Hochdahl Volles Haus für TV-Frau Christine Westermann im Rosenhof

Erkrath · Es ist mucksmäuschenstill im großen Speisesaal des Hochdahler Seniorenwohnheims Rosenhofs. Alle 165 Plätze sind besetzt. Das Publikum blickt gespannt auf die Frau, die vorne an einem Tisch sitzt, ein Buch in der Hand und ein Mikrophon vor den Lippen: Christine Westermann, die ihr mittlerweile sechstes Buch mit dem Titel „Manchmal ist es federleicht“ vorstellen wird.

 Die Moderatorin und Autorin stellte im Seniorenwohnheim ihr mittlerweile sechstes Buch vor. Thema ist das Abschiednehmen.

Die Moderatorin und Autorin stellte im Seniorenwohnheim ihr mittlerweile sechstes Buch vor. Thema ist das Abschiednehmen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Es geht um das Abschiednehmen von der Beweglichkeit, von alten Mustern“, erzählt die Autorin, die vor allem durch ihre Fernsehmoderationen (Die Drehscheibe, Aktuelle Stunde, Zimmer frei) bekannt wurde. Natürlich geht es auch um den Abschied vom Leben, doch Westermann betont: „Abschied muss nicht immer dramatisch sein, er kann auch ein wunderbarer Neuanfang sein.“

Auf die Idee zum Buch kam sie durch ihren eigenen Abschied von der Fernsehsendung „Zimmer frei“, die sie 20 Jahre lang gemeinsam mit Götz Alsmann moderierte. Das Buch hat die 70-Jährige ihrem Vater gewidmet, der selbst Abschied von seiner Heimat nehmen musste, und den sie bereits als Jugendliche verloren hat. So überrascht es nicht, dass Christine Westermann auch in Erkrath ein Kapitel über ihren Vater liest. Es ist ein altes Foto ihres Vaters, das aufgenommen wurde, als sie selbst erst vier Jahre alt war, und das für sie den Inbegriff von Geborgenheit darstellt. „Es wurde im März 1953 gemacht“, liest sie. Nur wenige Tage bevor er mit seinem Aktenkoffer das Haus in Erfurt für immer verließ, denn seine politische Gesinnung war zur Gefahr für ihn und seine Familie geworden. „Er hat aus seiner Abneigung gegen die SED und die Kommunisten keinen Hehl gemacht.“ Er floh in den Westen, später kam die Familie nach und fand in Mannheim eine neue Heimat. Auch über sich selbst schreibt Christine Westermann in diesem Buch. „Ich habe ein Talent im Abschiednehmen.“ Es fällt ihr leicht, Dinge oder Personen loszulassen. Das zeigte ihr zehnjähriger Aufenthalt in San Francisco, wo sie als Korrespondentin tätig war. Ihre bei Freunden eingelagerten Sachen hat sie nachher nie abgeholt. In ihrem Buch wirft sie aber auch Fragen auf. „Wenn ein Abschied leicht wäre, müsste man ihn dann nicht anders nennen?“ Und sie spricht von der „Balance zwischen der Furcht vor Veränderung und dem Mut, sie anzugehen.“ Ein Abschied sei für sie immer der Beginn eines neuen Lebensabschnitts gewesen.

„Das Thema ist sehr passend für unsere Bewohner“, erklärt Rosenhof-Leiter Kurt Nitsch, der sich über das rege Interesse an der Lesung zugunsten der abgebrannten Sandheider Grundschule freut. „Viele beschäftigen sich erst zu spät damit.“ Vermutlich ist die Angst vor Veränderung eben doch größer als der Mut, sie anzugehen. Christine Westermann half dabei, das Abschiednehmen einmal von seiner federleichten Seite zu sehen, auch wenn ihr Buch kein Ratgeber ist.

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