Planetarium Erkrath Auf der Spur des Weihnachtssterns

Erkrath · Wissenschaftler glauben, dass es den Stern von Betlehem tatsächlich gab. War es der Halleysche Komet? Experten des Planetariums Erkrath erläutern den Stand der Forschung.

Foto: Evans & Sutherland/Planetarium Hamburg

Foto: Evans & Sutherland/Planetarium Hamburg

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Es begab sich zu der Zeit, als das heutige Israel zum Römischen Reich gehörte, dass die Regierung eine Volkszählung anordnete. Der Zimmermann Josef musste dazu mit seiner hochschwangeren Frau Maria von Nazareth nach Jerusalem reisen. Am Abend angekommen, fanden sie keine Herberge in der Stadt, und auch im benachbarten Bethlehem waren alle Fremdenzimmer belegt.

Dass die beiden schließlich in einem Stall unterkamen, als plötzlich Marias Wehen einsetzten, ist eine Geschichte, die wohl jedes Kind kennt. Die Legende sagt, dass in dieser Nacht am Himmel der „Stern von Bethlehem“ auftauchte, um den Menschen die Geburt des „Heilands“ zu verkünden. Kann es wirklich so gewesen sein? Und wenn, was war dann der Stern von Bethlehem genau? Darüber machen sich die Menschen seit fast 2000 Jahren Gedanken.

Sterndeutung ist vielleicht die älteste Wissenschaft der Welt, aber seit dem Beginn der Neuzeit und vor allem im 20. Jahrhundert sind viele Fortschritte gemacht worden. Aus Sternbildern, die scheinbar von einer höheren Macht ins Himmelszelt gestochen waren, wurden Milliarden Sonnen, Galaxien und Sternennebel, in denen sich ganze Welten verbergen können. Natürlich haben die Sternbilder auch heute noch eine Bedeutung, nicht nur aus historischer Sicht. Astronomen können sich an ihnen orientieren und die Position eines Objektes relativ zur Erde beschreiben.

So bilden die Riesensterne Aldebaran und Beteigeuze den „Gürtel des Orion“, und der helle Stern Sirius ist im „Großen Hund“ zu finden. Die „Perseiden“, die jeden Sommer als Sternschnuppenregen zu sehen sind, haben ihren Namen vom Sternbild „Perseus“, aus dem sie zu kommen scheinen. Könnten diese Sternschnuppen der „Weihnachtsstern“ gewesen sein?

„Eher nicht, denn es sind sekundenschnelle Erscheinungen, während der Weihnachtsstern tagelang zu sehen gewesen sein soll“, weiß Magdalena Kapela, Dozentin im Stellarium Erkrath. Falls Jesus tatsächlich im Winter geboren wurde, bestehen noch viele weitere Möglichkeiten, denn der Wintersternenhimmel hat die hellsten Sterne. Allerdings waren die hellsten Sterne und die Planeten von Merkur bis Saturn schon in der Antike bekannt und kommen als „Stern von Bethlehem“ ebenfalls nicht in Frage.

„Die häufigste Assoziation ist ein Komet, wie der Weihnachtsstern auf den meisten Abbildungen dargestellt wird“, so Magdalena Kapela. Tatsächlich habe sich der Halleysche Komet im Jahre 12 vor Christus in Erdnähe befunden. Jedoch seien Kometen früher eher als Zeichen der Bedrohung interpretiert worden. „Daher hat man diese Theorie inzwischen verworfen“.

Was bleibt, wären auffällige Planetenkonstellationen, die nur alle paar Jahrzehnte entstehen und die von der Erde aus betrachtet wie ein einziges Objekt aussehen können. Im Jahr 7 vor Christus waren etwa Jupiter und Saturn zusammen im Sternbild „Fische“ zu sehen. Doch auch diese Theorie ist anzuzweifeln, da die Bewegungen der Planeten den Sterndeutern schon damals bekannt waren.

„Die Menschen hätten das vorausgesehen“, glaubt Kapela. Falls es den Stern von Bethlehem tatsächlich gegeben hat, war es am ehesten eine Supernova: Wenn ein großer Stern seinen Brennstoff verbraucht hat und am Ende seiner Lebensdauer angekommen ist, kann er in einer riesigen Gaswolke explodieren, die noch in großer Entfernung über Tage heller leuchtet als jeder Stern. Auch wenn es merkwürdig ist, dass etwa die Chinesen um das Jahr Null herum keine Supernova dokumentiert haben, bleibt es doch die wahrscheinlichste Erklärung und eine schöne Vorstellung.

Denn dass die Evangelisten die ganze Geschichte nur erfunden haben, das mag wohl kein Christ glauben.

(tpp)
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