Gelderland 30 Freiwillige helfen Kröten über Straßen

Gelderland · Bei feuchter und milder Witterung beginnen die Erdkröten ihre Wanderung zu den Laichplätzen. Dafür überwinden sie Hügel, dichtes Gewächs und Straßen im Gelderland. Für die Amphibien ist es ein gefährlicher Weg.

Gelderland: 30 Freiwillige helfen Kröten über Straßen
Foto: Stadt Geldern

Auf den Straßen im Gelderland ist es abends noch ruhig. Kein Quaken, vielleicht ein leises Ziepen. Obwohl die Temperaturen in diesem Februar wieder sehr mild sind, fühlen sich die meisten Erdkröten wohl noch nicht bereit, ihre Wanderungen zu den Laichplätzen anzutreten. "Seit Anfang Februar stehen wir in den Startlöchern", sagt Hermann-Josef Windeln, Leiter der Nabu-Ortsgruppe Issum-Geldern. Mit rund 30 freiwilligen Helfern überwacht Windeln jährlich die Krötenwanderungen im Gelderland. Im Moment sei man durchaus erstaunt, dass es noch nicht losgegangen ist. Aber in den kommenden Tagen dürfte es so weit sein, sagt Windeln.

Wann die Erdkröten und ihre nahen Verwandten wie Frösche und Molche ihre bis zu fünf Kilometer lange Reise beginnen, ist nicht immer genau absehbar. "Manche reagieren auf Temperaturen, meistens die Männchen, und andere wandern einfach nach Gefühl", erklärt Windeln. Die Population der Erdkröten im Raum Geldern ist zum Bedauern des Naturexperten rückläufig. Im vergangenen Jahr seien an manchen Stellen bis zu 80 Prozent weniger Tiere beobachtet worden. "Die Umweltfaktoren stehen derzeit alle auf negativ", sagt Windeln. Die Seen und Teiche, in denen die Erdkröten vorzugsweise laichen, sind zum Teil ausgetrocknet — der Untergrund wird matschig, so dass der Laich im Schlamm versinkt. Hinzu kommen Krankheiten wie neulich eine Pilzinfektion.

Jedes Jahr unterliegt die Population gewissen Schwankungen. Doch im Moment sei es kritisch, sagt Windeln. Insbesondere die Zahl der Weibchen habe sich in den vergangenen Jahren drastisch reduziert. Manche sterben aufgrund der Anstrengung nach der Paarung oder werden von gleich zwei Verehrern versehentlich in den Tümpeln ertränkt. Oftmals erscheinen sie im kommenden Jahr auch einfach nicht bei den Laichplätzen, wodurch die ermittelte Population sinkt. "Schon bei der nächsten Wanderung könnten es wieder mehr werden", sagt Windeln — doch in seiner Stimme liegt Skepsis.

Die größte Gefahr für die Amphibien stellt dabei weiterhin der Mensch dar. Weil das Verkehrsaufkommen stetig steigt, werden mehr Tiere auf der Straße überfahren. Vor allem die männlichen Kröten verharren abends gerne auf dem Asphalt, um potenzielle Geschlechtspartnerinnen zu begutachten. Hermann-Josef Windeln und sein Helfer-Team haben deshalb an vielen Stellen Zäune errichtet, um die Kröten nicht in den sicheren Tod laufen zu lassen. Mit Eimern sammeln die Ehrenamtler die Tiere ein und bringen sie sicher auf die andere Seite. An Stellen, wo die Kröten in großen Gruppen die Straße überqueren, wird der Verkehr ab 19 Uhr gesperrt — so zum Beispiel am Gelderner Marktweg zwischen Hartefelder Dyck und Eckesdyck.

(RP)
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