Erkrath Politik streitet über Klimaschutz

Erkrath · Die Stadt will Energie sparen und etwas für den Klimaschutz tun. Nur wie? Darüber diskutierten die Mitglieder des Planungsausschusses kontrovers.

Die Stadt Erkrath ist seit einigen Jahren sehr ambitioniert, was ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz angeht. Erst wurde der kommunale Fuhrpark von Diesel auf Erdgas umgestellt, dann Anfang 2016 mit Lena Brümmer eine hauptamtliche Klimaschutzmanagerin eingestellt. Die Stadtwerke verkaufen schon lange nur noch Ökostrom aus erneuerbaren Quellen und die Fahrzeugflotte wird gerade nach und nach auf Elektroautos umgerüstet. Als nächstes sind die öffentlichen Gebäude dran. Im Planungsausschuss stellte die Stadtverwaltung am Dienstagabend daher das Klimaschutz-Teilkonzept "Klimaschutz in eigenen Liegenschaften" vor.

Grundlage für die Diskussion war ein Gutachten. Die Adapton Energiesysteme AG war mit der Erstellung eines Konzeptes zur Unterstützung der städtischen Haushalts- und Projektplanung beauftragt worden. Wie Ingenieur Ralf Weber von Adapton erläuterte, besitzt die Stadt 111 eigene Gebäude. Von diesen habe das Büro 71 unter die Lupe genommen. Die übrigen wurden nicht betrachtet, weil sie entweder jüngeren Datums sind, erst kürzlich saniert wurden oder kurz vor dem Abriss stehen. Für jedes der 71 Gebäude wurde ein Steckbrief erstellt, in dem Ist-Zustand, Klimabilanz und Einsparpotenziale aufgeführt sind. Aus 250 Vorschlägen der Energieeffizienz-Berater wurden letztlich 56 Maßnahmen ausgewählt, die der Stadt als effizienteste Handlungsprojekte nahegelegt wurden. Zu diesen Maßnahmen gehören die Handlungsfelder "Gebäudehülle" (Dämmung), Gebäudetechnik und Organisation.

Nach Berechnung von Adapton verbrauchen die städtischen Liegenschaften pro Jahr 2300 Megawattstunden an Strom. Das entspricht Kosten von rund 574.000 Euro. Außerdem fallen über 10.200 Kilowattstunden an Wärmeenergie an. Sie erzeugen Kosten in Höhe von 1,055 Millionen Euro. Durch eine Effizienzsteigerung könnte ein Viertel der Energie und damit auch der Kosten sowie der CO2-Emissionen eingespart werden, erläuterte Ralf Weber.

Im Haushaltsplan sind bereits 24 der 71 Maßnahmen zur Umsetzung bis zum Jahr 2022 vorgesehen und mit einer Finanzierung hinterlegt. Die Politik begrüßte die Ausführungen zunächst, hob aber zugleich den Zeigefinger in Richtung Verwaltung und verfiel dann in einen erbitterten Streit. "Das Konzept ist ja schlüssig und plausibel. Das Problem ist aber, ob es überhaupt zur Umsetzung kommt", mahnte Peter Knitsch (Grüne). "Nicht, dass wir 2022 wieder hier sitzen."

Bernhard Osterwind (BmU) pflichtete ihm bei: "Die Strategie, die Verwaltung einfach machen zu lassen, hat total versagt." Kritik gab es auch an der Auswahl der 24 Maßnahmen bis 2022. Es handele sich ausgerechnet um Gebäude und Maßnahmen, die nicht viel Einsparpotenzial hätten, sagte Peter Knitsch. "Ich will hier nicht beschließen, dass die größeren Maßnahmen erst in ungewisser Zukunft angegangen werden sollen", sagte Knitsch und stellte den Antrag, dass die Verwaltung die Liste überarbeiten solle. "Die Liste ist bereits beschlossen: sie nennt sich ,Haushalt'" widersprach der Technische Beigeordnete Fabian Schmidt. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Grünen mit großer Mehrheit abgelehnt.

(tpp)
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