Strafprozess Angeklagte schildern die Tatnacht in Erkrath

ERKRATH/WUPPERTAL · Von „aggressiven Polizisten“, Schlägen und der Furcht vor Wachhunden – die beiden Angeklagten weisen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurück. Die Beweisaufnahme geht weiter.

 Die Angeklagten erzählten vor Gericht ihre Version der Tatnacht mit Verfolgungsgsjagd quer durch Erkrath Hochdahl.

Die Angeklagten erzählten vor Gericht ihre Version der Tatnacht mit Verfolgungsgsjagd quer durch Erkrath Hochdahl.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Im Prozess gegen die beiden Männer aus Aachen und Eschweiler, die sich im Juni 2020 nach einem Diebstahl im Industriegebiet am Tönisberg in Unterfeldhaus eine filmreife Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert hatten, sagten nun die beiden Angeklagten aus. Der Fahrer des Fluchtwagens sprach davon, sich seither „wie in einem Alptraum“ zu fühlen. Warum er zunächst behauptete, nicht gefahren zu sein? Die Anklage habe ursprünglich auf versuchten Mord gelautet, da habe er Panik bekommen. Was ihm vorgeworfen werde, stimme so nicht.

Der Mann sagte, er habe weder die Kabel der Alarmanlage durchtrennt, um auf das Firmengelände der Peter Schmitt GmbH zu gelangen, noch habe er versucht, einen Polizeibeamten umzufahren. Im Gegenteil: Der Mann habe in einem Zivilfahrzeug gesessen und man habe ihn für einen Security-Mitarbeiter gehalten. Dass hinter dem BMW seines Komplizen ein weiterer Polizist gestanden haben soll? Das habe er nicht gesehen. Der Festnahme habe er sich nicht entzogen, stattdessen hätten zwei Polizeibeamte auf seinem Rücken gekniet und einer habe ihm dazu noch auf den Kopf geschlagen.

Auch der Mittäter belastete die Polizisten. Nach dem Schlag auf den Kopf habe der Mittäter blutüberströmt am Stadtweiher gestanden, während ihm ein Polizeibeamter verboten habe, dorthin zu schauen. Der Beamte sei hoch aggressiv gewesen und habe damit gedroht, ihm die Zähne auszuschlagen. Aus seiner Sicht seien körperliche Übergriffe nur deshalb ausgeblieben, weil es Überwachungskameras im Polizeigewahrsam gegeben habe.

Warum sie eine hydraulische Schere und ein Spreizgerät im Wert von 15.000 Euro gestohlen haben? Aus Sicht des Vorsitzenden Richters ein Auftragsdiebstahl, um bislang unbekannten Hintermännern zu professionellem Einbruchswerkzeug zu verhelfen. Die beiden Angeklagten belasteten sich gegenseitig und behaupteten, dass der jeweils andere Leute kennen würde, die sowas gebraucht hätten. Um den Diebstahl zu planen, seien sie bereits am Nachmittag aus Aachen angereist, um die Firma auszukundschaften. Später seien sie zurückgekommen und die Sache sei einfach abzuwickeln gewesen, weil die Werkzeuge direkt hinter der Türe gelegen hätten, die man einfach nur habe aufbrechen müssen.

Vom Polizisten ertappt, den sie für einen Security-Mitarbeiter gehalten haben wollen, hätten sie panisch die Flucht ergriffen. Auch deshalb, weil sie am Auto einen Schlag gehört haben wollen und geglaubt hätten, der Mann habe auf sie geschossen. Laut Polizei rasten die Diebe mit bis zu 150 Stundenkilometern über die Bergische Allee, die Sandhauser Straße bis zum Stadtweiher; zwischendurch ohne Licht und über rote Ampeln hinweg. In einem Kreisverkehr soll der Fahrer die Kontrolle über den BMW verloren haben und gegen den Bordstein geprallt sein. Es folgten die Flucht und die Festnahme am Stadtweiher.

„Das Auto war voller Waffen“, war vom Vorsitzenden Richter zu hören – gemeint waren ein Teleskopschlagstock, ein Taschenmesser, ein Elektoschocker und diverse Pfeffersprays. Mitgeführt angeblich auch, weil einer der Angeklagten panische Angst vor Hunden habe, die man möglicherweise auf dem Firmengelände vermutet hatte. Nach dem Abschleppen des verunfallten Autos war den Ermittlern später auch noch ein Päckchen mit Drogen in die Hände gefallen, eher zufällig aus einem Versteck. Die Beweisaufnahme wird fortgesetzt, den Angeklagten drohen zwischen 5 und 15 Jahren Haft.

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