Justiz in Erkrath Todesdrohung gegen die Nachbarn

ERKRATH/WUPPERTAL · Eigentlich kennt man sich seit mehr als 30 Jahren. Doch zuletzt raubte das Zusammenleben die Nachtruhe. In einem Haus in Erkrath wurde geschrien, gehämmert und gedroht. Im Prozess sagten nun die Nachbarn aus.

 Ist ein angeklagter Erkrather unzurechnungsfähig? Um sich ein Bild zu machen, hörte die Strafkammer in Wuppertal Nachbarn als Zeugen an.

Ist ein angeklagter Erkrather unzurechnungsfähig? Um sich ein Bild zu machen, hörte die Strafkammer in Wuppertal Nachbarn als Zeugen an.

Foto: dpa/Peter Steffen

Im Prozess gegen den 41-jährigen Erkrather, der im April in seiner Wohnung am Stadtweiher eine ausgehängte Türe in Brand gesetzt hatte, sagten nun Nachbarn des psychisch kranken Mannes aus. „Es war ein Alptraum“, erinnert sich ein Zeuge an durchwachte Nächte, in denen der Beschuldigte in seiner Wohnung herumgeschrien und randaliert habe. Er selbst müsse als Abteilungsleiter in einer Spedition um 6 Uhr morgens mit seiner Arbeit beginnen, an Schlaf sei in den Monaten vor dem Brand in dem Mehrfamilienhaus kaum zu denken gewesen.

Schon als der mittlerweile verstorbene Vater des Beschuldigten noch mit in der Eigentumswohnung lebte, habe man oft nachts die Polizei rufen müssen. Im Alkoholrausch hätten sich die Männer ständig gestritten und Dinge vom Balkon geworfen. „Unser Leben war die Hölle“ spricht der Nachbar über eine jahrelange Tyrannei, die auch andere Hausbewohner dazu bewogen habe, zu ihrem Schutz die Polizei zu rufen. Vater und Sohn hätten die Nacht zum Tag gemacht.

Dabei kennt man sich schon lange, die Familie habe dort mehr als 30 Jahre lang gewohnt. Vor fünf Jahren starb die Mutter des Beschuldigten, auch der Bruder ist tot. Nachdem vor einem Jahr auch der Vater gestorben sei, habe sich die Lage zugespitzt. Er sei von seinem Wohnungsnachbarn mit dem Tode bedroht worden, so der Zeuge. Der Mann habe auch seine Wohnungstüre bespuckt und seine Familie bedroht - die Hausverwaltung sei bereits informiert gewesen.

Zwei bis drei Mal in der Woche habe man die Polizei gerufen, eskaliert sei es dann am Ostersonntag. Da habe der 41-Jährige mitten in der Nacht damit begonnen, auf irgendetwas einzuschlagen. Später stellte sich heraus, dass er eine Tür ausgehängt und sie mit der Axt und Schwertern zerstört hatte. Danach steckte er die durchlöcherte Türe in Brand, um „sein Kunstwerk zu einem Abschluss zu bringen“. Derweil versuchten die schlaflosen Nachbarn gar nicht erst, sich nochmals ins Bett zu legen. Morgens um 8 Uhr riefen sie schließlich die Polizei.

Die herbeigeeilten Polizeibeamten versuchten, bis zum Eintreffen der Feuerwehr den Brand aus Mineralwasserflaschen unter Kontrolle zu bringen. Zuvor war der Beschuldigte aus der Wohnung über den Flur in die 15.Etage gelaufen und hatte dort die gläsernen Hinweisschilder auf den „Notausgang“ zerschlagen. Vor seiner Einweisung in die Psychiatrie hatte er den Polizisten noch erzählt, dass er das Feuer in seiner Wohnung gelegt habe, um die Dämonen mit Weihrauch zu vertreiben. Auch habe er geglaubt, dass er die Flammen mit seinen magischen Kräften löschen könne.

In seiner kroatischen Heimat sei es so, dass man einmal im Leben in seinen eigenen vier Wänden den Exorzismus vollziehen müsse. Das habe er nun getan, weiteres Unheil sei von ihm also nicht zu befürchten. Der 41-Jährige leidet an Schizophrenie und gilt als schuldunfähig, das Gericht hat über seine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie zu entscheiden.

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