Tauschtreffen „Zackige Neandertaler“ geben nicht auf

ERKRATH · Der immer kleiner werdende Verein pflegt noch die Liebe zu schönen Briefmarken und organisiert regelmäßig Ausstellungen.

 Mitglied Gert Oswald nimmt eine Marke unter die Lupe.

Mitglied Gert Oswald nimmt eine Marke unter die Lupe.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(tpp) Früher galten Briefmarken als die „Aktien des kleinen Mannes“. Sie sind leicht auch in großer Zahl zu verstauen, bieten einen unerschöpflichen Nachschub an wechselnden Motiven und können im Wert steigen. In der Generation der Großväter haben viele, vor allem Männer,  Briefmarken gesammelt. Bis heute gibt es sie, die Postwertzeichen und die, die sie mit Sachverstand und Hingabe sammeln.

Und sie sind gut vernetzt, in Erkrath etwa im Verein „Zackige Neanderthaler 2000“, der Kontakte zu anderen Vereinen in der Region, aber auch im Ausland unterhält. Der Verein organisiert regelmäßig Ausstellungen, bei denen die Mitglieder ihre Sammlungen oder Teile daraus präsentieren. Vor allem aber treffen sie sich jeden Monat im Seminarraum des Kaiserhofs zu Tauschabenden. Viel getauscht wird da nicht – nach Jahrzehnten des Sammelns haben die meisten ihre Sammlungen schon zu großen Teilen komplett. Aber es wird sich über andere Dinge des Lebens ausgetauscht. „Man unterhält sich und hilft sich gegenseitig. Die Treffen haben eine große menschliche Komponente“, sagt Petra Wiedefeldt, die ihren Mann begleitet.

Ulrich S. (Name geändert) ist wie viele über seinen Großvater zu den Briefmarken gekommen. „Ich habe als Schulkind in Hamburg die Sammlung von meinem Opa geerbt. Wenn die Sturmflut 1962 nicht gewesen wäre, wäre ich heute Millionär“, sagt der Wahl-Hochdahler. Doch nach dem Verlust hat er seine eigene Sammlung aufgebaut. „Deutschland und Österreich habe ich vollständig. Das hat man einfach, wenn man Jahrzehnte gesammelt hat“. Deshalb muss man sich eigene Ziele setzen.

Einige spezialisieren sich auf eine bestimmte Epoche eines Landes in Übersee, andere sammeln nach Themenmotiven wie Tiere, Schiffe oder Bauwerke. Ulrich S. will nun anfangen, seine DDR-Sammlung zu komplettieren. „Und ich sammle Plattenfehler. Ich glaube, da bin ich der einzige im Verein“. Plattenfehler nennt man die seltenen Varianten, bei denen die Briefmarke eine kleine Abweichung vom Originalmotiv aufweist. Auch diese Varianten sind in Katalogen dokumentiert und können den Wert der Standard-Ausgabe deutlich übersteigen. Gründungsmitglied Gert Oswald (77) hat als Kind angefangen, weil sein Vater und Großvater ebenfalls gesammelt haben. „Ich hatte schon früh eine massive Wertsteigerung, aber dann kam die Lehre und ich habe alles verschenkt“, erzählt der Gruitener. Später habe er sich in Wuppertal einen Anzug kaufen wollen, sei aber mit zwei vollen Briefmarken-Alben nach Hause gekommen. „Das war der Neustart für mich“.

Wie bei den meisten geht es ihm heute nur noch um einzelne Marken. „Die Zehn-Dollar-Marke aus der Insekten-Serie aus Singapur fehlt mit noch“, sagt Oswald, außerdem interessiere er sich für die Tierkreiszeichen-Serie aus der ehemaligen Tschechoslowakei. „Es gibt leider kaum noch junge Leute für dieses Hobby“, bedauert Petra Wiedefeldt. Vorsitzender Peter Feuser ist mit Mitte 50 der Jüngste im Verein. „Wir haben schon alles versucht, um Nachwuchs zu gewinnen.“

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