Patenschaften für Senioren in Erkrath Oma und Opa werden digital

Erkrath/Hilden · Digitalpaten sollen Senioren fit im Umgang mit Smartphone, Tablet und Co. machen. Idee und Umsetzung sind ein Gemeinschaftsprojekt der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher und der Städte Erkrath und Hilden.

 Mit iPad Kontakt zu fernen Verwandten halten – die Digitalpaten machen das durch ihre Hilfestellung möglich.

Mit iPad Kontakt zu fernen Verwandten halten – die Digitalpaten machen das durch ihre Hilfestellung möglich.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Kurz ins Online-Banking geschaut: Gehalt erhalten, Rechnungen bezahlt. Mit einem Klick das Abendessen bestellt und die Kinokarten für den nächsten Tag oder den Urlaub für diesen Sommer gebucht. Alles kein Problem für sogenannte „digital natives“, die mit den Vorzügen der Technik aufgewachsen sind oder jene, die sich berufsbedingt oder aus Neugier den Umgang mit den Neuerungen aneignen.

Die Digitalisierung ist längst in den Alltag eingedrungen und erleichtert jenen, die damit umzugehen wissen, das Leben. Corona hat das Ganze nochmals beschleunigt und während die einen Kontaktbeschränkungen, Homeoffice und Homeschooling mit Videotelefonie und Onlinemeetings überbrücken, bleiben die anderen, die nach wie vor analog unterwegs sind, zurück. Viele Senioren, weiß Erwin Knebel von der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher im Kreis Mettmann, schreckt die Digitalisierung ab.

Bei Projekten mit den Verbraucherscouts und den Pflegescouts hat Knebel gemerkt, dass viele ältere Leute mit der Digitalisierung auf Kriegsfuß stehen. Schon damals wollte er etwas gegen diese Scheu zu tun. Was letztendlich zum neuen Projekt mit den Digitalpaten geführt hat, war die Problematik mit dem Hildener Waldbad im vergangenen Jahr. „Plötzlich konnten nur noch Leute ins Bad, die sich online registrierten und online ein Ticket kauften“, erzählt Knebel. Viele ältere Badegäste, die kein Internet nutzen und auch gar nicht wissen, wie es geht, blieben somit außen vor.

Die Digitalisierung werde auch nach Corona weiter voranschreiten. Wer da jetzt nicht mitkomme, sei der digitale Analphabet von morgen. Um zu helfen, hat Knebel in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Soziales und Senioren der Städte Hilden und Erkrath das Projekt „Digital dabei – Gemeinsam online“ ins Leben gerufen, das mittels ehrenamtlicher Digitalpaten über Vorträge und Workshops, beispielsweise in Begegnungsstätten, die Angst vor den neuen Medien nehmen soll.

Wer künftig beispielsweise ein Restaurant besuchen will, wird sich online über eine App registrieren müssen. Und wegen fehlender Kenntnisse sollten Senioren nicht ausgeschlossen werden. „An dem Projekt haben wir nun schon ein Jahr gearbeitet und es wird auch für die Zukunft wichtig sein“, prophezeit Stefan Freiberg, Fachbereichsleiter für Soziales der Stadt Erkrath. Bereits jetzt zähle das Projekt 25 Ehrenamtlern und einen großen Pool an Experten aus der Telekommunikation- und IT-Branche.

Helga Breitenbach (78) konnte dank ihrer Kenntnisse einem älteren Ehepaar aus Wülfrath, die sich in Hilden verfahren hatten, dabei helfen, das Auto-Navi mit der richtigen Adresse ihres Zielortes einzustellen. „Es ist erschreckend, wie hilflos man sich da vorkommt, wenn man nicht mehr weiß, wo man ist und was man machen soll.“ Sie hat sich daher bewusst dafür entschieden, solchen Menschen „auf Augenhöhe einfach ein bisschen zu helfen.“

Edith Ohlendorf (69) aus Erkrath hat sich in der Pandemie ebenfalls aus der Not heraus im Bereich der Zoom-Videokonferenzen weitergebildet, um mit den Mitgliedern der von ihr geleiteten Gruppe „Alt werden für Anfänger“ auch während des Lockdowns weiter Kontakt halten zu können. „Zweidrittel der Teilnehmer sind auf der Strecke geblieben, weil sie die Digitalisierung nicht mitmachen“, bedauert Ohlendorf, die sich ebenfalls als Digitalpatin zur Verfügung stellt, um auch jene in die digitale Welt mitzunehmen, die sich alleine noch nicht trauen.

Schon jetzt, kurz nach Projektstart, berichtet Erwin Knebel von der Arbeitsgemeinschaft, seien sie auf großes Interesse gestoßen. „Wir haben viele Anfragen von Begegnungsstätten erhalten. Sobald es Corona zulässt, wollen wir Vorträge, Workshops und Infoveranstaltungen anbieten.“ Auch Hausbesuche – ähnlich einer Tupperparty – könne man sich gut vorstellen.

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