Traditionsgeschäft Möbelhaus schließt nach 46 Jahren

Erkrath · Mit der Konkurrenz, auch aus dem Internet, kann Flamme nicht länger mithalten. Das ist ein Leerstand mehr, einige Arbeitsplätze und ein Gewerbesteuerzahler weniger für die Stadt.

 Ausverkauf: Auch im Küchenstudio sind die Preise gepurzelt.

Ausverkauf: Auch im Küchenstudio sind die Preise gepurzelt.

Foto: Cordula Hupfer

Ein paar Kojen sind schon leer, in anderen wartet in Folie Verpacktes darauf, ausgeliefert zu werden. Was noch zu haben ist, trägt große Zettel mit der Aufschrift „Totaler Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe“ und ist um die Hälfte reduziert, manches sogar noch drastischer. Alles muss raus, denn für den 31. März hat das Traditionshaus Möbel Flamme die betriebsbedingte Schließung seiner Filialen in Köln und Unterfeldhaus angekündigt. In der Verwaltung geht schon niemand mehr ans Telefon. Eine Versteigerung sei noch geplant, der Termin werde rechtzeitig bekanntgegeben, informiert ein Mitarbeiter. Es gebe einfach zu viele Möbelhäuser in der Umgebung und zu viel Konkurrenz im Internet, bedauert er.

Im Westen Ikea, im Osten Ostermann und im Süden auch noch Schaffrath, Knuffmann und Höffner – große Konkurrenz hat Flamme reichlich. Zwar liegt das in den frühen 70er Jahren erbaute vierstöckige Gebäude – ein unspektakulärer Zweckbau – nah an den Autobahnen A3 und A46, doch den Weg an die Heinrich-Hertz-Straße findet man nicht zufällig im Vorbeifahren. Um mehr und vor allem jüngeres Publikum anzulocken, hatte das Unternehmen 2008 kräftig investiert und die erste und die vierte Etage komplett umgebaut. Im Erdgeschoss erwartete die Besucher seither eine moderne Wohnwelt mit hochwertigen Designer-Möbeln. Die ehemals abgehangenen Decken wurden vom Muff der 70er Jahre befreit und verbreiteten Loft-Atmosphäre. Neben Couchgarnitur, Küche und extravaganten Leuchtern fanden sich viele Accessoires – denn Kunden bleiben länger, wenn die Augen nicht nur auf Möbel gerichtet sind. Auch im Küchenbereich änderte sich einiges, auf über 4000 Quadratmetern entstand das damals größte Küchenstudio der Region, ausgestattet mit Luxus-Modellen, aber auch mit einfacheren Ausstattungen.

Mit dem berühmten Imbus-Schlüssel brauchten Flamme-Kunden nicht zu hantieren, alle Möbel wurden geliefert und von Fachleuten montiert. 50 Angestellte arbeiteten damals in dem Möbelhaus, das einem privaten Eigentümer in Bremen gehört.

In den 70er Jahren gab es bundesweit bis zu 30 Filialen, die sich vor allem auf den Großhandel konzentrierten. Für die breitere Öffentlichkeit öffnete Flamme sich erst viel später – und wurde schnell als Anbieter ausgewählter Möbel geschätzt. Die kamen hauptsächlich aus Deutschland, der Schweiz, Belgien, Frankreich, Österreich oder Italien. „Billigmöbel aus Fernost und Osteuropa schaden unserer Wirtschaft und somit uns selbst“, war das Credo des langjährigen Geschäftsführers Thomas Spielmann.

Wenn sich die Türen Ende März schließen, hinterlässt Flamme einen 10.000 Quadratmeter großen Leerstand an der Heinrich-Hertz-Straße. Gebäude und Grundstück seien zwar in Privatbesitz, die Wirtschaftsförderung der Stadt stehe aber mit der Firma Flamme in punkto zukünftiger Nutzung und Vermarktung in Verbindung, teilt Stadtsprecherin Maria Steinmetz auf RP-Anfrage mit. Zur Größenordnung der durch die Geschäftsaufgabe wegfallenden Gewerbesteuer wollte die Stadt mit Verweis auf das Steuergeheimnis nicht äußern. Der Wegfall der Einnahmen habe jedoch keine gravierenden Auswirkungen auf den städtischen Haushalt, heißt es aus dem Rathaus.

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