Erkrath Künstlerin zeigt „Durchblicke“ in Aquarell

Erkrath · Das Kunsthaus stellt noch bis Sonntag Werke von Margit Seiwert aus, die Gründungsmitglied der Kultureinrichtung ist.

 Margit Seiwert hält die Aquarelltechnik für eine der schwierigsten der Malerei.

Margit Seiwert hält die Aquarelltechnik für eine der schwierigsten der Malerei.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im Kunsthaus hat sich die gute Tradition eingeführt, nach der die Ausstellenden ihren Werkschauen selber einen Titel geben dürfen. Die Gerresheimerin Margit Seiwert, die das Kunsthaus einst als Gründungsmitglied mit aus der Wiege hob, taufte ihre aktuelle Präsentation bündigkurz auf den Schlagtitel „Durchblicke“: „Das Thema ist zu mir gekommen, da man hinter jedem Bild, wenn man es genau betrachtet, etwas erblicken, erkennen, wahrnehmen kann“, sagt sie.

Rund ein Viertel ihres Œuvres ist noch bis Sonntag zu bestaunen. Anders als manch selbstverliebter Einfaltspinsel ist diese Künstlerin selbst ihre härteste Kritikerin: „Hier sind etliche Bilder dabei, die mir schon nach zwei Jahren nicht mehr gefallen haben.“ Unter den 29 Exponaten sind jedoch auch jene, mit denen Seiwert ein Herz und Seele ist, wie ihr aktuelles Kunststück „Regenzeit“. Das Aquarell auf 70 mal 100 Zentimetern ist auf einer Malreise zum Projektziel ‚Stadtimpressionen‘ in der oberbayrischen Gemeinde Ohlstadt, dem Stammesgebiet des Netzwerks Blauer Reiter entstanden. Also einem Ort, der Inspiration geradezu atmet.

Seiwert kehrte damit zu den wasserlichten Farben zurück, mit denen sie das Malen einst begonnen hat. „Die Technik ist die gleiche geblieben, aber sie wurde verfeinert und verstärkt“, so schätzt Seiwert ihre Arbeit selbst ein. Das besagte Bild zeigt eine Straße samt Litfaßsäule; eine Allerweltsszene, wie sie auch Meister van Gogh hätte wählen können. Ebengleich wird das Motiv erst durch die Inszenierung zum Star. Nicht ohne Stolz sagt Seiwert: „Hier ist es mir aquarellistisch gelungen, es richtig wässrig hinzubekommen. Es zeigt ganz klar, wie Aquarelle eigentlich sein können.“ Elegant hat sie mit Farb- und Formenverläufen gespielt.

„Die klassischen Aquarellisten malten ganz exakt. Ich mache das nicht Eins zu Eins wie es die Natur zeigt, sondern als Andeutung“, erklärt die Malerin selbstsicher. In Acryl- und Mischtechniken ist im Raume auch einiges zu sehen, doch Seiwerts Bündnis mit den Aquarellen bleibt als eindeutiger Trend zu erkennen; genauso ihr neuer Hang zu intensiveren Abstrahierung. „Auch wenn das Wasser manchmal etwas anderes macht, als die Malerin mag: Aquarell ist eben die schwierigste Maltechnik“ sagt Seiwert über den eigenwilligen Werkstoff. Es klingt fantastisch, aber aus Wasser hat sie Straßenzüge, gar ganze Städte bauen können. Dabei sind die Sichtachsen geschickt gewählt.

So machen die Augen nicht vor Mauern Halt, sondern Durchblicke selbst durch die engste Bebauung suchen und im Hintergrund etwas freizulegen vermeinen. Hilfe leistet dabei die unglaublich feine Beleuchtungsanlage des Kunsthauses, die ihresgleichen in den Museen dieser Welt sucht und deren auf jedes Bild individuell ausgerichteten Spezialstrahler die transparenten Pigmente aufleuchten lassen.

An interessierten Betrachtenden mangelte es bereits auf der Vernissage nicht. In der Szene der regionalen Kunstfreunde gibt es das sonst so manifeste Kirchturmdenken nicht. Man fährt auch mal in die Nachbarstadt, denn sie alle teilen einen schier brennenden Willen zum Austausch.

Von Hilden, aus dem Kreise des Künstlerhauses H6, kam eine ganze Delegation angereist. Einige pilgerten aus Gerresheim, wo Seiwert den jährlichen Atelierrundgang Kunstmeile mitorganisiert, auf unseren „Kunsthügel Montmillrath“.

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