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Geldern 1000 Räder auf dem Gelderner Marktplatz

Geldern · Mitte der 1970er-Jahre gibt es sie schon, die Fahrradbörse des Werberings. In Vorstandskreisen wird sogar gemunkelt, dass bald eine 40-Jahr-Feier ansteht für diesen ganz besonderen Tag im Jahr, zu dem sich Tausende Drahtesel-Interessierte in der Drachenstadt einfinden.

 Früh aufstehen hieß es für Familie Stepholt. Jan (r.) inspiziert gerade ein mögliches "Kaufobjekt", unterstützt von Ben, Sonja und Arnd Stepholt.

Früh aufstehen hieß es für Familie Stepholt. Jan (r.) inspiziert gerade ein mögliches "Kaufobjekt", unterstützt von Ben, Sonja und Arnd Stepholt.

Foto: T. Binn

Dieses Mal waren bei angenehmen Temperaturen und leichtem Sonnenschein rund 5 000 Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen vor Ort, um entweder ihr altes Gefährt los zu werden, einen neuen Untersatz zu erstehen, oder gleich beides zu machen. Zum zweiten Mal in Folge kümmerten sich Sidney Sevriens und Carsten Spütz aus dem Vorstand des Werberings um den reibungslosen Ablauf des Zwei-Rad-Festes. Sie berichteten: "Dieses Mal kamen viele Leute zu uns zurück, die uns schon einen Verkaufspreis für ihr Rad genannt hatten, um einen höheren Preis aufzuschreiben. Sie hatten gemerkt, dass sie im Vergleich zu anderen Anbietern deutlich weniger verlangt hatten."

Entsprechend lohnte sich ein Besuch auch schon für Frühaufsteher, die so ein Schnäppchen machen konnten. Wobei recht hohe Preise dann wohl doch eher abschreckend wirkten. Ein Besucher aus den Niederlanden wollte sein Rad der Edel-Marke Koga Miyata, immerhin ausgestattet mit Satteltasche und Gangschaltung, für satte 1365 Euro verkaufen. Spütz erzählt: "Irgendwie wollte dann doch niemand so viel ausgeben, so dass er nachher wieder damit weggefahren ist."

Kinderfahrräder für etwa 30 Euro und die gut erhaltenen Erwachsenenräder sind im Schnitt für 70 bis 90 Euro verkauft worden, einige Schnäppchen inklusive. Doch nicht nur manche Angebote waren faszinierend, sondern ebenso die Geschichten, die dahinter steckten. So war Mutter Claudia Linz mit ihren beiden kleinen Töchtern auf den Markt gekommen, um zwei knallbunte Mädchenfahrräder in lila und pink-rot zu verkaufen. Warum? "Ich fahre da sowieso nicht mehr mit", verriet Töchterchen Sarah, die zugeben musste, dass sie "schon ein bisschen traurig" sei — schließlich habe sie im Alter von vier Jahren darauf das Radfahren gelernt. Das andere Rad war laut Mutter schlicht ein größenmäßiger Fehlkauf aus dem Internet. Ein größeres Fahrrad musste also her, aber die wichtigste Frage: Ist das neue Rad auch lila? Sarah grinst zufrieden: "Weiß-lila!"

Noch mehr liebevoller Zwei-Rad-Umgang fand sich bei Harrybald Meyer, der mit dem Kettcar des Enkels auf dem Markt stand und dieses auch schnell verkaufen konnte. "Bei diesem herrlichen Wetter ist der Opa schon mal schnell bereit, so etwas zu machen", verriet der Großvater aus Issum. "Das Geld kriegt dann der Enkel." Und sogar eine Provision könnte es dafür geben: "Vielleicht eine Tafel Schokolade", meinte Harrybalds Frau schmunzelnd.

Auch die Polizei in Person des Bezirksbeamten Hans Krettek wusste zu berichten, "dass hier mit den Rädern alles in Ordnung ist und sehr ruhig und friedlich abläuft." Sogar ein einsames Portemonnaie wurde schnell seinem Besitzer zurückgegeben, und auf etwas länger stehen gelassene Fahrräder wurde noch bis weit nach Ende der Veranstaltung Acht geben. Idyllischer kann eine Fahrradbörse kaum ablaufen.

(cnk)
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