Im Einsatz für die Fleuthkuhlen 25 Jahre Naturschutzzentrum Gelderland

Kapellen · Die Fleuthkuhlen wären ohne diese Einrichtung in Kapellen lange nicht mehr, was sie heute sind: ein einzigartiges Biotop mit fantastischem Artenreichtum. Zu verdanken ist das nicht zuletzt begeisterten Ehrenamtlern.

 Mit vollem Einsatz in die Sumpflandschaft – die Nabu-Arbeitsgruppe, in der engagierte Ehrenamtler mit Zeit und Elan dabei sind, geht in den Fleuthkuhlen zu Werke. Links: die Biologin Monika Ochse.

Mit vollem Einsatz in die Sumpflandschaft – die Nabu-Arbeitsgruppe, in der engagierte Ehrenamtler mit Zeit und Elan dabei sind, geht in den Fleuthkuhlen zu Werke. Links: die Biologin Monika Ochse.

Foto: Hermann-Josef Windeln

Die Schneide ist ein beeindruckendes Gewächs. Ein lebendes Relikt aus der Eiszeit: ein Sumpfgras, annähernd zwei Meter hoch, mit messerscharf schneidenden Blättern. Es kommt in nennenswerten Mengen nur  an drei Standorten in Nordrhein-Westfahlen vor. Einer davon sind die Fleuthkuhlen.

 Dabei sah es lange nicht gut aus für das Gewächs, die Bestände gingen zurück. „Wir standen quasi daneben und konnten dabei zugucken“, erinnert sich Monika Hertel. Sie ist die Vorsitzende des Nabu-Kreisverbands Kleve und Mitbegründerin  sowie von erster Stunde an ehrenamtliche Leiterin des Naturschutzzentrums Gelderland in Kapellen. Einmal zog Biologin Monika Ochse  Schneide-Setzlinge auf ihrem Balkon, pflanzte sie aus und konnte kurz darauf dabei zusehen, wie  ein Schwarm Gänse alles abweidete. Wer sich dem Umweltschutz verschrieben hat, muss eben einen langen Atem haben und manchmal Frustrationstoleranz.

Seit 25 Jahren erfüllt man diese Anforderungen im Naturschutzzentrum Gelderland des Nabu. Neben Monika Hertel gibt es dort ein kleines Team aus weiteren Ehrenamtlern, und neben Biologin Monika Ochse noch zwei weitere hauptamtliche Kräfte.

1993 wurde die Einrichtung ins Leben gerufen. „Der Anlass zur Gründung war auch das Naturschutzgebiet Fleuthkuhlen, das ja hier um die Ecke liegt“, erklärt Monika Ochse. Die NRW-Stiftung hatte dort damals Land gekauft, um das Biotop zu erhalten. Das galt es nun, wissenschaftlich und pflegerisch zu betreuen, und dafür brauchte man ein Büro mit Drucker, Kopierer, Telefon, „einen Raum,  wo man sich auch mal treffen kann“, so Ochse. So wählte man die Anlaufstelle in Kapellen.

 Ein Biotop für seltene Tier- und Pflanzenarten sind die Torfkuhlen.

Ein Biotop für seltene Tier- und Pflanzenarten sind die Torfkuhlen.

Foto: Monika Ochse

Spielwiese der Naturschützer ist nun hauptsächlich das gesamte rund 600 Hektar große Naturschutzgebiet  Fleuthkuhlen bei Geldern und Issum. „Das ist ein Highlight hier, was die Tier- und Pflanzenvielfalt angeht“, sagt Monika Ochse. Hinzu kommen  weitere Areale in Kevelaer und Straelen.

Regelmäßig wird das Vorkommen ausgewählter Tier- oder Pflanzenarten in den Bereichen ermittelt, mitunter werden ganze Lebensräume wie bestimmte Wald- oder Grünland- oder Gewässertypen erfasst. „Das ist der Ausgangspunkt, um auf Flächen Maßnahmen zu planen und durchzuführen“, erzählt Monika Hertel: Pflegearbeiten, Pflanzungen, die Umwandlung von Acker- in Grünland, Renaturierung von Gewässern,  Erhalt der Moorlandschaft, und so weiter.

„Wir beobachten, dass es spannende Veränderungen gibt“, berichtet Hertel. Zum Beispiel: „Vor drei Jahren sind die ersten Biberspuren da gewesen.“ Die Feuerlibelle – eine wärmeliebende Art – sei inzwischen häufiger zu sehen. Andererseits seien die Bestände der schilfbrütenden Vogelarten deutlich zurückgegangen; die der Rohrammern zum Beispiel.

 Spitzenfleck auf Schneide,

Spitzenfleck auf Schneide,

Foto: Monika Ochse

Der Blick auf solche Verschiebungen hat sich binnen des vergangenen Vierteljahrhunderts verändert. Wenn es um natürliche Prozesse gehe, dann kämpfe man inzwischen gegen diese nicht mehr unbedingt an: „Weil Natur sich von Natur aus verändert“, sagt Monika Hertel. Es gebe aber auch Entwicklungen, die man stoppen könne, „um eine bestimmte Biodiversität zu erhalten, die hier für das Gebiet typisch ist.“

Große Freude macht den Umweltschützern, wie sich die Wiesen und Weiden rund um die Naturschutzgebiete entwickelt haben. Vor 25 Jahren seien die noch sehr intensiv bewirtschaftet und gedüngt worden. Heute arbeiten viele Landwirte mit Umweltschutz-Auflagen. Der Lohn der Mühe: Die selteneren Pflanzenarten kommen zurück. „Da haben wir festgestellt, dass sich diese artenreichen Wiesen und Weiden, die es mal gab, wieder entwickeln können“, freut sich die Biologin Monika Ochse. Goldammern und Schwarzkehlchen haben sich vermehrt, „da sieht man wirklich Erfolge“.  Und nicht zuletzt seien binnen der vergangenen 20 Jahren keine Pflanzenarten verschwunden, das sei als großer Erfolg zu werten.

Neben der Arbeit in und an der Natur beackert das Naturschutzzentrum weitere Felder: Es bietet Exkursionen, Vorträge, erstellt Broschüren, hilft beim Erhalt von Streuobstwiesen, geht Kooperationen ein und vieles mehr.

Im Jahr 2005 hat das Team der Einrichtung den „Weg Weiser“ bekommen: eine Auszeichnung für den großen Einsatz der Ehrenamtler. Doch von denen könnte es mehr geben, wünschen sich alle. Es werde  „ehrenamtlicher Schwung“  dringend gebraucht, wirbt Monika Ochse. Um in der Natur zu arbeiten und zu forschen, Führungen zu gestalten, mit der Kamera loszuziehen, Infostände zu betreuen oder Büroarbeit zu machen – es gibt Einsatzgebiete für verschiedene Interessen.

Wer neugierig ist und mit dem Gedanken spielt, mitzuarbeiten, kann sich dienstags bis freitags im Büro des Naturschutzzentrums melden unter Telefon 02838 96544

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