Infrastruktur in Erkrath Neubau des Gymnasiums bleibt umstritten

Erkrath · Trotz erheblich gestiegener Kosten gibt es nach wie vor eine deutliche politische Mehrheit für ein neues Schulgebäude am Neandertal. Eine Sanierung im Bestand wäre sinnvoller, sagen Kritiker des Prestigeprojekts.

 Das derzeitige Gymnasium am Neandertal.

Das derzeitige Gymnasium am Neandertal.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Bauausschuss wurde jetzt der Beschluss für die Fortsetzung des Neubaus des Gymnasiums am Neandertal gefasst. Der Fall ist ähnlich gelagert wie der Neubau des Schulzentrums Sandheide, der in derselben Sitzung beraten und beschlossen wurde. Auch beim Gymnasium haben sich die Kosten infolge fortschreitender Planungstiefe und Marktentwicklung deutlich erhöht.

Von der Kostenschätzung der Leistungsphase 2 (Vorentwurfsplanung) bis heute haben sich die Kosten von etwa 60 auf 73,5 Millionen Euro erhöht. Wie beim Schulzentrum Sandheide stimmten deshalb Grüne und Linke dagegen. Nach sorgfältiger Abwägung war der Neubau vor Jahren einstimmig beschlossen worden, unter der Bedingung, dass auch die anderen Schulen in Erkrath „nicht vergessen“ werden dürften. Das Schulzentrum Rankestraße in Hochdahl wird bis 2026 saniert und die Realschule Erkrath soll folgen, allerdings haben dafür noch keine Planungen begonnen. Angesichts der neuen Zahlen zum Gymnasiumneubau empfinden Teile der Politik dies als ungerecht.

Peter Knitsch (Grüne) wiederholte seine Kritik aus der vorangegangenen Diskussion, dass Großprojekte nicht zur Streichung von freiwilligen Ausgaben im sozialen und kulturellen Bereich führen dürften. „Die Antwort, wie Sie das alles ohne Haushaltssicherungskonzept finanzieren wollen, bleiben Sie schuldig“, sagte Knitsch in Richtung der Stadtverwaltung. „Das ist keine Neiddebatte, sondern Realität“.

Auf dieselbe Seite stellte sich Reinhard Herder (Linke), der beim letzten Mal noch ganz angetan vom „modernsten Gymnasium in der Region“ gewesen war. „Die Planung von November hat mir besser gefallen“, sagte Herder angesichts der überarbeiteten Entwürfe, die das Büro blfp architekten (Friedberg/Gießen) soeben vorgestellt hatte. „Man hätte architektonische Werte für die Zukunft schaffen können“. Davon sei nun nicht mehr viel übrig, und bei so viel Geld müsse man die Frage stellen, ob Erkrath diesen Neubau wirklich brauche. „Im Sinne der Leistungsfähigkeit der Stadt wäre eine Sanierung im Bestand sinnvoller und auch möglich“, so Herder. Mit dem Hinweis „An der Rankestraße muten Sie das den Schülerinnen und Schülern ja auch zu“ schaltete sich Grünen-Chef Peter Knitsch wieder ein.

Bürgermeister Christoph Schultz wurde ungeduldig: „Sie vergleichen Äpfel mit Birnen“. In Hochdahl sei kein Platz für einen Neubau und die Sanierung im Bestand gut machbar. Die Marktsituation durch Corona und Ukraine-Krieg sei nun mal wie sie sei, was aber nichts daran ändere, dass die (Schul-) Infrastruktur in Erkrath aufrecht erhalten werden müsse. „Was Sie sagen, schürt sehr wohl den Neid. Das haben Sie doch gar nicht nötig“, sagte Schultz zu Peter Knitsch.

Zum Gymnasium gehört auch eine Sporthalle, die wegen allgemeinen Bedarfs zuerst gebaut werden soll und bereits im April beschlossen wurde. „Und jetzt soll keine Schule daneben kommen?“, fragte Marcel Stritzelberger (BmU) rhetorisch. Die Abstimmung fiel mit 14:5 dann auch relativ deutlich aus. Jan Wiertz (CDU) fasste zusammen: „Für Kinder ausgegebenes Geld ist gut angelegtes Geld. Ich finde das Projekt toll und freue mich drauf“.

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