Bahnstraße Geschichtslehrer stellen Schätze aus

Erkrath · Als Not erfinderisch machte: Alltagsgegenstände aus der Zeit Ende des Zweiten Weltkriegs und vor dem Wirtschaftswunder sind ab morgen in der Kreissparkasse zu sehen.

 Joachim Noack (links) und Peter Krüger beim Aufbau der Ausstellung „Not macht erfinderisch“. Gezeigt wird unter anderem ein Soldatenhelm, der zum Gülleheber umfunktioniert wurde.

Joachim Noack (links) und Peter Krüger beim Aufbau der Ausstellung „Not macht erfinderisch“. Gezeigt wird unter anderem ein Soldatenhelm, der zum Gülleheber umfunktioniert wurde.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das persönlichste Stück sind die Babyschuhe aus Fallschirmseide, die hat Peter Krüger selbst einmal getragen. Eingerahmt und hinter Glas sind sie Teil der Ausstellung „Not macht erfinderisch“, die am 8. Mai um 11 Uhr an der Bahnstraße eröffnet wird – dem Tag, an dem der Zweite Weltkrieg 1945 endete. Ganz bewusst haben die beiden ehemaligen Erkrather Geschichtslehrer Peter Krüger und Joachim Noack dieses Datum für ihre kleine Ausstellung gewählt. Der Fundus ist um einiges größer: „Zuhause habe ich ein Stockwerk voller Kuriositäten“, erzählt Krüger.

Weil er seinen Schülern Geschichte auch anhand von Greifbarem, von Gegenständen vermitteln wollte, hatte Krüger vor rund 30 Jahren mit dem Sammeln sogenannter Konversionsgegenstände aus der Zeit gegen Kriegsende und vor dem Wirtschaftswunder begonnen – Gegenstände also, die aus der Not heraus zweckentfremdet, umgearbeitet, nützlich gemacht wurden. Zum Beispiel Kartoffelstampfer aus Stabgranaten, Mehlsäcke, die als Bettwäsche dienten, Haushaltssiebe aus Gasmaskenfiltern, Soldatenhelme, die zu Schöpfkellen für Gülle wurden und Panzerdrähte, die Frauen sich als Lockenwickler-Ersatz ins Haar drehten. „Zwischen 1945 und 1948 ging es nur ums Überleben“, sagt Krüger, den die Kreativität dieser Jahre verblüfft. Besonders stolz ist er auf einen mit Herzen verzierten Ständer für Weihnachtsbäume, der einmal eine Granate war. Er hat ihn, wie viele weitere Objekte auch, bei einer Auktion erstanden. Anderes stammt von Flohmärkten oder aus Internet-Versteigerungen, wie das amerikanische Hilfspaket mit der rostigen Kakaodose. Ein Berliner hatte es im Keller seiner verstorbenen Tante entdeckt und zum Verkauf angeboten. „Für 45 Euro habe ich es bekommen“, erzählt Krüger. Was die rund 40 Gegenstände der Ausstellung spiegeln sollen: „Not macht erfinderisch“. Krüger appelliert aber auch an die Gegenwart: „Fantasie entwickeln und Dinge weiter nutzen, statt sie weg zu werfen, darum geht es.“ Initiator der Schau ist sein Kollege Joachim Noack, der ein Buch über die Nachkriegszeit in Erkrath zusammengestellt hat. Zu den ganz besonderen Ausstellungsstücken zählt übrigens eine Emaille-Schüssel aus Oskar Schindlers berühmter Krakauer Fabrik. Schindler hatte dort hunderte jüdische Zwangsarbeiter vor dem Tod bewahrt.

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