Begegnungs- und Tagungsstätte zu machen. Das entspricht dem letzten Willen der früheren Besitzer, die den alten Rittersitz in den 60er Jahren gekauft hatten.

„Viele haben den Eindruck, das hier seit Jahren gar nichts passiert“, sagt Matthias Schrör, der sich mit seinem Büro in dem alten Rittersaal eingerichtet hat. „Aber wir arbeiten stetig im Hintergrund.“ Die Fördermittel der NRW-Stiftung habe man bereits vor über einem Jahr beantragt, nun wurden sie bewilligt. „Die Bearbeitungszeiten sind sehr lang“, sagt Schrör. Auch das Leader-Projekt, der Landschaftsverband Rheinland, das NRW-Heimatministerium und die Bundesbauftragte für Kultur unterstützen das Projekt oder haben bereits Mittel in Aussicht gestellt.

Mit dem Geld ist nun auch ein grober Zeitplan in Sicht. Bis Ende 2020 sollen die ersten Räume so umgebaut sein, dass sie öffentlich genutzt werden können. Dazu gehören ein Tagungsraum für bis zu 80 Personen im ehemaligen Wohnzimmer der Stratmans, ein Ausstellungsraum im alten Rittersaal, eine Toilettenanlage in der Sauna im Keller sowie ein Aufzug, der das Gebäude barrierefrei begehbar macht. Und natürlich das Archiv im alten Schwimmbad, in dem Matthias Schrör hauptsächlich arbeiten wird. „Ein Archiv als Historiker zu verwalten, ist die eine Sache“, sagt er. „Eines selbst zu bauen, eine andere. Diese Gelegenheit hat kaum jemand.“

Gefüllt werden sollen das Archiv und die Ausstellungsräume mit hauseigenem Material. „Stratmans war ein typischer Sammler“, sagt Gerd Koppers vom Historischen Verein. Die Räume sind gefüllt mit alten Drucken, Festungsplänen und historischen Ansichten, die an den Wänden hängen. Aber auch alte Gewehre, Spazierstöcke, Zinnkannen oder hochwertiges Geschirr gehörten zu der Sammelleidenschaft der Familie. Vieles davon sei auch für Historiker oder Schulklassen interessant, ist Schrör überzeugt.

Der kleine Besprechungsraum, in dem auch die Förderzusage am Montag übergeben wurde, soll den Plänen zufolge genau so bleiben, wie er ist. „Auch das haben die Stratmans in ihrem Testament verfügt“, erzählt Schrör. Schließlich solle der Charakter des Hauses erhalten bleiben.

Gerd Koppers, Barbara Schock-Werner und Margret Voßeler-Deppe bei der Übergabe der Förderzusage der NRW-Stiftung.

Gerd Koppers, Barbara Schock-Werner und Margret Voßeler-Deppe bei der Übergabe der Förderzusage der NRW-Stiftung.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Das steht im Übrigen nicht komplett leer, seitdem Hans und Emilie Stratmans nicht mehr leben. In einem Teil des großen Hauses wohnt ein Hausmeister-Paar, das sowohl das Gebäude als auch den großen Park in Schuss hält.

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