Erkrath Wenn Maler auch dichten können

Die Erkratherin Claudia Birkheuer überzeugt mit einem Lyrik-Band.

 Claudia Birkheuer bei ihre Lesung.

Claudia Birkheuer bei ihre Lesung.

Foto: Miko Schümmelfeder

Chefsessel mit Schlaffunktion. Wer sowas anpreist und mit seiner Offerte dann auch noch im Email-Postfach von Claudia Birkheuer landet, der muss sich nicht wundern. Dass die Künstlerin nicht gleich zu Pinsel und Farbe gegriffen hat, dürfte ein Glücksfall für die Sesselvermarkter sein. Denn dann hätten wir ihn auch noch vor Augen: Den tiefenentspannten Machertypen, der sich von schlüpfrigen Eingebungen gepeinigt in seinem Massagesessel zurücklehnt, um den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Obwohl man bei Claudia Birkheuer wohl nie weiß, ob bei ihr in dieser Sache schon das letzte Wort gesprochen ist. Fürs erste jedenfalls scheint es ihr genügt zu haben, die Männerphantasien in Dichterworte zu kleiden. Und wenn sie sich dann auch noch - selbige deklamierend - auf ihrem eigenen Stuhl zurücklehnt, dann weiß man: Hier kann jemand im Angesicht von Absurditäten bitterböse werden.

"Wir wissen nicht woher wir kommen und wohin wir gehen. Und was das hier alles soll, wissen wir auch nicht", sagt Claudia Birkheuer. Ihre Antworten auf solche Fragen kann man nun nachlesen - in einem kleinen aber feinen Lyrikband, der gerade druckfrisch die Folzsche Verlagsanstalt verlassen hat. Darin findet man Zeilen wie diese: "Es ist die Unheimlichkeit der Welt, die mir des nachts die Träume tränkt. Es ist, als wenn das Nichts und Alles mir Verstand und Seel´ verrenkt." Worte, wie man sie wohl auch bei Rilke finden könnte. Mit dessen notorischer Innenschau fühlt sich die Lyrikerin jedoch keineswegs verbunden.

"Ich bin auch mit meinen Gedichten eine Beobachterin der Welt", spricht sie über das, was sie beim Schreiben antreibt. Völkerwanderungen, die eigene Katze, der Tod eines Schriftstellers: Zum Thema kann dabei alles und jeder werden. Birkheuer war Journalistin - sie weiß, wie man mit Worten spielt. Und das tut sie ständig. Stift und Papier hat sie immer dabei, eine besondere Dichterlaune braucht sie nicht. Allenfalls mal wieder eine dieser vielen Absurditäten, von denen man im Leben heimgesucht wird. Aber davon gibt es ja bekanntlich genug.

Der Lyrikband "Gedichte: ...falls Du gefragt wirst" von Claudia Birkheuer ist in der Folzschen Verlagsanstalt erschienen und für 18 Euro im Buchhandel erhältlich.

(magu)
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