Konflikt Streit um die Neanderhöhe geht weiter

ERKRATH · Die Gewerbegebiet-Gegner werben weiter um Unterstützung – auch mit einem Banner, das die Stadt entfernen wollte.

 Archäologe Wolfgang Heuschen, hier mit den Bebauungsplänen für das Gebiet, bei einer Info-Wanderung.

Archäologe Wolfgang Heuschen, hier mit den Bebauungsplänen für das Gebiet, bei einer Info-Wanderung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Bevor der Bebauungsplan am 11. Dezember im Rat beschlossen werden soll, kämpft die Naturschutzgemeinschaft Neandertal (NSG) bis zuletzt gegen das Projekt. Ein Bürgerbegehren sei zwar eigentlich nicht mehr möglich, räumt Peter Knitsch, Mitglied bei der NSG und bei den Erkrather Grünen, ein. Doch weil sich die 3,9 Hektar große Fläche gegenüber der Firma Timocom zu 80 Prozent im Besitz der Stadt befinde, sehe er eine Möglichkeit, die Bebauung auch nach dem Ratsbeschluss noch zu verhindern.

Vor zehn Jahren habe es schon einmal Bestrebungen gegeben, das Gewerbegebiet Bessemer Straße nach Norden hin auszuweiten. Damals sei das Projekt an der Ratsmehrheit von SPD, Grünen und BmU gescheitert. Heute gebe es eine Mehrheit für das Gewerbegebiet, weil die BmU laut Knitsch „umgekippt“ sei. „Wir haben immer noch die Hoffnung, dass sie ihre Meinung ändert“, so Knitsch.

Inzwischen hat die NSG ein großes Banner „Nee-anderhöhe: Nein zur Bebauung“ an die Straße gestellt und schon mehrere Ortstermine für Bürger angeboten, die alle gut besucht waren. Am Sonntag fand der vorerst letzte „Spaziergang“ über die Neanderhöhe statt. Peter Knitsch informierte über den Stand der Planungen und Fachleute erläuterten ökologische, landwirtschaftliche und archäologische Argumente gegen eine Bebauung. „Die Behauptung, die Stadt brauche dieses Gewerbe, um den Haushalt zu sichern, ist aus eine Schutzbehauptung“, sagte Peter Knitsch. Erkrath gehöre zu den zehn Prozent steuerstärksten Kommunen in NRW, und dass die Stadt kurz vor der Insolvenz stehe, sei „grob übertrieben“. Landwirt Elmar Stertenbrink erklärte, es handele sich bei der Neanderhöhe um wertvollen Lößboden, der nach Abtragung und Versiegelung nicht wiederhergestellt werden könne. „Als Höhenzug, der direkt an die Kölner Bucht angrenzt, hat die Neanderhöhe auch klimatisch eine besondere Bedeutung“, so Stertenbrink. „Denken Sie an den heißen Sommer zurück. Wenn die Fläche versiegelt wird, wird es hier noch heißer“. Vor allem aber würde das Gewerbegebiet einen Keil in das Biotop-Verbundsystem treiben, das die Stadtväter von Hochdahl in den 1960er Jahren vorgesehen hatten. Lebensraum für seltene Arten würde wegfallen, der Rotmilan etwa hätte kein Jagdrevier mehr. Archäologe Wolfgang Heuschen ergänzte, dass die Neanderhöhe direkt an das Flora-Fauna-Habitat Neandertal angrenze, das auch archäologisch eine große Bedeutung habe.Geografen der Uni Köln hätten das Areal 2015 vermessen und erklärt, man könne dort weitere Fundstellen nicht ausschließen.

In der Zwischenzeit hat das Protestbanner für Streit zwischen der Stadtverwaltung und der NSG gesorgt. Die Stadt hält das Aufstellen von Bannern mit politischem oder werblichen Inhalt in diesem Bereich für nicht zulässig – ohne Ansehung des Inhalts, wie sie betont. Vertreter der NSG und andere Bürger haben die Ankündigung der Stadt, das Banner entfernen zu lassen, in den sozialen Medien kritisiert und Bürgermeister Christoph Schultz vorgeworfen, er wolle Andersdenkende mit der Androhung rechtlicher Konsequenzen einschüchtern. Schultz wies die Vorwürfe energisch zurück. Das Banner bleibt nun, wo es ist.

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