Erkrath Schüler machen Theater in der Stadthalle

Erkrath · Der Literaturkursus des Gymnasiums am Neandertal hatte zum Stück "Brave New World" eingeladen.

 Hauptsache gut aussehen: In der schönen neuen Welt bleibt manches an der Oberfläche.

Hauptsache gut aussehen: In der schönen neuen Welt bleibt manches an der Oberfläche.

Foto: teph

"Brave New World" ist ein 1932 veröffentlichter Roman des englischen Schriftstellers Aldous Huxley, der viele weitere Endzeit-Geschichten des 20. Jahrhunderts inspiriert hat. Für den Literaturkursus Q1 des Gymnasiums am Neandertal war er die Arbeitsgrundlage eines ganzen Schuljahres. Frei nach "Brave New World" haben die angehenden Abiturienten ein Theaterstück von Grund auf entwickelt und inszeniert. Das Schuljahr fand nun - zumindest für dieses Fach - seinen krönenden Abschluss mit der Premiere in der Stadthalle.

Im Original ist die "Brave New World" (BNW) eine totalitäre Weltregierung, die aus einem neunjährigen Weltkrieg Mitte des 21. Jahrhunderts hervorgegangen ist. Sie hat es geschafft, mithilfe von Gehirnwäsche und Konditionierung, embryonaler Frühprägung, Drogen und Konsumgütern die Menschen so zu kontrollieren, dass es keinen Hass und keine Kriege, aber auch keine großen Gefühle mehr gibt. Jeder Mensch hat seinen Platz in der Gesellschaft und scheint damit glücklich. Humanistische Bildung, die dazu führen könnte, dass Leute das System hinterfragen, gibt es nicht. Jeder lernt nur das, was er in seiner Rolle zu tun hat.

Die Schüler des GymNeander haben die Geschichte so umgeschrieben, dass sie im heutigen Europa stattfinden könnte. Statt die ganze Erde zu umfassen, ist der "Perfekte Staat" ein gesellschaftliches Experiment in einem Land nahe Deutschland. Das Theaterstück beginnt im Klassenraum einer Schule in NRW. "Wovor habt ihr Angst?" fragt die Lehrerin (Lotta Wolters) und erhält Antworten wie "Krieg und Hass", "Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit". "Was, wenn ich sagen würde, dass eine Welt ohne Angst möglich ist?", fragt die Lehrerin weiter und führt den Schülern einen Film vor, in dem die "Brave New World" erklärt und beworben wird. Als eine der ersten Schulklassen dürfen die Hauptfiguren dann den neuen Staat besuchen.

Während die einen es super finden, dass alle zufrieden sein können, hinterfragen die anderen wie John (Sandro Kopaltzik) die Manipulation menschlichen Lebens, die zu Unfreiheit führe und keine denkenden Individuen zulasse. In der schönen neuen Welt angekommen, werden die Jugendlichen genötigt, eine Droge zu konsumieren und ihre Zufriedenheit mit oberflächlichen sexuellen Aktivitäten herzustellen. Doch dann verliebt sich John in Lenina (Sophia Cammans), die aus ihm so gar nicht schlau wird. "Die Schüler haben das Drehbuch zu 95 Prozent neu geschrieben", erklärt Lehrerin Barbara Dunker. Inhalt des Kurses sei nicht nur die Schauspielerei. Es gehe darum, eine Geschichte zu entwickeln und bis zur technischen Umsetzung alles selbst zu machen.

(tpp)
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