Erkrath Flüchtlinge ziehen bald in Container

Erkrath · Am Klinkerweg in Hochdahl werden künftig 35 Personen wohnen. Der Standort sei ideal, sagt die Stadt.

Erkrath: Flüchtlinge ziehen bald in Container
Foto: Achim Blazy

Noch im Februar hatte die Verwaltung prüfen lassen, ob sich das Gelände am Klinkerweg zwischen Schimmelbusch- und Hauptstraße überhaupt für die Aufstellung von Containern eignet. Der Boden wurde schließlich für tragfähig befunden - und seit ein paar Tagen stehen die Container (Kosten: 800.000 Euro) auch schon da, die in etwa vier Wochen bezugsfertig sein sollen. Einziehen werden etwa 35 Personen, bevorzugt Familien.

Mit dem überschaubaren Container-Wohnblock bleibt die Stadt ihrem Prinzip, Flüchtlinge in kleineren Einheiten auf das Stadtgebiet zu verteilen, treu. 357 Flüchtlinge, davon 26 unbegleitete Minderjährige, leben derzeit in den städtischen Unterkünften, die größte Einheit ist die Freiheitstraße mit 106 Bewohnern, sagt Stefan Freiberg, Leiter der Fachbereichs Jugend und Soziales bei der Stadt. Den Standort Klinkerweg findet er ideal, mit Supermarkt, Bäcker, Metzger und Post in der Nähe, guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und nicht zuletzt, dem Sozialamt (Klinkerweg 7) gleich um die Ecke. Auch für den benachbarten Kindergarten sollte die Unterkunft kein Problem sein.

Mit der Situation insgesamt sei die Stadt derzeit "sehr zufrieden", sagt Freiberg bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kultur und Soziales. 2016 seien bisher lediglich 33 Flüchtlinge neu in die Stadt gekommen und seit der Auflösung der Erstaufnahme-Einrichtungen im Februar gebe es mehr Personalspielraum, der beispielsweise für eine Sprechstunde für Flüchtlinge vor Ort genutzt werde. Sie müssten jetzt nicht mehr für jede Kleinigkeit zum "Integration Point" nach Mettmann fahren, sondern können sich gleich von Übersetzern vor Ort helfen lassen.

Auch das habe sich bewährt: Bescheide werden an die Leistungsempfänger persönlich verteilt. Wird jemand dreimal nicht angetroffen, werde der Anspruch gestrichen. Erarbeitet wurde außerdem eine Charta für Flüchtlinge, um Probleme mit den Nachbarn zu vermeiden. Beschrieben wird darin beispielsweise, wie der Müll getrennt wird und wie man sich ganz allgemein nachbarschaftlich wie auch in Ausnahmefällen wie Bränden verhält. Ebenfalls ein wichtiges Thema: Abschiebungen von Familien sollen den Schulen laut Freiberg künftig umgehend mitgeteilt werden, damit die Schüler nicht beunruhigt sind, wenn ihre Klassenkameraden plötzlich nicht mehr auftauchen.

Was Freiberg außerdem aufgefallen ist: "Die Flüchtlinge hier wollen lernen, lernen, lernen, aber es fehlt in den Unterkünften häufig die Ruhe. An der Freiheitstraße richten wir dafür jetzt einen Raum als Lernraum ein." Dass vom Analphabeten bis zum Akademiker alle Flüchtlingsschichten in Erkrath vertreten sind, weiß auch Ursula Moldon, Leiterin der Volkshochschule, die vom "Flüchtling, der noch nie in seinem Leben einen Stift in der Hand gehalten hat und das motorisch auch nur schwer hinbekommt" ebenso berichtet wie vom "promovierten Chemiker, der mit Fachkollegen in aller Welt auf Englisch kommuniziert".

Und noch eine Nachricht: Aus dem Kreisprojekt "Komm an" bekommt Erkrath 16.200 Euro für Projekte, die etwas für die Integration leisten. Drei Bewerber gibt es schon, darunter ein interkulturelles Mehrgenerationenfrühstück als Gemeinschaftsveranstaltung von Stadt und Awo, um Flüchtlinge mit Senioren in Kontakt zu bringen.

(RP)
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