Erkrath Minikopter-Piloten wollen nur spielen

Erkrath · "Wir sind keine Hobby-Spione und beobachten keine Menschen", erklärt der Hochdahler Gerd Helmus.

 Gerd Helmus lässt seinen Quadrocopter vom Typ dji Phantom über die Felder in der Willbeck fliegen.

Gerd Helmus lässt seinen Quadrocopter vom Typ dji Phantom über die Felder in der Willbeck fliegen.

Foto: Dietrich Janicki

Sie sind besser als ihr Ruf. Darauf bestehen die Quadrokopter-Piloten, die sich an schönen Wochenenden in den freien Feldern hinter der Sternwarte treffen und ihre High-Tech-Geräte über Felder, Wiesen und Hausdächer fliegen lassen. "Wir beobachten hier niemanden", betont Gerd Helmus aus Hochdahl, der sozusagen der Initiator der bunten Truppe aus Solingen, Wuppertal, Düsseldorf und Velbert ist, die sich seit einem Jahr an der Baumschule in der Willbeck trifft. "Wir probieren hier vor allem unsere Technik aus und fachsimpeln." Helmus und seine Mitstreiter wollen mit Vorurteilen aufräumen: "Unser Quadrokopter (ausgestattet mit vier Rotoren) wird mit einem Akku betrieben und wiegt nicht mehr als ein gutes Kilo", sagt er.

Zum Beweis stellt er sein handliches Flugobjekt auf eine mitgebrachte Küchenwaage. Es fliegt bis zu 100 Meter hoch und ist in der Regel nicht schneller als 36 km/h. "Mit Rückenwind schafft es mal 60 bis 80 km/h", sagt Helmus. Der Clou an der elektronischen mit GPS ausgestatteten Hummel ist aber ihre Action-Camera der Marke Go-Pro. Die zeichnet den Flug auf und überträgt ihn auf ein kleines Display am Boden. Wer im Besitz einer Videobrille ist, wie Helmus, kommt darüber hinaus in den Genuss des FPU - First Person View - den Blick, der den Eindruck erweckt, als säße man selbst in dem kleinen Flugobjekt und könnte die Gegend beobachten.

Für Helmus und seine Mitstreiter ist der Kopter nichts weiter als "eine Erweiterung des Blickwinkels oder eine hochgebockte Kamera", erzählt er. "Wir sind aber keine pubertierenden Jugendlichen, die Frauen in den Bikini-Ausschnitt schauen", erklärt der Mann, der über das Wale-Watching (Wale beobachten) auf die Flugkamera gekommen ist, die ihm einen besonderen Blick aufs Geschehen erlaubt.

Letzte Woche konnte Helmus mit seiner Truppe (eine richtige Familie) seine Kopter über den Steinbruch in Dornap fliegen lassen und zeigt beeindruckende Aufnahmen. "Wir zeichnen aber natürlich nicht alles, was wir am Monitor verfolgen auf", sagt Helmus. Maximal 300 Meter kann sich der Quadrokopter von seiner Station entfernen und das zehn Minuten lang, dann muss er wieder aufgeladen werden.

In der Kopter-Familie nennt sich jeder beim Vornamen. Thomas beispielsweise ist über den Modellbau zum Quadrokopter gekommen. Früher war dieses Hobby ausgesprochen teuer. Heute kann man auch mal für knapp 1000 Euro die gesamte Ausstattung bei e-bay gebraucht ersteigern. Die Programme für die Flugobjekte sind selbst geschrieben. "Die gibt es nicht zu kaufen", sagt Frank Hoffmann, der auch begeistert dabei ist. "Wir sind keine Hobby-Spione", sagt Helmus. Zum Forum gehören Architekten, Ärzte, Profi-Fotografen und IT-Fachleute. "Wir treffen uns hier in der Willbeck zu maximal acht Leute", sagt Helmus. "Für die Schaulustigen, die dann dabei stehen, können wir nichts."

Und auch etwas Sinnvolles für die Tierwelt wollen die Quadrokopter-Piloten mit ihren fliegenden Kameras jetzt leisten: "Wir werden über die Wiesen der Landwirte fliegen, ehe diese gemäht werden, und nach Rehkitzen Ausschau halten." Die gerieten in der Vergangenheit nämlich jedes Jahr wieder in die Mähmaschinen.

(RP)
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