Erkrath Weiter Liebhaber für alte Villa gesucht

Erkrath · Sie fällt ins Auge: leider nicht positiv. Die alte Villa Bernsau auf Pose Marré wartet immer noch auf einen finanzstarken Liebhaber, der sie restauriert und aus ihr wieder das alte Schmuckstück macht. Bisher schreckten die Kosten alle Interessenten ab.

An exponierter Stelle mitten in Alt Erkrath fällt nach wie vor die alte Bernsau-Villa ins Auge. Leider als Ruine. Während sich die das Gelände der alten Papierfabrik auf der ehemaligen Industrie-Brache Pose Marré nach und nach zum Nobel-Viertel mit illustren Mietern mausert, bietet das stark verfallene Kleinod aus der Gründerzeit der Industrie ein trauriges Bild, das viele Erkrather beschäftigt. Immer wieder ist sie Thema in verschiedenen Internetforen. Viele Bürger fürchten, dass das Gebäude eines Tages sang- und klanglos aus dem Stadtbild verschwinden wird.

In der Tat ist die alte Fabrikanten -Villa das Sorgenkind der Neue Mitte Erkrath GmbH. Die Gesellschaft saniert und vermarktet derzeit das Gelände in der Stadtmitte. "Wir wollen die Bernsau-Villa nicht abreißen. Wir warten immer noch auf einen Liebhaber, der sie übernimmt", versichert Geschäftsführerin Constanze Paffrath.

Doch den Altbau aufzumöbeln, wird teuer, denn das unter Denkmalschutz stehende Haus ist vom Schwamm befallen. "Das kann man nicht, wie einige glauben, in Heimarbeit erledigen", sagt Paffrath. Guter Wille und die geschickten Hände eines Heimwerkers reichten da nicht. "Alle Holzteile müssen raus und ersetzt werden. Unmöglich ist das nicht. Das ist sogar eine spannende Aufgabe. Aber eben auch nicht billig", hatte Architekt Georg Krautwurst im vergangenen Jahr erklärt.

"Unser Sorgenkind braucht sehr sehr viel Liebe, wenn man ganz ehrlich ist, mehr als ein wirtschaftlich denkender Geschäftsmann aufbringen kann", umschreibt Constanze Paffrath den nötigen Einsatz. "Bisher haben wir viele Interessenten, aber keinen, der die Sanierung bezahlen könnte", erklärte sie auf Nachfrage.

Die Neue Mitte Erkrath GmbH, die die alte Papierfabrik komplett in schicke Eigentumswohnungen, Büros und Lofts umgewandelt hat, hofft dennoch weiter. "Wenn hier alles fertig ist und richtig brummt, findet sich vielleicht auch für die Villa ein Liebhaber", sagt Paffrath.

Am liebsten würden die Sanierer einen Liebhaber für die Villa finden, der sein Büro und seine Wohnung dort einrichtet. "Wir sind auf der Suche und nach allen Seiten offen - sowohl in Richtung Verkauf als auch in Richtung Vermietung", sagte Krautwurst im September 2013. "Wir müssen Geduld haben", sagt Paffrath heute, "schlimmer als der Zustand des Hauses bei der Übernahme war, kann er nicht mehr werden."

Auch der Verein "Erkrath blüht", der sich zuletzt 2002 um den Fortbestand des Hauses bemüht hatte, setzt weiterhin auf dessen Erhalt, versicherte Vorsitzende Inge Berkenbusch noch im vergangenen Jahr. "Die weiße Villa gehört ins Stadtbild."

Das auch unter dem Namen "Villa Bernsau" bekannte Gebäude wurde von dem Fabrikanten Friedrich Julius Bernsau erbaut. Dieser hatte nach den Recherchen von "Erkrath blüht" 1868 auf dem heutigen Pose-Marré-Gelände eine Papierfabrik errichtet. "Es war im 19. Jahrhundert üblich, dass die Villa der Fabrikanten auf dem Produktionsgelände lag", heißt es. Die Villa an der Neanderstraße sei nach dem Vorbild der Fabrik und des Herrenhauses Cromford in Ratingen errichtet worden.

(RP)
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