Erkrath. Mit Profis singen lernen in der Pause

Erkrath. · In vier Grundschulen nehmen Jungen und Mädchen an der Sing-Pause teil. Weitere Schulen möchten dieses Bildungsangebot in den Stundenplan aufnehmen. Dafür brauchen sie Sponsoren.

 Sängerin Constanze Backes übt mit Kindern der Johannesschule.

Sängerin Constanze Backes übt mit Kindern der Johannesschule.

Foto: DJ

"Do, re, mi, fa, so, la" - "So, la, fa, mi, re, do" - Tonleitern und Noten, vor allem aber auch Rhythmusgefühl sowie Stimm- und Gehörbildung will die Sing-Pause den teilnehmenden Grundschülern vermitteln - und zwar kindgerecht und spielerisch. Denn die Sing-Pause soll vor allem eines: den Spaß am Singen und der Musik wecken. Ziel ist es, das Singen wieder in den Alltag zu bringen. "Wir haben keine Intention, große Opernsänger hervorzubringen", erklärt Projektinitiatorin Sabine Schimke. Vielmehr gehe es um die Breitenförderung: "Alle Kinder werden mitgenommen."

Im Herbst 2011 ist die Sing-Pause an zwei Erkrather Grundschulen gestartet. Seit diesem Schuljahr nimmt bereits die vierte Grundschule an dem Projekt teil. Weitere Grundschulen würden gerne ebenfalls von dem musikalischen Bildungsangebot profitieren. Fördermittel sind jedoch knapp. "Es gibt viele Töpfe für die Begabtenförderung", weiß Schimke, "für die Breitenförderung fehlt jedoch das Geld." Glücklich ist sie daher über Sponsoren wie die Kreissparkasse Düsseldorf, deren Stiftung das musikpädagogische Angebot bereits zum dritten Mal in Folge mit 5000 Euro unterstützt.

Im vergangenen Jahr kamen zusätzlich 4380 Euro von den Erkrather Chören für die Nachwuchsförderung hinzu: Mit dem Festival der Stimmen hatten sich die Chöre bei der Kreissparkasse für die von ihr finanzierte Restaurierung ihres Steinway-Flügels bedankt - und ihre Eintrittsgelder der Sing-Pause vermacht.

Ausgebildete Sängerinnen kommen zweimal pro Woche für jeweils 20 Minuten in die Klassen und erarbeiten mit den Schülern singend musikalische Grundkenntnisse und ein breites internationales Kinderlieder-Repertoire, bei dem nebenbei spielerisch noch Fremdsprachenkenntnisse vermittelt werden. In diesem Schuljahr steht beispielsweise sogar ein japanisches Stück im "Stundenplan". Mit der Ward-Methode vermitteln die Singleiter Stimm- und Gehörbildung und rhythmische Schulung.

Die Erfahrungen mit der Sing-Pause sind bei allen Beteiligten - Kindern, Lehrern und Eltern - durchweg positiv. "Die Sing-Pause kommt bei den Kindern toll an", weiß auch Susanne Adomeit, Schulleiterin der Gemeinschaftsgrundschule Sandheide: "Es ist faszinierend, wie sie das Singen erlernen und wie sich im Laufe der Zeit die Stimme verändert." Doch nicht nur musikalisch ist das Projekt ein voller Erfolg. "Die Kinder genießen es, in der Sing-Pause etwas gemeinsam zu tun. Sie lernen eine aufrechte Körperhaltung und Selbstbewusstsein", so die Schulleiterin. Das gemeinsame Singen strahle in viele Bereiche aus, erklärt Musikpädagogin Aline Klösgen, die als Singleiterin regelmäßig die Sandheider Schüler besucht und mit ihnen mehr lernt als "nur" Singen: "Singen fördert die Konzentration, stärkt das Selbstbewusstsein und das Klassengefüge - und macht glücklich", nennt sie einige zentrale Erkenntnisse. Auch die Emotionskontrolle könne durch das Musizieren mit dem körpereigenen "Instrument" Stimme geschult werden.

Die Kinder machen durch das Singen eine physisch-psychische Wandlung durch, beschreibt Klösgen das veränderte Körper- und Selbstbewusstsein. Auch für schwächere Schüler sei das Singen eine wichtige Erfahrung: "Kinder, die im schulischen Bereich nicht so im Vordergrund stehen, finden hier Anerkennung."

Bei der Spendenübergabe hat Wolfgang Soldin, Erkrather Filialleiter der Kreissparkasse, gemeinsam mit der Presse in die Sing-Pause der 3. Klasse der GGS Sandheide hineingehorcht und war begeistert. Dass drei Schüler kaum Deutsch sprechen, einer geistig- und ein anderer lernbehindert ist, ist dabei niemandem aufgefallen.

(RP)
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