Erkrath Kinder klären Temposünder auf

ERKRATH · Mit einer Demo am Trillser Graben haben junge Anwohner mit Unterstützung der Polizei darauf aufmerksam gemacht, dass in einer Spielstraße deutlich langsamer gefahren werden muss, als die meisten denken: Erlaubt sind nur 7 km/h.

 Fordern mir selbstgemalten Plakaten zu mehr Rücksicht auf (von links): Leonard (6), Mats (6), Veronika (11), Leonie (11) und Eva (10) auf ihrer Spielstraße am Trillser Graben.

Fordern mir selbstgemalten Plakaten zu mehr Rücksicht auf (von links): Leonard (6), Mats (6), Veronika (11), Leonie (11) und Eva (10) auf ihrer Spielstraße am Trillser Graben.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Wo Kinder spielen, ist für Autofahrer höchste Vorsicht geboten. Doch wissen nicht alle, dass eine Spielstraße keine Tempo-30er-Zone ist, sondern dass dort Schrittgeschwindigkeit gilt. Und viele, die es wissen, halten sich nicht daran. Zeit für besorgte Eltern, ein Zeichen zu setzen.

Gemeinsam mit ihren Kindern haben sie nun beispielhaft am Trillser Graben herannahende Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, dass sie zu schnell fahren. Zur Unterstützung war die Polizei vor Ort und auch Bürgermeister Christoph Schultz schaute kurz vorbei.

„Die Leute kommen hier hereingerast und denken, sie könnten 30 fahren“ sagt Karin van Noort, die die Kinder-Demo zusammen mit Nadia Clemen initiiert hatte. Dem ist nicht so. Wenn eine Straße als Spielstraße ausgewiesen ist, ist in der Straßenverkehrsordnung eine Schrittgeschwindigkeit von 4 bis 7 km/h vorgesehen. „Wir sind gerade deswegen erst im letzten Dezember hierher gezogen“, sagt Nadia Clemen. Ihr Sohn Mats (6) würde oft mit den anderen Kindern im Trillser Graben Fußball spielen. „Dann habe ich keine ruhige Minute, weil man immer ein Auge drauf haben muss“. Karin van Noort hatte das gleiche Problem vor 30 Jahren, als ihre Kinder klein waren. Heute sind es die Enkel, um die sie sich sorgen muss. „In der Zwischenzeit ist nichts passiert“, so van Noort. Mit selbstgemalten Tempo-7-Schildern stellten die Kinder sich den Autos entgegen. Transparente mit Ausrufen wie „Tu was Verrücktes, sei Vorbild! Das ist eine Spielstraße“ wurden hochgehalten. Es kamen bei Nieselwetter nicht viele Autos, doch die fuhren fast alle um die 20 km/h. Polizeihauptkommissar Heiko Giegeling stoppte sie mit seiner Warnkelle und klärte die Temposünder am offenen Fenster auf. „Knöllchen verteilen wir heute nicht, ich belasse es bei einer mündlichen Verwarnung“. Bisher seien alle angesprochenen Autofahrer sehr einsichtig gewesen. Der Kontakt zur Polizei war auf kuriosem Wege zustande gekommen. „Ich wollte schon länger die Leute auf das Problem aufmerksam machen“, sagt Karin van Noort. Beim Sommerfest des Hildener Tierheims sei sie dann auf die Polizisten zugegangen, die gerade eine Currywurst aßen. „Da mache ich gerne mit, wenn es der Dienstplan zulässt“ hatte Heiko Giegeling damals erklärt. Bürgermeister Christoph Schultz zeigte viel Verständnis für das Anliegen, denn er hat selbst zwei kleine Töchter und wohnt ebenfalls in einer Spielstraße. „Das betrifft alle Nebenstraßen hier im Umkreis“, sagt Schultz; „Wir haben schon viele Beschwerden wegen Rasern bekommen“. Die Stadtverwaltung werde prüfen, wie man mit kleinen baulichen Veränderungen eine Verkehrsberuhigung erreichen könne, versprach der Bürgermeister. Auch Piktogramme auf dem Boden und ein Zusatzschild an der Einfahrt, das die Spielstraße nach beiden Seiten deutlich macht, kämen in Betracht. „Die Aktion heute finde ich gut, denn das Bewusstsein fehlt vielen Autofahrern“, so Schultz.

Das musste auch Leonie (11), Tochter von Nadia Clemen, erfahren. Sie hatte einmal den Mut gefasst, einen Autofahrer anzusprechen und war übel beschimpft worden. „Das ist doch unter aller Kanone“, findet Karin van Noort.

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