Erkrath Zahl der Flüchtlinge in Erkrath stark gestiegen

Erkrath · 155 Menschen aus 32 Nationen leben derzeit in Privatwohnungen oder städtischen Wohnheimen.

 Die Asylbewerberunterkunft in der ehemaligen Grundschule am Thekhaus ist baufällig und eigentlich nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet.

Die Asylbewerberunterkunft in der ehemaligen Grundschule am Thekhaus ist baufällig und eigentlich nicht für die Unterbringung von Flüchtlingen geeignet.

Foto: Dietrich Janicki

Elf Jahre war die Flüchtlingsberatung in Erkrath allein auf ehrenamtlichen Schultern verteilt. Seit Anfang dieses Jahres gibt es wieder hauptamtliche Unterstützung: Mit einer Halbtagsstelle betreut die Neander-Diakonie Menschen, die sich im Asylverfahren befinden. Die Entwicklung der Flüchtlingssituation ist alarmierend - auch in Erkrath. Die Zahl der Menschen, die derzeit auf der Flucht aus ihren Heimatländern sind, ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen.

Waren im Dezember 2011 in Erkrath noch 59 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, die sich im Asylverfahren befinden, waren es Ende 2012 schon 73 mit insgesamt 143 Personen. "Eine weitere Steigerung erfolgte zum Dezember 2013 mit 88 Bedarfsgemeinschaften beziehungsweise 162 Personen", nennt Sandra Ernst von den Grünen die Zahlen aus dem Ausschuss für Schule und Soziales. Aktuell erhalten 155 Personen (105 Bedarfsgemeinschaften) aus 32 Nationen Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Anfang des Jahres hat die Stadt Erkrath mit der Einrichtung einer halben Stelle auf die sich wandelnde Flüchtlingssituation reagiert. Seit Januar ist Sozialarbeiterin Katharina Schwermann (28) bei der NeanderDiakonie im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann für die Flüchtlingsberatung zuständig.

 Beate Grass und Katharina Schwermann von der Neander-Diakonie im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann helfen Asylbewerbern.

Beate Grass und Katharina Schwermann von der Neander-Diakonie im Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann helfen Asylbewerbern.

Foto: nicole marschall

"Die Menschen kommen mit ganz unterschiedlichen Anliegen in die Sprechstunden", erzählt sie aus ihrer Praxis: "Das reicht vom kaputten Kinderwagen über fehlendes Geld für das Mittagessen der Kinder im Offenen Ganztag und der Übernahme von Krankheitskosten bis zum negativen Asylbescheid." Schwermanns Aufgaben bestehen darin, den Asyl suchenden Menschen Orientierung vor Ort zu geben, sie bei der sozialen Eingliederung zu unterstützen und den Aufenthalt in Deutschland zu sichern. Dabei kümmert sie sich um Fragen des Asylverfahrens und die Beantragung von Geldern und vermittelt bei Bedarf entsprechende Fachdienste.

Zudem akquiriert und koordiniert sie ehrenamtliche Mitarbeiter. "Diese begleiten die Flüchtlinge beispielsweise zu Ärzten oder bei Behördengängen und helfen bei Verständnisproblemen", erklärt sie. Acht neue Ehrenamtler konnte sie seit ihrem Stellenantritt bereits hinzugewinnen. Weitere sind gern gesehen.

Ihre Aufgabe sei es nicht, den Menschen alles abzunehmen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, so Schwermann. Im engen Kontakt steht die Flüchtlingsberatung auch mit dem Freundeskreis für Flüchtlinge Hochdahl. Alle vier Wochen treffen sich die Kooperationspartner zum gegenseitigen Austausch.

61 Flüchtlinge sind derzeit in Privatwohnungen, 94 in städtischen Wohnheimen untergebracht. Während die Unterkunft an der Gruitener Straße gerade saniert wird, macht Sozialarbeiterin Katharina Schwermann insbesondere das Übergangsheim in der ehemaligen Grundschule am Thekhaus Sorgen: "Die Situation dort ist menschenunwürdig. Das Gebäude ist baufällig und bei dem Sturm an Pfingsten ist auch noch ein Baum darauf gefallen, so dass viele Bewohner umgesiedelt werden mussten." In dem Wohnheim leben ausschließlich alleinstehende Männer. Ziel ist es, dem Leverkusener Modell folgend, viele Personen, vor allem Familien mit Kindern, in privaten Wohnungen unterzubringen.

"Ich bin sehr froh, dass es diese Stelle wieder gibt", sagt Beate Grass, Regionalleiterin der Diakonie. 2003 war eine entsprechende Arbeitsstelle zur Flüchtlingsberatung in Erkrath aus Kostengründen aufgegeben worden. Auch Bündnis 90/Die Grünen freuen sich, dass Asylbewerber vor Ort nun auch wieder hauptamtlich betreut werden.

Daher kommt die Hälfte des Erlöses ihres jährlich organisierten Ingrid-Killi-Schillack-Gedächtnisturniers diesmal der Flüchtlingsarbeit der Diakonie zugute. 450 Euro haben die Ratsmitglieder Sandra Ernst und Reinhard Knitsch am vergangenen Dienstag an Katharina Schwermann und Beate Grass übergeben. Die andere Hälfte des Benefizerlöses ist für die Unterstützung Erkraths auf dem Weg zur Fair-Trade-Stadt vorgesehen.

Die Spende will Schwermann unter anderem für Leistungen einsetzen, die nicht unter das Asylbewerberleistungsgesetz fallen. Aber auch, um bürokratische Beihilfen, Prozess- und Fahrtkosten sowie außergewöhnliche Härtefälle unterstützen zu können, werden Spendengelder dringend benötigt.

(RP)
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