Digitalisierung Schnelles Internet macht jetzt Schule

Erkrath · Dank Glasfaseranschluss ist der Einsatz von sogenannten neuen Medien an Erkrather Schulen komfortabler geworden. Beim Lernen hilft das aber nur bedingt.

 Uwe Heidelberg, Leiter der Realschule Hochdahl, und Schüler Anton (13, Klasse 8a) fahren schon mal die Rechner hoch.

Uwe Heidelberg, Leiter der Realschule Hochdahl, und Schüler Anton (13, Klasse 8a) fahren schon mal die Rechner hoch.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

„Das Herunterladen geht jetzt richtig schnell“, sagt Uwe Heidelberg, Leiter der Realschule Hochdahl, die als Teil des Schulzentrums an der Rankestraße seit dem 7. Januar an das Glasfasernetz angeschlossen ist. Die Lehrer könnten jetzt viel reibungsloser auf von speziellen Portalen abrufbare Erklärvideos, Grafiken, Bilder, Filme oder interaktive Arbeitsblätter zurückgreifen und sie in den Unterricht einbinden. Auch für die Schulverwaltung sei das Arbeiten nun komfortabler, freut sich der Schulleiter.

Alle Klassenzimmer und Fachräume der Realschule haben Internetanschluss, sind mit Beamer und Whiteboard ausgestattet. Es gibt mittlerweile ein Tablet-Klassenzimmer und seit einem Monat neue Rechner. Zwei komplett ausgerüstete IT-Räume stehen zur Verfügung. Um die benutzen zu können, müssen Schüler einen Mediennutzungsvertrag mit diversen Verhaltensregeln unterschreiben. Getränke gleich neben der Tastatur gehen zum Beispiel gar nicht, schließlich hat die digitale Hochrüstung der Schule eine Stange Geld gekostet und soll nicht leichtsinnig behandelt werden.

Lernen ade, stattdessen abhängen vorm Bildschirm, gesponsert vom Steuerzahler? Weit gefehlt. „Wir arbeiten momentan mit einer super Mischung aus Büchern und neuen Medien“, berichtet Heidelberg. Er ist überzeugt davon, dass Schulbücher auf absehbare Zeit nicht entbehrlich werden. Die vielgeforderte Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen dürfe eben nicht auf den Umgang mit Computern begrenzt werden. „Auch Bücher sind Medien“, betont er.

Für die Lehrer sind Computer mit schnellem Netzanschluss ein methodischer Vorteil. So werden Frösche oder Kuhaugen im Fach Biologie nicht mehr real, sondern virtuell seziert – abgeschwächter Ekelfaktor also. Und lässt sich ein Thema wie beispielsweise der Zweite Weltkrieg im Geschichtsunterricht noch gut mit Büchern aufarbeiten, sei dies für den Politikunterricht schon eine deutliche Einschränkung: „Geht es beispielsweise um die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, brauche ich aktuelle Zahlen, um auf der Höhe der Zeit zu sein. Da kann ich nicht mit einem fünf Jahre alten Buch arbeiten“, sagt Heidelberg. Grundsätzlich komme aber jeder Unterricht ohne neue Medien aus. Das habe nicht zuletzt die zweiwöchige, internetfreie Umstellungsphase der Schule erwiesen.

Den Schülern hilft das schnelle Internet bei Recherchen, etwa wenn eine Powerpoint-Präsentation zum Thema Globalisierung mit Text, Bildern, Grafiken oder Erklärvideos erstellt werden soll. Aber Vorsicht: „Die Form darf nicht wichtiger werden als der Inhalt. Ein Thema muss hinterfragt und durchgearbeitet werden. Es bringt nichts und es ist auch nicht erlaubt, Informationen bloß zu zocken, statt sie zu verarbeiten“, betont Heidelberg.

Schüler müssten bei Verwendung von Netzrecherchen Quellen angeben und die Lehrer müssten gegenprüfen. Finde sich in einer Hausarbeit auch nur eine Passage, die unbearbeitet aus dem Netz übernommen wurde, gelte dies als Täuschung.

Denn das sei ein Problem des Internets: Es verleite mit seinen vielen Ablenkungsmöglichkeiten zur Oberflächlichkeit. Und die Lese- und Schreibkompetenz der Schüler habe ja ohnehin schon rapide abgenommen, auch im Gymnasium. Da müsse Schule gegensteuern, im Unterricht und darüber hinaus.

Uwe Heidelberg hat da auch schon Pläne: Er will auf jeden Fall ein Internetcafé einrichten für Schüler, die sich für das Programmieren interessieren, ja – aber auch die Schülerzeitung wiederbeleben, um Text- und Ausdruckskompetenz der Schüler zu fördern. Nicht in digitaler, sondern ganz altmodisch in gedruckter Form.

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