Erkrath Im Sedental summt und krabbelt es

15 naturverbundene Bürger haben am Donnerstag auf einer großen Blühwiese in Hochdahl interessante Insekten kennengelernt.

 NABU-Vorsitzender Wolfgang Sternberg bestaunt den Balkenschröter, einen Zwerghirschkäfer im Sedental.

NABU-Vorsitzender Wolfgang Sternberg bestaunt den Balkenschröter, einen Zwerghirschkäfer im Sedental.

Foto: Ilka Platzek

Um 17 Uhr trifft sich ein Grüppchen Insekteninteressierter vor dem Hochdahlhaus, einer mit dem RP-Zeitungsausschnitt, der den Spaziergang ankündigt, unterm Arm. Alle wollen erfahren, welche Tiere auf den Blumenwiesen unterwegs sind, die die Stadt angelegt hat. Auch Wolfgang Sternberg, Vorsitzender vom NaBu Kreis Mettmann, ist gekommen: „Ich wohne nur 500 Meter von hier entfernt“, sagt er. Chef im Ring ist Armin Dahl, zu erkennen am Kescher, den er dabei hat. Er führt die 15-köpfige Gruppe zu einer großen Blumenwiese neben der Skaterwiese im Sedental, die üppig blüht.

Dahl ist Mitglied der AGNU – Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Haan – und ein ausgewiesener Insekten- und Schmetterlingsexperte. Seitdem die Kommunen im Kreis Mettmann Blühwiesen anlegen, hat er ein neues Betätigungsfeld: Er erklärt ahnungslosen Städtern, was dort alles kreucht und fleucht.

„Spaziergänge durch das Sedental“ nennt sich die zweiteilige Reihe, die die Abfallberatung Erkrath mit ihm organisiert hat. Im ersten Teil hatte er die Arzneipflanzen vorgestellt. Jetzt, im zweiten, geht es um die Krabbeltiere, die geflügelten und hüpfenden Bewohner.

 Interessanter Schmetterling: Auch der Schwalbenschwanz ist heimisch in der Region.

Interessanter Schmetterling: Auch der Schwalbenschwanz ist heimisch in der Region.

Foto: D. Borbe

Zunächst aber staunen die Anwesenden über die Blütenpracht. – Alles Wildblumen? „Nein“, gibt Helga Willmes-Sternberg von der Abfallberatung zu: „Die Wildblumenmischungen sind bei den Anbietern bereits rar. Wir haben jetzt eine Mischung aus Wild- und Gartenpflanzen sowie Kräutern ausgesät. Das ist zwar nicht die reine Lehre, aber schön fürs Auge und auch gut für die Insekten.“ Apropos Insekten: Der Blick der Anwesenden am Rande der Blumenwiese richtet sich nach unten und wird schnell fündig.

Während sich Bienen und Hummeln rar machen – es ist nicht ihre Tageszeit – weckt ein etwa zwei Zentimeter großer braun-schwarzer, metallisch glänzender Käfer die Aufmerksamkeit der Gruppe: „Das ist ein Balkenschröter, ein Zwerghirschkäfer“, sagt Dahl, und setzt sich den Käfer auf die Hand. Hirschkäfer seien eigentlich nachtaktiv, deswegen sehe man sie nicht so oft. Dieser hier krabbelt seelenruhig über Dahls Hand und lässt sich ausgiebig bewundern, bevor er wieder auf die Wiese entlassen wird. Dort sitzt auch ein knallblauer Schmetterling, den die meisten der Anwesenden wohl noch nie gesehen haben. „Ein Bleuling“, erfahren wir. Und schon naht die nächste Sensation: Ein knallgrüner Hüpfer, der routiniert mit dem Kescher ausgebremst wird. „Eine fliegende Heuschrecke“, staunt einer der Spaziergänger. „Ein grasgrünes Heupferd“, sagt Dahl. „Die kleineren sind die Männer“, fügt er hinzu. Und so geht es weiter: Ein Zünzler (nicht der Buxbaum-Vernichter, sondern der vom Hornklee), hier als Falter unterwegs, und Rösels Beißschrecke, eine ziemlich imposante schwarz-grüne Heuschrecke. Armin Dahl weiß zu allen interessante Details zu erzählen. Auch zu den Blühwiesen gibt es Informationen: Helga Willmes-Sternberg erklärt, dass die prachtvoll blühende 1300 Quadratmeter große Wiese neu angelegt ist. Die größere daneben ist von 2018. „Wie sie sehen, ist sie längst nicht mehr so prachtvoll, sondern die stärksten Sorten setzen sich durch. Irgendwann blüht es überwiegend weiß auf solchen Flächen.“ Hans-Dieter Dorr, der Mann mit der Zeitung, findet das alles „sehr interessant“. In der Tat ist der frühabendliche Spaziergang wie im Flug vergangen, als sich Armin Dahl schließlich verabschiedet.

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